Dienstag, 16. April 2024


August 2013: Der Tod und das Meer

Das Meer zieht die Menschheit seit Jahrtausenden auf magische Art und Weise an. Es liefert Nahrung und weltweite Handelsrouten. Es verspricht Abenteuer, birgt aber auch viele Gefahren. Das Meer hat schon so manchem Seebär das Leben gekostet. Im August besuchen wir die Sonderausstellung "Der Tod und das Meer" im Altonaer Museum in Hamburg.

01.08.2013
    Wellen auf dem Atlantik
    Wellen auf dem Atlantik (picture-alliance/ dpa)
    Das Gemälde "Wartende Fischerfrau" von Heinrich Tank ist nicht nur das Titel-Motiv der Sonderausstellung "Der Tod und das Meer" im Altonaer Museum in Hamburg, sondern dient in diesem Monat auch als Inspirationsquelle für eure Gedichte zum gleichnamigen Leitmotiv.

    "Wartende Fischerfrau"
    Das Motiv der wartenden Frau am Meer taucht immer wieder in Kunst, Literatur und Musik auf. Auf dem Gemälde von Heinrich Tank blickt die Frau, zwei Kinder im Arm haltend, auf das Meer. Sie wartet vermutlich auf die Rückkehr ihres Mannes.

    Seit Jahrtausenden bietet das Meer den Menschen großen Nutzen. Sie finden dort Nahrung und können über Seewege regen Handel betreiben. Länder bauen ihre Flotten aus und viele Männer finden Arbeit als Fischer. Außerdem hat das Meer die Menschen immer gereizt, nicht zuletzt wegen der vielen Abenteuer- und Piratengeschichten, die man sich seit vielen Jahren erzählt.

    Doch auch heute birgt das Meer noch viele Gefahren, es ist unergründlich und tief. Zwar wächst das Wissen über Schiffbau und Navigation regelmäßig, doch der Traum der Unsinkbarkeit ist nach wie vor unerfüllt, wie beispielsweise der Untergang der Costa Concordia gezeigt hat. Die Oberflächen der Ozeane sind mittlerweile gründlich erforscht, jedoch wird die noch unbekannte Tiefe die Menschheit sicherlich noch lange faszinieren.

    Auch den wortkargen Fischer Joost aus unserem Monatsgedicht von Jan Wagner hält das Meer in seinen Tiefen gefangen. Außer Seemannsgarn über seine aufregende Jugend als "veritabler Schürzenjäger" auf See, bleibt ihm am Ende seines Lebens nicht viel mehr als die Erinnerungen an die Schwärme tief unten im Dunkel.

    Lasst euch von Tanks Gemälde und Jan Wagners Text zu einem Gedicht über den Tod und das Meer inspirieren.
    Was sind eure Gedanken zum Thema "Der Tod und das Meer"? Und was denkt ihr: Wartet die Fischersfrau auf dem Gemälde vergeblich auf ihren Mann? Hat er sie vergessen, seine Liebe für sie gegen die Sehnsucht nach dem Meer eingetauscht? Warten gar mehrere Frauen auf seine Rückkehr? Oder musste er auf hoher See sein Leben lassen?

    Wir freuen uns auf eure Texte.

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    achtzehn pasteten
    2 (pâté chaud de harengs aux pommes de terre)


    als joost, der fischer, sich links an die brust griff
    und torkelte, verstanden wir: das herz.
    als junger mann sei er auf einem frachtschiff
    zur see gefahren - veritabler schürz-

    enjäger, trinker -, hieß es, und das meer
    sei blau und weit der wind. doch er blieb stumm.
    selbst wenn nicht wasser in den gläsern war,
    das rote auge seiner pfeife glomm;

    und glaubte man, dass er sich zu erwärmen
    begönne, etwas ihm im mundwinkel
    zu zucken schien, sprach er bloß von den schwärmen
    tief unten. jenem flossenschlag im dunkel.

    (aus: achtzehn pasteten, Berlin Verlag 2007, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Berlin Verlags)

    Jan Wagner, geb. 1971 in Hamburg, lebt in Berlin. Übersetzer englischsprachiger Lyrik, freier Literaturkritiker und bis 2003 Mitherausgeber der internationalen Literaturschachtel DIE AUSSENSEITE DES ELEMENTES. Neben vier Gedichtbänden – Probebohrung im Himmel (2001), Guerickes Sperling (2004), Achtzehn Pasteten (2007) und Australien (2010, alle Berlin Verlag) –, der Essaysammlung Die Sandale des Propheten. Beiläufige Prosa (Berlin Verlag 2011) sowie dem Buch Die Eulenhasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene (Hanser Berlin 2012) veröffentlichte er mit Björn Kuhligk die Anthologien Lyrik von Jetzt (2003) und Lyrik von Jetzt zwei (2008) sowie das Buch Der Wald im Zimmer (2007). Er erhielt u.a. den Anna-Seghers-Preis (2004), den Ernst-Meister-Preis (2005), den Wilhelm-Lehmann-Preis (2009), ein Villa-Massimo-Stipendium in Rom (2011), den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Tübingen (2011), den Kranichsteiner Literaturpreis (2011) sowie den Paul-Scheerbart-Preis (2013).

    Das Altonaer Museum befasst sich als eines der größten deutschen Regionalmuseen mit der Kunst- und Kulturgeschichte des norddeutschen Raumes und präsentiert die kulturhistorische Entwicklung der Elbregion um Altona, von Schleswig Holstein und der Küstengebiete von Nord- und Ostsee. Die ständige Schausammlung zeigt die wichtigsten regionalen Ausstellungsstücke aus den Bereichen Malerei und Graphik, Kunsthandwerk, Kulturgeschichte, Fischerei und Schifffahrt.
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Jan Wagner (Alberto Novelli-Villa Massimo)
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    Altonaer Museum Hamburg (Altonaer Museum, Ulrike Pfeiffer)