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Ausbildung für die Zukunft
Ist die Automobilbranche noch für Absolventen interessant?

Immer weniger junge Menschen machen den Führerschein, das Auto als Statussymbol verliert an Stellenwert. Aber wie sieht das Interesse junger Leute an der Automobilbranche als Arbeitgeber aus? Bei der Karriere-Messe für die Mobilitätsindustrie vom 6. und 7. Februar in Bochum geht es auch um die Ausbildung.

Von Kai Rüsberg | 07.02.2019
    Ein Automechaniker mit einem Diagnosecomputer an einem Auto.
    Auch die Autowerkstatt wird immer digitaler (imago/Westend61)
    Schon vor der Eröffnung um 10 Uhr stehen die ersten Interessenten und Interessentinnen vor der Tür, um so wie Stella Klatt aus Recklinghausen einen Job zu finden.
    "Ich suche nach einem Praktikumsplatz nach dem Bachelor-Abschluss und ich werde mein Glück versuchen, ich studiere BWL und würde gern in die Richtung von supply chain management gehen."
    Die meisten Besucher sind aber männlich und haben sich vorab gut informiert. Maschinenbauer Marcel Achnitz bringt schon Erfahrungen mit.
    "Die Branche ist schon interessant, vor allem weil der europäische Markt stark hinterherhängt. Also ich habe da schon sehr viele Benchmark-Termine mit chinesischen Unternehmen gemacht, BYD zum Beispiel, wo man wirklich sieht, wie der Fahrer mit dem Fahrzeug und mit dem Handy sozusagen verbunden wird, dass es alles verschmilzt. Da sind die im chinesischen Markt sehr weit voraus dem europäischen Markt, da gibt's so viel."
    Weg vom Handwerk, hin zum Digitalen
    Trotz der Krisen der Branche und der Konkurrenz aus Asien hofft er darauf, dass die gut bezahlten Jobs weiter in Deutschland bleiben.
    "Doch schon das Steuernde, das Planende, die Verantwortung tragen nachher fürs Produkt, dass sollte schon weiter in Deutschland liegen und damit auch die Einkommen-starken Tätigkeiten."
    Handwerkliche Tätigkeiten, wie früher beim Automobilbau, sind weniger gefragt. Organisator der Karriere-Messe für die Mobilitätsindustrie ist Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Er meint, dass sich die Branche an die Veränderungen im Markt gut angepasst hat und attraktive Jobs bietet:
    "Also die Studien von heute zeigen, dass man diese Schrauberei eigentlich nicht mehr ganz so stark braucht, sondern dass man ganz klar ist im Infotainment, in der Informatik, in der Vernetzung, das sind die ganz großen Themen. Unsere Studiengänge auch von den Hochschulen, die ich kenne, sind alle so aufgebaut, dass wir die Welt von gestern, diese Historie zwar noch kurz betrachten, aber das morgen ist wirklich wichtiger."
    Produktionstechniken im Wandel
    Siemens ist mit einem Stand vertreten, wo 3D-Druck gezeigt wird. Auf dem Tisch liegt ein silbrig-grau glänzendes Beispiel, dass aus vielen filigranen Röhren und kleinen Kammern besteht.
    "Da haben Sie eins unserer Lieblingsteile rausgesucht, das ist nämlich von einer Gasturbine der Siemens AG eine Brennerdüse. Die sehen ein bisschen zufällig aus, orientieren sich an der Natur und sind dafür da, um einen optimierten Kühlkreislauf sicherzustellen."
    Diese Düse aus Aluminium wäre ohne einen 3D-Drucker, der Aluminium verarbeitet, gar nicht herzustellen. Robin Deselars ist selbst noch nicht so lange bei Siemens und schon als Botschafter für die Bewerbersuche aktiv.
    "Was mich damals dafür begeistert hat, ist, dass natürlich herkömmliche Produktionstechniken aktuell in einem Wandel sind. Was für mich im Bereich 3D-Druck interessant ist, das ist einfach dieses neue Ding, was jetzt auch immer wirtschaftlicher wird, was schneller wird, was günstiger wird, wo immer mehr Bereiche, Nischen, Branchen infrage kommen, um dieses Verfahren zu adaptieren und dementsprechend dieses Verfahren auch immer weiter treiben."
    Auch der Handel digitalisiert sich
    Einfache oder handwerkliche Tätigkeiten ohne Abitur sind nur wenige zu finden. Aber im Handel gibt es noch gute Chancen. Doch auch der ist digitalisiert, wie bei dem Internetportal MeinAuto, erklärt Gründer Alexander Bugge.
    "Wir suchen permanent neue Leute, wir stellen viele ein, wir haben jetzt gerade 25 Mitarbeiter eingestellt und da suchen wir sehr verschiedene Profile: von Telefonberatern bis hin zu Internet-Webentwicklern, Marketingmanagern gibt es einfach sehr viele verschiedene Berufsprofile, die wir gewinnen möchten."
    Das Interesse ist am Karrieretag groß. Mehr als 2.000 Abiturienten und Studenten sind nach Bochum gekommen.