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Ausbildung zum Schmied
Arbeit mit dem heißen Eisen

Der Beruf des Schmieds ist einer der ältesten der Welt. Schon im Altertum wurden die Handwerker für ihre Waffen und Werkzeuge geschätzt. Heute ist aus dem Schmied das Berufsbild des Metallbauers geworden. Die Ausbildung erfordert Formgefühl und Geschick.

Von Alexandra Gerlach | 27.08.2016
    Ein Hufschmied bearbeitet am 05.12.2013 in Hannover (Niedersachsen) auf der Messe "Pferd und Jagd" ein glühendes Hufeisen mit einem Hammer. Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa
    Für den Beruf des Schmieds sollte man auch über Feingefühl verfügen. (picture alliance / dpa / Tobias Kleinschmidt)
    "Also Justus, du nimmst die beiden Blechteile, spannst die auf den Schweißtisch auf, hier musst du darauf achten, dass die eben aufliegen, und dann schweißt du die von oben und unten und auch mal in der Mitte ein Hefter, dass es sich dort nicht wellt, und dann wird es von innen über die komplette Länge geschweißt."
    Ausbilder Jens Weber, 47 Jahre, leicht graue Haare, schlank und sportlich, steht gemeinsam mit seinem Lehrling Justus Biermann auf dem Hof der zur Schmiede umgebauten, ehemaligen Stadtscheune von Stolpen. Das Feuer in der großen Esse ist bereits erloschen an diesem Nachmittag. Die schweren Handwerkszeuge, Zangen, Hammer und Gesenke hängen wohlgeordnet an der Wand und auf einer Stange direkt an der Feuerstelle.
    Gleich daneben ein großer klassischer Amboss und ein grün lackierter, etwas altertümlich anmutender, noch aus DDR-Zeiten stammender Schmiedehammer, der zwar schneller schmieden kann als der Mensch aber einen mörderischen Lärm macht.
    Justus soll den Rohling einer doppelwandigen, sechseckigen Feuerschale für einen hochwertigen Gartengrill veredeln. Justus ist 16 Jahre alt, im August hat er seine Lehre zum Metallbauer/ Fachrichtung Konstruktionstechnik, in der Schmiede Stolpen begonnen:
    "Ja, ich war schon zwei Tage mit auf Montage, ich habe geschweißt, Feuerschalen geschweißt, ich habe viel geschliffen und mit dem Winkelschleifer gearbeitet und jetzt gerade eben habe ich unter anderem auch Schweiß-Perlen abgemacht, die vom Schweißen sind."
    Breites Spektrum an Produkten
    In seiner Lehrzeit wird er ein breites Spektrum von Produkten kennenlernen. Seine Ausbildungsschmiede fertigt außer Hufeisen fast alles: Eisenkonstruktionen für Balkone, Geländer, Treppen, Gatter, Gitterzäune und denkmalsgerechte Elemente oder eben auch edle Feuerschalen für einen edlen Gartengrill.
    Für Justus, den schlaksigen, blonden jungen Mann, der aus einem Handwerkerhaushalt stammt, ist die Lehre der Einstieg in seinen Traumberuf:
    "Das ist schon lange her, ungefähr vier, fünf Jahre, da haben wir zu meinem Geburtstag geschmiedet und seitdem wollte ich mein Hobby auch zum Beruf machen."
    Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum – wie es heute heißt – Metallbauer. Praktika zuvor sind erwünscht, in der Schmiede Stolpen müssen Lehrlingsanwärter zudem Probearbeiten. So könne man am besten erkennen, ob ein Bewerber geeignet und talentiert sei, sagt Meister Jens Weber, der zugleich Mitinhaber und Geschäftsführer der Schmiede Stolpen ist:
    "Wir haben einen Schrottsammler, der liefert uns so alte Schmiedeschraubstöcke und die sehen natürlich sehr, sehr verrostet aus und das ist zum Beispiel eine Aufgabe für einen Tag. Ein Praktikant muss so einen Schraubstock restaurieren. Haben wir schon inzwischen über 40 Stück in unserer Sammlung."
    Zerlegen, entrosten, ölen, bürsten
    Restaurieren, das heißt: erst zerlegen, dann entrosten, ölen, bürsten, die Gewinde wieder einfetten und alles wieder zusammenbauen. Wenn etwas verbogen ist, muss es gerichtet werden, notfalls gemeinsam mit einem Gesellen, wenn das Know-how fehlt. Eine andere beliebte Probeaufgabe ist das Geradeziehen einer Autofeder:
    "Im Feuer wärmen, das Metall, bis es also biegsam ist und dann muss er es am Amboss geraderichten und dann muss er uns einen geraden Stab anbieten, und da sehen wir die unterschiedlichsten Formen."
    Seit 18 Jahren betreiben die beiden ausgebildeten Schmiede und Denkmalpfleger Jan Kalauch und Jens Weber gemeinsam ihre Schmiede. Sie vereinen traditionelles und modernes Metallbauhandwerk, zwischen klassischen Schmiedefeuer und teurer Kantpressmaschine unter einem Dach. In den sanierten, einstigen Stadtscheunen beschäftigen sie 15 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende.
    Da man in der Praxis Material und Konstruktionen kalkulieren muss, sollte man gut rechnen können und über Formgefühl verfügen, betont Lehrherr Jens Weber. Gute Zeugnisse seien zwar wichtig, sagt der Schmiedemeister, aber:
    "In erster Linie sollte er ein bisschen geschickt sein und menschlich zu uns passen, das ist für uns das Hauptaugenmerk. Und alles andere, denken wir, kriegen wir dann schon hin."