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Karriereende von Dirk Nowitzki
Abschied auf amerikanisch

Egal wie eng die Verbindung zur alten Heimat sein mag: Viele deutsche Sportler von internationalem Rang kehren nach dem Ende ihrer Karriere nicht wieder in ihre Heimat zurück. Das jüngste Beispiel: Dirk Nowitzki.

Von Jürgen Kalwa | 13.04.2019
Dirk Nowitzki, die #41 der Dallas Mavericks erklärte am 9. April, dass er sein letztes Heimspiel bestritten hat.
Das war's. Die NBA-Laufbahn von Dirk Nowitzki ist nach 21 Jahren zu Ende. (Ronald Martinez/Getty Images)
Es gehört heute einfach zum Sport, dass prominente Politiker eine gewisse Nähe zu prominenten Athleten suchen. So etwas signalisiert nicht unbedingt Leidenschaft fürs Spiel, aber auf jeden Fall Nähe zum Volk. Beim ehemaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama schwang allerdings schon immer etwas mehr mit. Er war schließlich selbst mal ein sehr anständiger Basketballer und weiß die Leistung einer Mannschaft wie der Dallas Mavericks zu würdigen. So wie bei deren Besuch Anfang 2012 im Weißem Haus:
Überwältigendes Echo wegen Nowitzkis Rücktritt
"Diese Spieler wissen, wie gute Mannschaften gewinnen – nicht nur, in dem sie höher springen oder schneller laufen, sondern den freien Mann finden, zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen, klüger spielen."
So war es denn auch nicht so überraschend, dass Obama im Unterschied zu den Lobpreisungen seiner Amtsvorgänger Clinton und Bush einen zweiten Spieler nicht vergaß, der am selben Tag zurücktrat.
"Glückwünsche von einem großen NBA-Fan an die zukünftigen Hall-of-Famer Dwyane Wade und Dirk Nowitzki. Nicht nur zwei der Größten aller Zeiten, sondern ebenfalls zwei Klasse Typen."
Derselbe Dwayne Wade, einer der herausragenden Widersacher von Nowitzki – sowohl in der Finalserie 2006, die die Mavericks gegen seine Miami Heat verloren, als auch fünf Jahre später, als die Revanche gelang.
Es sind Nuancen, die im Trubel schon mal untergehen. Verständlich. Am Donnerstag bei einer Pressekonferenz vor deutschen Journalisten sprach Dirk Nowitzki darüber, wie schwer es ist, ein derart überwältigendes Echo überhaupt aufzunehmen.
"Ja, Wahnsinn. Ich bin noch gar nicht zu allen gekommen. Da bin ich wahrscheinlich ein bisschen naiv. Ich wusste gar nicht, dass mich soviel Leute überhaupt kennen."
Basketballspier Dirk Nowitzki  mit Ball; lacht. Das Bild wurde im Jahr 1997 aufgenommen.
Dirk Nowitzki im Jahr 1997 - vor dem Start seiner NBA-Karriere (imago images / Norbert Schmidt)
Steffi Graf unterlief Ehrungen zum Karriereende
Nowitzki, im Kern zurückhaltend und gegenüber jedem Brimborium um seine Person eher scheu, hatte immerhin einen Weg gefunden, die ihm entgegenfliegende Verehrung zuzulassen. Was für ein Kontrast zum sang- und klanglosen Karriereende von Steffi Graf im Jahr 1999. Erst acht Jahre später verriet sie in einem Interview im amerikanischen Fernsehen, dass sie ganz offensichtlich Ehrungen im großen Stil bewusst unterlaufen hatte.
"Ich saß im Flugzeug und dachte, was mache ich hier eigentlich? Das ist falsch. Es war so klar wie es nur sein konnte: Ich habe das Ende meiner Karriere erreicht."
Sie gab damals das erste Match im dritten Satz einfach auf und behauptete, an einer Oberschenkel-Verletzung zu leiden. Heute ist klar: Die war vermutlich nur simuliert.
Deutsche Sport-Stars kehren nicht zurück
Graf lebt heute in Las Vegas. Es zog sie ins Ausland – so wie andere deutsche Sport-Stars der letzten Jahrzehnte. Auch Dirk Nowitzki kehrt nicht zurück. Anknüpfungspunkte für neue Projekte gibt es in Texas genug. Zum Beispiel bei den Mavericks, wo er voraussichtlich in naher Zukunft zum Trainerstab stoßen wird.
"Meine Heimat ist erst mal hier, jetzt. Natürlich. Die Kids sind hier geboren. Wir fühlen uns wohl hier, haben unser Netzwerk hier, werden auf jeden Fall hier bleiben. Aber Deutschland ist auf jeden Fall immer wieder auf meinem Radar. Ich freue mich, dass meine Familie da noch wohnt und viele Freunde und gehe natürlich immer wieder gerne nach Hause."
Trotzdem ist das Interesse an dem "local hero" in Unterfranken nach wie vor beachtlich. Die Main-Post, Würzburgs Lokalzeitung, hatte deshalb zum Rücktritt einen eigenen Reporter nach Dallas entsandt. Aber Thomas Brandstetter ordnete diesen Informationsauftrag vor Ort gegenüber dem Deutschlandfunk ein. In Texas ist alles noch mal eine Nummer größer.
"Ich weiß nicht ob der Würzburger an sich diese Beziehung zu Dirk Nowitzki hat, dass er sagt: Er vergöttert ihn so wie er hier in Dallas vergöttert wird."
Eine Stadt, die es sich nicht nehmen lässt, ihren Vorzeigesportler mit großen Graffiti-Porträts zu feiern. Und wo am Dienstag auf der Kuppel Reunion Towers die LED-Lichter in Schwarz, Rot und Gold aufleuchteten und ein Spruchband mit dem deutschen Text: "Danke Dirk!"
"Würzburg und Nowitzki, ja, seine Heimatstadt. Aber zwanzig Jahre – lange Zeit. Dirk Nowitzki wird in Deutschland sowieso nicht so wahrgenommen. Die Deutschen sind sowieso etwas skeptischer. Denen ist dieser amerikanische Star-Kult sowieso etwas suspekt."
Nowitzki durch Werbevertrag in Deutschland erlebbar
Immerhin: Hin und wieder werden die Fans in Deutschland den Pensionär erleben können. Und dies auch deshalb, weil er einen Werbevertrag auf Lebenszeit mit dem deutschen Ableger eines Finanzdienstleisters aus Holland unterhält. Der steht zum Beispiel hinter dem für Juli geplanten Prominentenfußballspiel "Champions for Charity". Zugpferd: Dirk Nowitzki.