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Auschwitz-Prozess
Nebenkläger kritisieren Vergebung für Gröning

Die Nebenkläger im Lüneburger Auschwitz-Prozess haben sich einem Medienbericht zufolge überworfen. Grund soll die öffentliche Vergebung einer Überlebenden für den Angeklagten, den früheren SS-Mann Oskar Gröning, sein, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtet. Nebenkläger werfen ihr eine Inszenierung vor.

27.04.2015
    Der Angeklagte Oskar Gröning im Gerichtssaal.
    Muss sich im Lüneburger Auschwitz-Prozess verantworten: Der frühere SS-Mann Oskar Gröning (Julian Stratenschulte, dpa picture-alliance)
    Die Auschwitz-Überlebende Eva Kor hatte dem 93-jährigen Gröning im Prozess vergeben und dies gestern Abend in der Sendung "Günther Jauch" bekräftigt. Die Anwälte von 49 Nebenklägern im Prozess wollen heute dazu eine Stellungnahme verbreiten, die der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" schon vorher vorlag.
    Die Auschwitz-Überlebende Eva Kor sitzt am 21.04.2015 im Gerichtssaal in Lüneburg (Niedersachsen)
    Die Auschwitz-Überlebende Eva Kor hat dem Angeklagten Gröning vergeben. (picture alliance / Julian Stratenschulte)
    Dem Bericht zufolge werfen die Anwälte Thomas Walther und Cornelius Nestler darin Kor im Namen von 49 Angehörigen von Opfern eine eigenmächtige Rehabilitierung Grönings vor. "Nebenklägerin im Namen der Ermordeten zu sein und diese Rolle zur öffentlich inszenierten persönlichen Verzeihung nutzen - das passt nicht zusammen", zitiert die Zeitung.
    Die 81-jährige Kor hatte im Prozess gesagt: "Ich habe den Nazis vergeben. Das spricht den Täter aber nicht davon frei, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen."
    Vorwurf: Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen
    Gegen den auch als "Buchhalter von Auschwitz" bezeichneten Mann aus der Lüneburger Heide wird seit vergangenem Dienstag vor dem Landgericht Lüneburg verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Frühjahr 1944 in Auschwitz Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen geleistet zu haben.
    Der frühere SS-Unterscharführer Gröning war im KZ für das Gepäck der verschleppten Menschen auf der Bahnrampe mit zuständig. Er verbuchte auch das Geld, das sie bei sich hatten. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat Gröning Spuren der Massentötung verwischt, indem er half, Gepäck wegzuschaffen.
    (fwa/bor)