Dienstag, 16. April 2024

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Ausstellung "Red Utopia"
Auf der Suche nach der kommunistischen Utopie

Was ist aus der kommunistischen Idee geworden – 200 Jahre nach Marx' Geburt und 100 Jahre nach der Russischen Revolution? Der Niederländer Jan Banning hat sich mit der Fotokamera auf die Suche gemacht und in fünf Ländern Büros von kommunistischen Parteien aufgesucht.

Jan Banning im Corsogespräch mit Sigrid Fischer | 01.10.2018
    Red Utopia
    Aus der Ausstellung "Red Utopia": Russia - Kirov Rycom (Foto von Jan Banning)
    Auf den Fotos zur Mannheimer Ausstellung "Red Utopia" von Jan Banning sieht man viel Rot, viele Fahnen und Wimpel. Mal hängt ein kleines Maofoto an der Wand, umrahmt von einer Girlande. Mal die "Big 5" in einer Reihe: Marx, Engels, Lenin, Stalin, Mao. Oder auch Portraits von lokalen, zum Teil aktiven Politikern. Fotografiert hat er die Parteibüros in Russland, Nepal, Italien, Indien und Portugal.
    Er habe sich für diese fünf Länder entschieden, weil er Leute zeigen wollte, die aus Überzeugung Mitglied einer kommunistischen Partei geworden sind und nicht aus Karrieregründen, sagte Jan Banning im Dlf.
    Große Statuen in Hinterzimmern
    Die Mittel der kommunistischen Parteien in den jeweiligen Ländern seien beschränkt, entsprechend karg seien ihre Büros ausgestattet. Laptops und PCs gebe es kaum, dafür habe man aber vor allem in Russland große Statuen, die unter der kommunistischen Regierung in den öffentlichen Gebäuden gestanden hätten, in die kleinen Hinterzimmer gepfropft. Für Jan Banning ein Zeichen der Melancholie, von "das war mal". Diese alte Partei habe ein Problem damit, die Jugend zu erreichen. Ihr Blick sei eher rückwärts gewandt.
    Wenig neue Utopien
    Neue kommunistische Utopien würden in diesen fünf Ländern kaum entstehen. In Italien allerdings sei ihm aufgefallen, dass sich in der kommunistischen Partei Umweltaktivisten, Feministen und Anhänger der Slow Food Bewegung mischten. Alles was zu links sei, um sich in den demokratischen Parteien aufzuhalten, scheine da zusammenzukommen, so Banning.
    In Portugal habe man ihn rausgeworfen, vermutlich, weil seine Bilder zu wenig propagandistischen Wert für die Partei hätten.
    Wir haben noch länger mit Jan Banning gesprochen – hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.