Dienstag, 19. März 2024

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Ausstellung "Willkommen im Labyrinth"
Verloren in der Kunst

Das Museum Marta in Herford präsentiert in einer neuen Ausstellung Räume, die in die Irre führen – ein Sinnbild für eine desorientierte Welt. Dabei könne man sich "auf künstlerischen Ebenen auf das Unbekannte einlassen", sagte Museumsdirektor Roland Nachtigäller im Dlf.

Roland Nachtigäller im Corsogespräch mit Sören Brinkmann | 21.06.2018
    Weiße Türen werden durch eine Vielzahl von roten Fäden gehalten, die an der Decke befestigt sind. An manchen der Fäden hängen schwarze Schlüssel.
    Die Installation "The Locked Room" von der Künstlerin Chiharu Shiota (Marta Herford/ Masanobu Nishino)
    "Künstlerische Irreführungen" erwarten die Besucher in der neuen Ausstellung "Willkommen im Labyrinth" im Herforder Museum Marta. Dafür hat Museumsdirektor Roland Nachtigäller sechs Installationen internationaler Künstler in sein Haus geholt, die bis Ende September zu sehen sein werden.
    Bemerkenswert sei, dass "das Labyrinth als Phänomen rund um den Globus zu finden ist", sagte Nachtigäller, der zugleich auch auf die schon lange Auseinandersetzung verwies. Schon seit Jahrtausenden beschäftigen sich Menschen mit räumlicher Irreführung und Desorientierung auf der einen Seite und Strukturierung auf der anderen Seite – und das Labyrinth dient dabei oft als Symbol.
    Bereits in der Antike findet sich dieses Symbol in der mythologischen Erzählung, man denke an Theseus, der mithilfe des Ariadnefadens wieder aus dem Labyrinth herausfindet.
    Besondere räumliche Struktur
    Das Museum Marta hat sich nun zwar nicht in ein Labyrinth verwandelt, aber "die Räume verändern sich sehr stark im Museum", so Marta-Chef Roland Nachtigäller im Deutschlandfunk. Ohnehin ist der Museumsbau, der zwischen 2001 und 2005 nach Plänen von Frank Gehry entstand, von einer besonderen räumlichen Struktur geprägt. Im Inneren des Gebäudes sind kaum gerade Wände und dafür viele Gehry-typische geschwungene Formen zu sehen, die für die aktuelle Schau mit den Installationen verwoben werden konnten.
    Ein Besucher blickt sich in der von Peter Kogler gestalteten Kunst-Installation um.
    Installation des Künstlers Peter Kogler (Peter Kogler)
    Der Museumdirektor erklärte, dass es um die Beschäftigung mit Irreführung und Desorientierung gehe. Das Labyrinthische werde als Denkfigur präsentiert: "Wenn man sich auf die einzelnen Beiträge einlässt, hat man immer wieder das Gefühl, dass Orientierungssysteme verloren gehen oder auch, dass man eher auf sich zurückgeworfen wird."
    Anknüpfung an aktuelle Debatten
    Dass man dabei anknüpft an aktuelle Debatten (in einer desorientierten Welt), nimmt Nachtigäller zum Maßstab für ein Museum der zeitgenössischen Kunst. Er hofft, dass man sich in der Ausstellung in einem geschützten Raum auf etwas einlassen kann, was einen herausfordert.
    "Das kann die eigene Irritation sein, das kann auch das eigene Verirren sein, das kann auch ein sich-einem-Ziel-Annähern sein, bei dem man aber weiß, dass es ein Regelwerk gibt innerhalb dem man sich befindet, und das einen im besten Falle in einen Alltag hinauslässt, der dann genauso unübersichtlich ist, aber nicht mehr als Schutzraum funktioniert."