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Australien
ThyssenKrupp hofft auf U-Boot-Auftrag

Australien will eine neue U-Bootflotte, im Rennen um den Auftrag ist auch das deutsche Unternehmen ThyssenKrupp - und zwar mit einem interessanten Angebot, das möglicherweise der australischen Regierung auf der Suche nach Arbeitsplätzen im Land aus der Patsche helfen könnte.

Von Andreas Stummer | 14.04.2015
    Das deutsche U-Boot U-34 liegt 12.02.2015 zu Inspektionsarbeiten auf der Werft von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel.
    Die ThyssenKrupp-Werft in Kiel - mit einem U-Boot des Typs U-34 (picture alliance / dpa / Carsten Rehder)
    Schiffe versenken mit der australischen Navy, Manöver-Tauchfahrt an Bord eines Collins-Class-U-Bootes. Doch Entwicklung und Bau der insgesamt sechs Boote in Australien waren so teuer wie peinlich. Immer wieder gab es Verzögerungen, technische Probleme und Kostenexplosionen. Deshalb soll die nächste U-Boot-Flotte aus dem Ausland kommen. Favorit ist Japan, die Franzosen hätten den Auftrag gerne - aber auch die deutsche Thyssen-Krupp Marine Systems ist mit im Rennen.
    "Japan ist einer von Australiens engsten Verbündeten, aber deshalb blind mit Milliarden von Steuergeldern ein U-Boot von der Stange zu kaufen wäre töricht", meint der australische Senator Nick Xenophon. "Es muß ein offenes Ausschreibungsverfahren geben und das beinhaltet auch die Deutschen." Das deutsche U-Boot, Klasse 216, gilt als das modernste konventionelle Unterseeboot der Welt. 90 Meter lang, mit Brennstoffzellenantrieb. Es kann bis zu vier Wochen am Stück tauchen, doppelt so lange wie die japanische Konkurrenz. Und das deutsche U-Boot ist nicht nur schneller, sondern auch billiger.
    Es geht um mehr als nur ums Geld
    "Wir können zwölf U-Boote der Größe und Leistungsfähigkeit wie sie Australien benötigt für 20 Milliarden australische Dollar bauen, gut 14 Milliarden Euro", glaubt Philipp Stanford, der Geschäftsführer von ThyssenKrupp Marine Systems Australien. "Dafür liefern wir die U-Boote fix und fertig ab."
    Doch für die australische Regierung geht es um mehr als nur ums Geld: Es geht um Arbeitsplätze. Australien stellt kaum mehr etwas her: Die Stahlverarbeitung und der Autobau haben dicht gemacht, andere verarbeitende Industrien sind aus Kostengründen längst ins Ausland abgewandert. Sollte der Auftrag für die neue australische U-Boot-Flotte nach Deutschland oder Japan gehen, dann stünde auch die Zukunft der einheimischen Werftindustrie auf dem Spiel.
    "Ich vertraue unseren Ingenieuren"
    "Die australischen U-Boot-Bauer und die Gewerkschaften sollten die Gelegenheit bekommen, zu zeigen, was sie können", glaubt der südaustralische Senator Sean Edwards, in dessen Wahlkreis die Werften in Adelaide liegen. "Ich vertraue unseren Ingenieuren, dass sie ein Weltklasse-Produkt abliefern können." In den letzten 60 Jahren hat ThyssenKrupp 160 U-Boote gebaut – längst nicht alle in Deutschland. Das 214er-Modell entstand auch in südkoreanischen Werften, in Griechenland und in der Türkei."Wo unsere U-Boote vom Stapel laufen", meint Philipp Stanford von ThyssenKrupp, das liege ganz bei der Kundschaft.
    "Wir können die U-Boote hier in Australien bauen, in Deutschland oder woanders. Es wäre auch möglich, dass wir australische Crews in deutschen Werften bei den ersten U-Booten ausbilden. Dann können sie mit dem nötigen Know-how die übrige Flotte in Australien bauen und sie später auch instandhalten." Letzten November hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich am Rande des G20-Gipfels in Brisbane für den U-Boot-Deal eingesetzt. Der 14-Milliarden-Euro-Auftrag wäre eines der größten Rüstungsgeschäfte der deutschen Geschichte. Aber bis sich die australische Regierung wohl Mitte des Jahres entscheidet, sitzen ThyssenKrupp, die Japaner und die Franzosen erst einmal in einem Boot.