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Auto-Umweltliste
Im Schneckentempo voran

Neuwagen in Deutschland sind laut einer Studie zwar etwas sauberer geworden, große technologische Quantensprünge fehlen nach Ansicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) aber. Die Branche tue zu wenig in Sachen Umwelttechnik, kritisierte der Verband bei der Vorstellung seiner jährlichen Auto-Umweltliste.

Von Dieter Nürnberger | 12.08.2015
    In einem Autosalon ist ein mit Gras bedecktes Auto zu sehen.
    Die VCD-Studie stuft die Umwelt-Fortschritte bei Autos als zu gering ein. (deutschlandradio.de / Daniela Kurz)
    In der Tat kritisierte der Verkehrsclub Deutschland bei der Präsentation der Auto-Umweltliste, dass die PS-Zahlen tendenziell weiterhin nach oben gehen. Und auffällig in diesem Jahr sei, dass es auf dem Markt für sparsame Autos derzeit wenig Entwicklungstempo gebe - also keine großen technologischen Quantensprünge, aber immerhin doch einiges an Bewegung unter den Bestplatzierten.
    400 aktuelle Modelle sind in der Liste aufgeführt. Bewertet wurde nach den Kriterien Spritverbrauch, CO2-Ausstoß, Lärm und auch nach sonstigen Schadstoffemissionen wie etwa Stickoxiden. Klar ist aber auch, dass natürlich der Kraftstoffverbrauch und der damit verbundenen CO-Ausstoß das wichtigste Kriterium ist, zu 60 Prozent ging dies in die Bewertung ein.
    Schaut man sich die Top-Ten-Liste an, dann wird deutlich, dass es insgesamt drei unterschiedliche Antriebstechniken auf das Siegertreppchen geschafft haben. Vorn liegt der Lexus CT 200 h - also ein Toyota-Modell. Das Hybrid-Modell konnte den ersten Platz des Vorjahres somit verteidigen. Gerd Lottsiepen, der verkehrspolitische Sprecher des VCD:
    "Wir haben es beim Lexus und auch bei den vielen anderen Fahrzeugen auf der Liste mit Voll-Hybriden zu tun. Das sind Fahrzeuge, die ihren Strom ausschließlich an Bord produzieren. Hier treibt der Motor den Generator an, er liefert somit den Strom für die Batterie. Es wird auch der Schwung und die Bremsenergie für den Strom genutzt. Und dann hilft dieser Elektromotor dem Verbrennungsmotor. Das sorgt dafür, dass die Verbräuche dieser Fahrzeuge relativ niedrig sind."
    Auf Platz 2 liegt ein Diesel-Fahrzeug - der Peugeot 208, Active Blue Hdi 100 Stop & Start. Das ist ein typischer Kleinwagen. Der allerdings durch einige technische Neuerungen nun einen sehr guten, sprich geringen, Wert beim Ausstoß des Klimagases CO2 erreicht.
    Hier wurde der Luftwiderstand verbessert, es wurden auch andere Reifen aufgezogen. Deshalb ist dieses Fahrzeug jetzt doch deutlich besser geworden. Von früher 98 Gramm CO2 auf nun 79 Gramm pro Kilometer. Diese 79 Gramm sind der immerhin zweitbeste Wert, der derzeit erreicht wird.
    Keine reinen Elektroautos im Ranking
    Die Bestenliste zeigt, dass der Grenzwert von 95 Gramm CO2/pro Kilometer, der ja innerhalb der EU ab dem Jahr 2020 gelten soll, schon heute von rund 70 Modellen erreicht wird. Das zeige, dass vieles, worüber heute so mancher Hersteller noch jammere, so Gerd Lottsiepen, längst möglich sei.
    Generell schaffen es auch immer mehr deutsche Hersteller auf die jeweiligen Top-Ten-Listen. Das sei erfreulich. VW konnte beispielsweise mit Erdgas-Modellen recht gut punkten. Gerd Lottsiepen äußerte jedoch auch weiterhin Kritik an der Entwicklungsstrategie so mancher deutscher Auto-Produzenten.
    "Die Konzentration der deutschen Automobilhersteller auf das Premium-Segment halten wir auf lange Sicht für gefährlich. Wir wissen zwar, dass sie damit im Moment gutes Geld verdienen, aber das ist nicht das Geschäft, was man auch noch in 20 oder 30 Jahren betreiben kann."
    Aus methodischen Gründen wurden reine Elektroautos nicht mit in das allgemeine Ranking mitaufgenommen. Erstmals hat man heute aber Listen für verschiedene Nutzertypen erstellt, etwa Wenig- oder Vielfahrer. Und in Bezug auf Elektroautos interessant. Aus VCD-Sicht lohnen sich diese für Berufspendler, die mindestens 40 Kilometer pro Tag fahren. Nicht aber so sehr für Wenigfahrer, die in der Stadt wohnen. Noch einmal Gerd Lottsiepen.
    "Denn ein E-Auto muss erst einmal rund 30 Kilometer mit einwandfrei grünem Strom unterwegs sein, um den Mehraufwand bei der Batterieproduktion auszugleichen. Außerdem ist ein E-Auto weiterhin ziemlich teuer - wir denken da auch an die Kosten."
    Ein Autokauf bleibt somit sicherlich keine einfache Entscheidung. Wer allerdings ökologische Kriterien in die Kaufentscheidung einbeziehen möchte, der wird auf der VCD-Auto-Umweltliste sicherlich etwas Passendes finden. Schließlich sind rund 400 Modelle darauf verzeichnet.