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Autoimmunerkrankungen
Sanfte Medizin für die Schilddrüse

Wer an der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis leidet, bei der die Schilddrüse von eigenen Immunzellen zerstört wird, kommt an eine hormonellen Behandlung durch die Schulmedizin nicht vorbei. Der Besuch bei einem Heilpraktiker kann diese Behandlung ergänzend unterstützen.

Von Antje Kießler | 21.04.2015
    Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse im Krankenhaus, Ärztin mit Patientin.
    Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse (picture alliance / ZB / Hans Wiedl)
    Sie ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen in Deutschland: Hashimoto-Thyreoiditis. Die Schilddrüse wird von eigenen Immunzellen zerstört. Sie kann immer weniger, irgendwann sogar gar keine Hormone mehr produzieren. Heilbar ist diese Krankheit nicht, aber es gibt viele Möglichkeiten, sie zu behandeln. Dr. Stephan Wey ist Facharzt für Innere Medizin. Er verschreibt seinen Patienten Tabletten, über die sie die Hormone aufnehmen, die ihnen durch Hashimoto fehlen - darunter vor allem das Thyroxin. Aber auch die komplementäre Medizin muss bei der Krankheit berücksichtigt werden, glaubt er. Zum Beispiel orthomolekulare Substanzen wie Vitamine oder Mineralstoffe.
    "Eine wichtige Substanz ist zum Beispiel Vitamin D. Hier muss man ganz klar sagen, dass wir durch das zunehmende Benutzen von Sonnenmilch, das Meiden von Sonne und dann eben die Winterphase, in der ja über die Sonne praktisch gar kein Vitamin D mehr gebildet wird, schwere Vitamin D-Mängel inzwischen in der deutschen Bevölkerung entstanden sind. Und ein Vitamin D-Mangel kann regelrecht autoimmune Erkrankungen triggern, auslösen."
    Behandlung durch die traditionelle chinesische Medizin
    Vitamin D wirkt sich positiv auf den Verlauf der Hashimoto-Krankheit aus, glaubt Stephan Wey. In der Schulmedizin wird dieser Ansatz aber nicht akzeptiert - dafür fehlen noch umfassendere Studien. Auch die Ursachen von Hashimoto selbst stehen noch nicht genau fest. Stress, genetische Veranlagung oder Umstellungen im Hormonhaushalt können dazu führen. Betroffene sind oft müde, manche nehmen plötzlich viel zu und frieren schnell. Gerade auf diese einzelnen Symptome geht die Alternativmedizin ein, sagt der Heilpraktiker Peter Hollmayer.
    "Wenn jetzt jemand wirklich stark friert, wird Hashimoto langfristig nicht wirklich besser werden, wenn man diese Körperkälte nicht therapiert. Zum Beispiel durch eine vernünftige Ernährung, da werden viele Fehler gemacht. Eine Suppe wirkt eben anders als ein Salat. Und wenn man sich dann warm ernährt, ein warmes Frühstück. Dann sieht der Start in den Tag anders aus und dann werden auch Medikamente für Hashimoto auch anders helfen können, als wenn man weiterhin zum Beispiel friert."
    Peter Hollmayer behandelt Hashimoto durch die traditionelle chinesische Medizin. Sie geht davon aus, dass es in jedem Menschen ein Gleichgewicht zwischen den Kräften Ying und Yang gibt. Das ist bei der Autoimmunerkrankung gestört - und soll wieder hergestellt werden. Zum Beispiel durch Ernährungstherapien, Akupunktur oder Akupressur. Diese Methoden basieren auf Erfahrungen, die seit vielen hundert Jahren weitergegeben werden. Und laut Peter Hollmayer etwas bieten, das es in der Schulmedizin nicht gibt.
    Der Mensch steht im Mittelpunkt
    "Die Schulmedizin untersucht ja in erster Linie die Schilddrüse und nicht den Menschen. Es gibt so viele Auslöser, die die Schilddrüse überfordern, das sind Infektionskrankheiten, fehlerharte Ernährung, emotionaler Stress - man muss die Lebenslage der Menschen berücksichtigen."
    Der Mensch steht also im Mittelpunkt. Oft sollen auch Pflanzen helfen, die heilend wirken, wenn sie auf eine bestimmte Weise zubereitet werden. Je nach Therapie und Krankenkasse müssen Betroffene unterschiedlich viel selbst bezahlen. Es gibt Zusatzversicherungen, um Kosten für alternative Heilmethoden abzudecken. Wichtig dabei ist: Der Besuch des Heilpraktikers ist bei Hashimoto in der Regel eine Ergänzung zur hormonellen Therapie durch den Schulmediziner.
    "Ich denke, wir denken viel zu sehr 'entweder - oder'. Ich denke, wir sollten viel mehr zusammenarbeiten und jeder Kollege hat seine Erfahrungen und die sollte man zusammenlegen. Auch zum Wohle des Patienten."
    So kann jeder selbst entscheiden, ob er allein auf Schulmedizin - oder auch auf die Erfahrungen der Heilpraktiker vertraut.