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Autozuliefererindustrie
Unter Innovationsdruck

Die Autozulieferer in Deutschland stellen mit 70 Milliarden Euro ein Viertel des Umsatzes der gesamten Autoindustrie. Der Druck auf die Unternehmen ist jedoch groß. Viele sind von der Autoausrüstung abhängig. Wer nicht innovativ ist, bleibt auf der Strecke.

Von Michael Braun | 19.03.2014
    Einer der Großen heißt Continental. Der Konzern fertigt Reifen und - seitdem er von Siemens die frühere VDO übernommen hat - immer mehr Autoelektronik. Conti-Vorstand Elmar Degenhart will den Autoherstellern ganz viel Elektronik ins selbstfahrende Auto bauen. Seine Vision dabei:
    "Null Unfälle. Das ist keine Utopie mehr. Wir sind überzeugt: Unfälle im Straßenverkehr gehören ins Museum."
    Die Autozulieferer setzen knapp 70 Milliarden Euro um und damit ein Viertel der gesamten Autoindustrie. Ihre gut 290.000 Beschäftigten machen aber einen deutlich höheren Anteil von 39 Prozent aller Branchenbeschäftigten aus. Pro Kopf ist der Umsatz in der Zuliefererbranche also deutlich geringer, um mehr als ein Drittel. Hersteller und Zulieferer sind alle im Verband der Automobilindustrie zusammengeschlossen. Und dessen Präsident Matthias Wissmann sagt auch bei jeder Gelegenheit, wie wichtig die Zulieferer für die Hersteller seien. Sie träten sogar bei der renommierten Automesse IAA gemeinsam auf:
    "Wir sind die einzige (Messe), die das so in kompletter Form widerspiegelt, die Wertschöpfungskette. Daher ist uns das immer ein ganz besonderes Thema."
    Verträge mit Autoherstellern: "Interessenkonflikte sind normal"
    Doch im Alltag herrscht Preisdruck. Anders sind die deutlich unterschiedlichen Pro-Kopf-Umsätze bei Herstellern und Zulieferern kaum zu erklären. Die SHW AG aus dem schwäbischen Wasseralfingen stellt Pumpen und Bremsscheiben her. SHW hat viel für Porsche gearbeitet. Daran hat sich auch nichts geändert, als Porsche im VW-Konzern aufging. Aber nun kauft VW für Porsche ein. Und die gewachsene Einkaufsmacht, so SHW-Finanzvorstand Sascha Rosengart, sei spürbar:
    "Man merkt definitiv Einflüsse bei Porsche, dass die VW-Einkaufsabteilung mitredet."
    Dass die Hersteller die Zulieferer knebelten, ist gelegentlich zu hören. Conti-Chef Degenhart weist diese Begrifflichkeit aber zurück:
    "Wir benutzen diesen Begriff nicht, wir kennen ihn auch nicht. Wir haben Verträge mit unseren Kunden. Und dass es dabei ab und zu mal unterschiedliche Meinungen gibt, Interessenkonflikte, ist ganz normal."
    Stress unter den Zulieferern ist hoch
    Aber Conti sucht Wachstum nicht als Zulieferer. Strategisches Ziel bei Conti ist, "die Abhängigkeit von der Automobil-Erstausrüstung zu verringern."
    Denn die Reifen, die Conti an die Hersteller für Neuwagen liefert, bringen sehr viel weniger Gewinn als die, die im Ersatzgeschäft verkauft werden, also an die Autobesitzer, die abgefahrene Reifen erneuern müssen. Wer nicht aufs Ersatzgeschäft ausweichen kann, spürt Innovationsdruck: Denn die bessere Pumpe kann die billigere ausstechen. Der Stress unter den Zulieferern jedenfalls ist hoch.