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Babelsberger Kameramänner
"Wie haben sie's gemacht?"

Filmtricks verblüffen die Zuschauer schon seit den frühen Tagen des Kinos. Einen Blick hinter die Kulissen - besser gesagt - hinter die Kameras bieten die Filmspezialisten Uwe Fleischer und Helge Trimpert in einem Buch. Sie konzentrieren sich darin auf das Studio Babelsberg.

Von Bernd Sobolla | 25.03.2015
    Logo des Studio Babelsberg im Eingangsbereich der Studios
    Logo des Studio Babelsberg im Eingangsbereich der Studios (JOHANNES EISELE / AFP)
    Wenn Monsieur Gustave in "Grand Budapest Hotel" seine illustren Gäste empfängt, darf es an nichts fehlen. Um das Ambiente entsprechend zu gestalten, wurde für das Hotel ein Modell im Stil eines Palastes gebaut und in eine Landschaft gesetzt, die von Caspar David Friedrich stammen könnte. Denn auch heute sind keinesfalls alle Filmtricks digital, wie Buchautor Uwe Fleischer betont.
    "Ich war da selber ein bisschen überrascht, dass auch Spielberg seinen neuen Film auf der Glienicker Brücke, diesen Austausch von Spionen, richtig auf 35mm gedreht hat. Und Tarantino hatte ja, als er die letzte Produktion hier in Babelsberg hatte, überlegt, ob er bald wiederkommt und noch einen klassischen 70mm Film drehen möchte."
    Lange vor dem digitalen Zeitalter haben Kameramänner und Trickspezialisten in Babelsberg Verfahren entwickelt, die sich in der ganzen Filmwelt durchsetzten. Zum bespiel schufen sie bereits 1913 die ersten Doppelgängeraufnahmen, erzählt Uwe Fleischer:
    "Also Guido Seeber hat diese Technologie der Doppelgängeraufnahme beim "Studenten von Prag" zum ersten Mal praktiziert. Und es ist eine tolle Übung, die wir auch mit Schülern der Filmhochschule regelmäßig durchführen, weil es wirklich ein toller Effekt ist, wenn derselbe Schauspieler mit sich selber agiert."
    Spiegeltrickverfahren entstand in Babelsberg
    Dazu wird vor das Kameraobjektiv ein Kasten befestigt, in dem sich Schieber befinden, die nur einen Teil des Bildausschnitts freigeben. So kann zuerst nur die rechte Bildhälfte belichtet werden, dann nur die linke, und die Person auf beiden Seiten erscheinen. Das Spiegeltrickverfahren, ein anderer Trick, entstand ebenfalls in Babelsberg.
    "Eugen Schüfftan, ein Kunstmaler, der ging Anfang der 20er Jahre in Berlin spazieren, schaute in eine Schaufensterscheibe und da standen Gegenstände drin, die sich durch die Schaufensterscheibe mit der gegenüberliegenden Straßenseite zu einem neuen Gebilde herausstellten. Und da ging er den nächsten Tag ins Studio und entwickelte an der Stelle das Spiegeltrickverfahren, das dann als Schüfftan-Spiegeltrickverfahren um die Welt ging."
    "1927 war eigentlich schon alles erfunden"
    Mit dem Spiegeltrickverfahren wurden zum Beispiel 1925 in Fritz Langs "Metropolis" Modelle und Realbauten kombiniert, sodass gigantische Hochhäuser entstehen konnten oder ein riesiger Maschinensaal. Dinge, die heute als Modelle gebaut, gescannt und dann digital bearbeitet werden. Neben unzähligen Filmbeispielen hat Uwe Fleischer auch einen Trick für sein Buch angewandt: Er lässt all die großen Tüftler von Babelsberg in fiktiven Interviews zu Wort kommen, zum Beispiel den Kameramann und Leiter der Deutschen Bioskop, Guido Seeber.
    "Und er hat 1927 schon ein Buch rausgegeben über die grundsätzlichen Möglichkeiten des Filmtricks. Man kann eigentlich sagen, dass 1927 eigentlich schon alles erfunden war und in der Fortsetzung alles nur noch modifiziert wurde."
    Uwe Fleischer und Helge Trimpert: "Wie haben Sie's gemacht? - Babelsberger Kameramänner öffnen ihre Trickkiste". Schüren Verlag Marburg 2004, 175 Seiten, 19,90 Euro.