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Bachelor in Stuttgart - Master in Paris

Die Bologna-Reform steht wieder mal auf dem Prüfstand, wenn sich ab morgen die 46 Bologna-Bildungsminster im belgischen Leuven zusammensetzen. Erste Vorgespräche laufen schon heute. Und darin wird es auch um die Kritik gehen, die dieser Reform entgegenschlägt. Dabei hatten die Gründungsväter dieser Reform viele hehre Ziele vor Augen als sie 1999 in Bologna die Reform auf den Weg brachten.

Von Mareike Knoke | 27.04.2009
    "Der Bologna-Prozess bedeutet für mich, dass es ein einheitliches System für ganz Europa gibt, dass man quasi die Chance hätte, in anderen Städten zum Beispiel seinen Master zu machen, wenn man hier seinen Bachelor gemacht hat."

    "Eigentlich ist das Ganze für mich mit einer Studienreform verbunden, also mit einer Umstrukturierung der einzelnen Studiengänge, um das Ganze zu vereinheitlichen."

    "Also, soweit ich weiß, sollten die Studienzeiten verkürzt werden, die Anrechenbarkeit und die Mobilität innerhalb von Europa und auch die Vergleichbarkeit sollten erhöht werden."

    Die meisten Studierenden verbinden inzwischen etwas mit dem Begriff Bologna-Prozess. Die Mehrzahl der Studierenden sind auch ganz unmittelbar von dieser europaweiten Hochschulreform betroffen. Ausgangspunkt dieser Reform war das Treffen von 29 europäischen Wissenschaftsminister in der traditionsreichen Universitätsstadt Bologna. Bei der Konferenz vor zehn Jahren ging es ihnen darum, die europäischen Hochschulen fit zu machen für den internationalen Wettbewerb. Am Ende verständigten sie sich darauf stärker als bislang an einem Strang zu ziehen und die Hochschulsysteme anzugleichen.

    Bis 2010 soll so ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum geschaffen werden. Seit der Bologna-Konferenz finden alle zwei Jahre Folgekonferenzen statt, die dokumentieren, wie schnell oder wie langsam die Reform vorankommt. 46 Staaten von A wie Aserbaidschan bis Z wie Zypern haben inzwischen die Bologna-Erklärung unterzeichnet, die im Wesentlichen folgende Punkte umfasst:

    - Das System vergleichbarer Abschlüsse mit Bachelor- und Masterstudiengängen nach angelsächsischem Vorbild.

    - Das einheitliche europäische Leistungspunktesystem ECTS, das die alten Seminarscheine ablöst.

    - Doppelabschlüsse und die Anerkennung von Studienleistungen zwischen den europäischen Hochschulen.

    - Gemeinsame Kriterien für die Qualitätssicherung der Studienreform.

    - Außerdem soll jeder Absolvent zusammen mit dem Zeugnis ein so genanntes Diploma Supplement bekommen: ein ausführliches Zertifikat, das Informationen über die genauen Inhalte seines Studiums gibt.


    Mit all diesen Schritten soll langfristig gewährleistet sein, dass Studierende ihre Ausbildung an verschiedenen europäischen Hochschulen absolvieren können, allgemein mobiler werden und sich so international gegen Nachwuchsakademiker aus den USA oder aus Asien behaupten. Erste Erfolge sind sichtbar, findet Peter Greislervom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

    "Das ist eigentlich sehr ermutigend. Da sehen Sie, dass man dort fast ein bisschen einen Schreck kriegt, wie Europa sich aufmacht und seine Hochschulen modernisiert. Also, man spürt da eine Konkurrenz, und Deutschland wird als ernsthafter Konkurrent wahrgenommen, im Grunde genommen auch wegen des Bologna-Prozesses oder besonders wegen des Bologna-Prozesses."

    Und Peter Greisler ist nah dran an diesem Prozess Denn gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Staatssekretär Birger Hendricks leitet er die Nationale Bologna Follow-Up-Gruppe. Diese Arbeitsgruppe umfasst Vertreter von Bund und Ländern und von Organisationen wie der Hochschulrektorenkonferenz und dem DAAD. Sie behält zwischen den Konferenzen die Umsetzung des Prozesses im Auge und berichtet regelmäßig an das übergeordnete gleichnamige europäische Gremium.

    Peter Greisler weiß, wie schwer sich viele Dozenten und Studierende hierzulande mit der Reform tun, trotzdem bleibt er zuversichtlich.

    "Der Bologna-Prozess wird dann gut funktionieren, wenn wir es hinkriegen, dass er auch an der Basis ankommt. Dort wo die Professoren einen Erfolg wollen, funktioniert es auch gut und die Studierenden sind dort auch zufrieden. Wir sollten die Hindernisse, die es noch gibt, nicht beklagen, sondern versuchen, sie zu überwinden."