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Bachelorstudenten bleiben daheim

Die Anzahl der Studierenden mit Auslandserfahrung ist gestiegen - allerdings vor allem in den aussterbenden Magister- und Diplomstudiengängen. Die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse scheinen dagegen den Auslandsaufenthalt eher zu verhindern: Häufig werden Leistungen der Partneruniversitäten nicht angerechnet oder ein strenger Stundenplan lässt Studenten vor einem Semester im Ausland zurückschrecken.

Von Philip Banse | 14.05.2009
    "In den Bachelorstudiengängen, in den neuen Studiengängen, auf die sich die deutschen Hochschulen beziehen, hat sich relativ wenig getan. Wir sind dort bei einem niedrigen Niveau der Auslandsmobilität - gemessen an anderen Studiengängen. Nämlich: Von 100 Bachelorstudierenden an Universitäten sind nur 15 im Ausland gewesen."

    15 Prozent, das ist genauso wenig wie im Jahr zuvor. Noch schlechter sieht es bei den MA-Studierenden aus. Im Vorjahr haben noch 30 Prozent Auslandserfahrung gesammelt:

    "Jetzt sind es 27 Prozent. Das ist ein Rückgang - und ist gemessen daran, dass die Materstudierenden ja in höheren Semestern sind, wo die Auslandsmobilität ja einen höheren Stand erreichen müsste, nicht befriedigend hoch."

    Warum aber fahren BA- und MA-Studenten so selten ins Ausland? Dafür nennen die Forscher im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens werden Studienleistungen im Ausland nicht ausreichend anerkannt. Das macht es zweitens noch schwerer, einen Auslandsaufenthalt in die verschulten Studienpläne der MA- und BA-Studiengänge einzubauen. Daran ist auch Norman gescheitert, BA-Student an der FU Berlin. Er wünscht sich bessere Anerkennung der Studienleistungen im Ausland und fest eingeplante Auslandsaufenthalte:

    "Das würde auch die Mobilität der Studierenden und den Reiz auch total fördern. Zurzeit ist es so, dass die nicht gehen wollen, weil die einfach dann zwei Semester in Berlin verpassen und dann über die Regelstudienzeit kommen, was natürlich mit Sanktionen belegt wird - sei es höhere Gebühren, sei es, das BAföG fällt weg. Und da muss dringend Flexibilität rein."

    Das sieht Studienautor Ulrich Heublein genauso. So sei die Mobilität dort am höchsten, wo sie fester Bestandteil des Curriculums ist - wie im Studiengang Maschinenbau an der TU-Darmstadt. Der komplette Wahlbereich kann dort durch Auslandsmodule an der Partneruniversität Vergina Tech abgedeckt werden, sagt Auslandskoordinatorin Barbara Seifert. Sogenannte Platzhalter im deutschen Studienplan können mit Studieninhalten aus den USA gefüllt werden:

    "Die Studenten gehen dann in ihrem dritten Jahr an die Verginia Tech in die USA. Da sind absprachen dann getroffen, was als was anerkannt wird, und dann werden die Platzhalter genutzt, dass man etwa Traktorenbau, was die Verginia Tech hat, einbringen kann, was wir nicht haben. Dann kommen die zurück und können dann auch ohne Zeitverlust ihr Studium abschließen."

    Solche Projekte sind gerade in den Natur- und Ingenieurwissenschaften notwenig. Denn diese Studenten gehen besonders selten ins Ausland: Während von 100 Sprach- und Kulturwissenschaftler 37 im Rahmen ihres Studiums das Land verließen, waren es bei den Ingenieur-Wissenschaften weniger als halb so viele, sagt Studienautor Heublein:

    "Und da müssen wir fragen, was bedeutet das für so ein Glanzstück wie die deutschen Ingenieurwissenschaften? Wir haben beim Fahrzeugbau und beim Maschinenbau einen sehr internationalen Arbeitsmarkt - und ich denke, dass da dieser Aspekt der Internationalisierung, der sicheren Sprachbeherrschung, der Kenntnis, wie arbeitet man in anderen Ländern, unabdinglich ist. Und da zu schauen: Wie ist das mit den Bachelorstudiengängen in den Ingenieurwissenschaften? Bringen die jetzt andere Bedingungen hervor? Das haben wir alles noch nicht geschafft."