Donnerstag, 25. April 2024

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Badminton
"Mische mich lieber ein, als zu meckern"

Die Badminton-Weltmeisterschaft im August in Glasgow war für Marc Zwiebler der letzte Auftritt auf dem internationalen Parkett. Der Bonner ist Deutschlands erfolgreichster Badmintonspieler aller Zeiten. Im Dlf blickte der 33-Jährige auf eine Sportkarriere zurück, die seinesgleichen sucht.

Marc Zwiebler im Gespräch mit Klaas Reese. | 02.09.2017
    Der ehemalige Badminton-Nationalspieler Marc Zwiebler.
    Der ehemalige Badminton-Nationalspieler Marc Zwiebler. (picture alliance / dpa - Oliver Dietze)
    Nach 15 Jahren im Profi-Sport hat Marc Zwiebler seine internationale Karriere beendet. "Monetär ist es nicht immer das Interessanteste gewesen, Badminton zu spielen, aber die vielen Reisen und Erfahrungen, die kann man glaube ich nicht in Erfahrungen aufwiegen", sagte Zwiebler im Deutschlandfunk.
    Zwiebler ist nach Bonn zurückgezogen und wird in der kommenden Saison noch national für seinen Heimatklub den 1. BC Beuel spielen. Er habe viele Einblicke in unterschiedliche Kulturen gewinnen können, sagte der Bonner. Das wolle er für kein Geld der Welt missen. In den großen Badminton-Nationen China, Indonesien, Malysia und Indien sei die Sportart ein Weg zu sozialem Aufstieg. Die Spieler dort hätten eine andere Motivation.
    Gesellschaftlichen Konsens über Leistungssport finden
    Es sei sehr wichtig, dass man in Deutschland als Sportler ein zweites Standbein neben dem Sport aufbauen müsse. Dies sei in Asien anders. Dort werde für Sportler nicht so viel wert auf die Schulbildung gelegt.
    In Deutschland sei man auf einem guten Weg, was Verbesserungspotenzial für die Sportart angehe, allerdings müsse man in Deutschland zu einem gesellschaftlichem Konsens finden, wie wichtig Sport für eine Nation sein soll, sagte Zwiebler.
    In Zukunft auf der Agenda: Sportpolitik
    Als Trainer wolle er in Zukunft nicht arbeiten, sondern seine Erfahrungen an Jugendliche als Berater weitergeben.
    Zwiebler ist im Mai auch in die Athletenkommission des Weltverbandes BWF gewählt worden. "Sportpolitik ist für Athleten oft nicht nachvollziehbar, aber ich mische mich da lieber ein, als zu meckern", begründete er seine Beweggründe. Er wolle ein größeres Mitspracherecht bei Regeländerungen für die Athleten erreichen und bei der Entwicklung der Preisgelder mitreden können.
    Bandscheibenvorfall ändert den Blick auf den Sport
    Der Bonner blickte auch auf die Tiefen des Leistungssport zurück. Mit Mitte 20 zog ihn ein Bandscheibenvorfall für anderthalb Jahre außer Gefecht. "Ich konnte nicht wirklich stehen, sitzen oder liegen." Die Sportkarriere hatte er da quasi schon ad acta gelegt. Überraschenderweise legte der Sportler aber ein grandioses sportliches Comeback hin. "Im Nachhinein hat mir die Verletzung geholfen. Ein bisschen mehr auf mich zu achten", sagte er im Rückblick.
    Vorher hätte er Dinge wie Krafttraining, Physiotherapie und Dehnen nicht richtig ernst genommen. Die Verletzung habe ihm gezeigt, dass er auch diese Komponenten dazu gehören."Es ist sehr, sehr viel harte Arbeit. Man muss eigentlich jeden Tag über die Schmerzgrenze hinausgehen", schilderte den Alltag eines Leistungssportlers. Man dürfe aber auch den Spaß nicht vergessen und es sei wichtig, auch einmal abschalten.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.