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Bahnindustrie
Solide wirtschaftliche Entwicklung

Neue Züge, neue Streckenelektrik, Gleise oder Weichen - das ist das Geschäftsfeld der deutschen Bahnindustrie. Der Lobbyverband der Bahnindustrie ist zufrieden mit der aktuellen Auftragslage, hält die Konkurrenz durch Fernbusse aber nicht für fair und will mehr Unterstützung im Wettbewerb mit chinesischen Firmen.

Von Philip Banse | 20.10.2015
    Gleisbauarbeiten an der sogenannten Mainzelbahn in Mainz.
    Gleisbauarbeiten an der sogenannten Mainzelbahn in Mainz. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Die deutschen Hersteller von Loks, Wagons, Signalen und Schienen beschäftigen rund 50.000 Menschen und sind mit dem ersten Halbjahr dieses Jahres weitgehend zufrieden, sagt der Präsident des Lobbyverbands der Bahnindustrie, Martin Lange:
    "Die wirtschaftliche Lage der Bahnindustrie in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr solide entwickelt. Der Umsatz konnte auf einem hohen Niveau gehalten werden und die Nachfrage ist wieder auf das Niveau von 2013 angestiegen."
    Der Umsatz liegt also wieder bei 5,2 Milliarden Euro, etwas mehr als die Hälfte kommt dabei aus dem Ausland. Den weitaus meisten Umsatz macht die Bahnindustrie mit Schienenfahrzeugen. Nur ein Viertel des Umsatz bringt Infrastruktur, also Gleise, Stellwerke, Signale. Das ärgert den obersten Bahnindustrie-Lobbyisten, denn eigentlich gibt der der Bund mehr Geld für die Bahn aus: für die nächsten 5 Jahre jährlich eine Milliarde mehr.
    "Wir stellen aber fest, dass die Finanzmittel nicht durch steigende Nachfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen ankommen. Es geht also zunächst mal bei der Verwendung der Finanzmittel um Bauwerke und bauliche Infrastruktur."
    Gros der Aufträge sind Schienenfahrzeuge
    Schienenfahrzeuge vor Schienen-Infrastruktur - daran wird sich vorerst wenig ändern. Das zeigt sich im Auftragseingang des ersten Halbjahrs. In den Büchern stehen jetzt Bestellungen im Wert von 8,5 Milliarden Euro, das ist zwar einerseits ein sattes Plus zum Vorjahr von über 50 Prozent, aber letztlich doch eher wieder ein Sprung auf das normale Niveau der letzten Jahre. Und auch hier gilt: Das Gros der Aufträge sind Schienenfahrzeuge, hier kommt das Wachstum her. Jackpot im ersten Halbjahr war die Vergabe fünf wichtiger Regionalstrecken für den Rhein-Ruhr-Express an zwei private Bahnunternehmen, die haben erstmal 82 Doppelstockzüge bei Siemens bestellt:
    "Allein dieser Auftrag fällt bei den Bestellungen mit 1,7 Milliarden Euro ins Gewicht. Und da ist zu beachten, dass erstmal in größerem Maßstab in Deutschland Fahrzeuge beschafft wurden mit kompletter Wartung."
    Auf der Habenseite verbuchen die Lobbyisten der Bahnindustrie, dass ein neues Gesetz jetzt erlaubt, dass Züge nicht mehr nur allein vom Eisenbahnbundesamt zugelassen werden dürfen, sondern auch von privaten Stellen, was die Zulassung beschleunigen soll. Auch dass der Bund mehr Geld für den Regionalverkehr ausgeben wird, begrüßt die Bahnindustrie. Auf der Wunschliste der Lobbyisten steht: Mehr Hilfe im Wettbewerb mit chinesischen Firmen, etwa durch staatliche Hermes-Bürgschaften bei riskanten Auslandsgeschäften. Der Hauptgeschäftsführer der Bahnindustrie-Verbands, Ben Möbius, fordert von der Bundesregierung zudem, für einen fairen Wettbewerb mit den Fernbussen zu sorgen. So müssten Fernbusse, wie LKW, endlich auch Maut zahlen: "Ist es fair, das die Politik dafür sorgt, dass ein Zug von A nach B fährt uns eine Infrastruktur bezahlt mit Trassenentgelten und dass ein Bus nebenher von A nach B fährt und gar nichts bezahlt?"