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Bahnstreik
Millionen Reisende betroffen

Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr hat am Morgen vielerorts zu überfüllten Zügen geführt. Die Pendler blieben aber größtenteils gelassen. Die Arbeitsniederlegungen sollen bis Sonntagmorgen dauern. Das wäre der längste Streik seit Gründung der Deutschen Bahn.

05.05.2015
    Ein Ersatzfahrplan hängt im Hauptbahnhof in Magdeburg aus.
    Nur jeder dritte Fernzug soll fahren (picture alliance / dpa / Jens Wolf)
    Viele Pendler hatten sich am Vormittag gut auf den Streik vorbereitet und wussten genau, welcher Zug fährt und welcher im Depot bliebt. Einige haben mit ihren Arbeitgebern extra wegen des Streiks Gleitzeitregelungen getroffen.
    Wie angekündigt begann der Streik im Personenverkehr am Dienstag um 02.00 Uhr. Das Unternehmen veröffentlichte auf seiner Website Ersatzfahrpläne. Demnach soll noch etwa jeder dritte Fernzug im Einsatz sein. Im Regionalverkehr will die Bahn bis zu 60 Prozent des regulären Angebots aufrechterhalten. Mit größeren Ausfällen wird in Ostdeutschland gerechnet. Im Westen der Republik gibt es unter den Lokführern noch einige Tausend Beamte, die nicht streiken dürfen. Auch die S-Bahnen sind betroffen. Der Streik soll bis Sonntagmorgen dauern. Es ist der achte Ausstand im laufenden Tarifkonflikt und mit fast sechs Tagen Dauer der längste seit Gründung der Deutschen Bahn im Jahr 1994. Millionen Reisende sind betroffen. Bereits am Montagnachmittag hatten die Lokführer einen Streik im Güterverkehr begonnen.
    GDL Schlichtung abgelehnt
    Eine Schlichtung lehnte GDL-Chef Claus Weselsky ab. Die Bahn hatte zuletzt angeboten, die Löhne vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent zu heben. Dazu sollte eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni kommen. Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Der Konflikt ist auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Bahn-Konzern ringt. Außerdem will die GDL einen Erfolg erzielen, bevor das kommende Tarifeinheitsgesetz der schwarz-roten Bundesregierung die Macht kleiner Gewerkschaften beschränkt. Im Gegensatz zu Weselsky pocht die Deutsche Bahn weiter auf eine Lösung durch ein Schlichtungsverfahren. Ulrich Weber, Personalvorstand der DB, sagte im am Morgen im DLF : "Wir werden darauf beharren, dass wir in ein solches Verfahren gehen"
    Kritik an Streikkurs der GDL
    Mitglieder der Bundesregierung und andere Politiker kritisierten den Streikkurs der GDL. Der verkehrspolitische Sprecher der Union, Ulrich Lange, sagte im DLF, dass das Verständnis für den Streik unter anderem bei der Wirtschaft gegen Null gehe. Und auch bei der Indstriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) stößt der Streik auf massive Kritik. "Die GDL verfolgt rücksichtslos ihre eigenen Ziele für ihre kleine Klientel", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Michael Vassiliadis, der "Neuen Presse". Die GDL gehe nicht verantwortlich mit dem Arbeitskampfinstrument um. Die jetzige GDL-Führung habe "überhaupt kein Verständnis und kein Gespür, dass sie damit die Gewerkschaftsidee insgesamt" schädige, sagte Vassiliadis.
    (cc/ion)