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Bandleader James Last gestorben
"Bei mir braucht keiner traurig sein"

Der Bandleader James Last ist tot. Der Musiker starb bereits gestern mit 86 Jahren in Florida, wie sein Konzertveranstalter Semmel Concerts in Berlin mitteilte. Last galt als der erfolgreichste deutsche Bandleader nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinem 75. Geburtstag sagte er: "Ich habe ein tolles Leben gehabt."

Von Thomas Elbern | 10.06.2015
    Der Bandleader, Komponist, Arrangeur und Musikproduzent James Last und sein Orchester spielen am 26.03.2015 in Hamburg bei seiner Abschiedstournee.
    Der Bandleader, Komponist, Arrangeur und Musikproduzent James Last ist in Florida gestorben (dpa / picture alliance / Christian Charisius)
    "Ich sage immer, ich mache einfach nur Musik, und wenn mir etwas gefällt, versuche ich, das zu machen. Meistens gelingt es. Wenn wir ein Konzert geben, dann spiele ich nur Titel, die mir selbst gefallen. Wenn ich mich belügen würde, würde ich das Publikum auch belügen, nur um das zu präsentieren, was nicht mein Geschmack ist. Die ganzen Musiker spielen alle die Rolle mit und da sind tolle Musiker im Orchester, die Trompeten alleine sind allererste Wahl."
    So James Last in einem Interview zu seinem 75. Geburtstag. Damals, 2004, war Last mal wieder auf Tour durch die bundesdeutschen Arenen. Sein Potpourri aus alten und neuen Hits war wieder generationsübergreifend.
    Klassik, "Non Stop Dancing", aktuellere Songs, zum Beispiel von der Rapband Outkast und aus seinem gerade erschienenen Album "They Call Me Hansi" brachten Jung und Alt zusammen.
    James Last war immer jemand, der auch ohne Trendscouts mühelos aktuelle Strömungen in der Musik aufspürte und sie in seiner Eigenen verschmelzen konnte. Sein Sohn Ron Last dazu:
    "Der Kerl braucht keine Hilfe. Er ist phänomenal in der Richtung, da gibt es gar nichts. Er weigert sich, stehen zu bleiben. Er ist ein Mensch, der nur nach vorne guckt, der auch jetzt, wo er 75 ist, an seinen 80. denkt."
    Anfänge als Bassist
    James, der eigentlich Hans Last heißt, wurde am 17. April 1929 in Bremen geboren. Bereits als Sechsjähriger erhielt Last Klavierunterricht, den er aber vorzeitig wieder abbrach.
    Ab 1943 besuchte er die Heeresmusikschule Bückeburg, an der er auf seinem Lieblingsinstrument Bass ausgebildet wurde. Im neu gegründeten Tanz- und Unterhaltungsorchester von Radio Bremen brilliert er 1946 als Bassist. 1955 wechselte Last zur Band des Nordwestdeutschen Rundfunks, dem heutigen NDR und hat bis dahin schon eine Auszeichnung als bester deutscher Jazzbassist erhalten.
    Er arrangiert für Freddy Quinn, Caterina Valente und Helmut Zacharias und unterschreibt 1964 einen Schallplattenvertrag bei einem großen Label. 1965 erscheint seine erste LP "Non Stop Dancing", die seine beispiellose Karriere ins Rollen brachte. Es sollten noch 29 dieser Kompilationen folgen, bei denen James Last immer aktuelle Hits, unter anderem von den frühen Beatles, im Orchestersound präsentierte - ein generationsübergreifendes Erfolgskonzept sondergleichen.
    James Last erinnert sich: "Ich war damals beim Radio, beim NDR, angestellt als die Beatles so 64/65 anfingen. Ich hatte die Chance, was zu machen und dann habe ich die Beatles Songs gemacht. Das haben die älteren Leute gar nicht geschnallt, dass das die Beatlessongs von ihren Kindern waren, mit denen sie dauernd Krach hatten. Die hatten lange Haare und das war damals verpönt. Auf einmal haben die Jungen gemerkt, dass die Alten auf ihre Melodien schwoofen. Ich war immer ein wenig vorne gewesen."
    Der Bandleader, Komponist, Arrangeur und Musikproduzent James Last und sein Orchester bei einem Auftritt am 17.04.2015 in der Arena in Leipzig
    Der Bandleader, Komponist, Arrangeur und Musikproduzent James Last und sein Orchester bei einem Auftritt am 17.04.2015 in der Arena in Leipzig (Roland Popp / dpa)
    "Non Stop Dancing" machte ihn zum Partykönig
    Die Reihe "Non Stop Dancing" macht aus Last endgültig den Partykönig. Seine Fähigkeit, populäre Musik in einem charakteristischen Tanzmusikstil breitenwirksam darzubieten, macht aus Last den Weltstar, der schon in den 70er-Jahren durch ganz Europa tourt. Und nicht nur in Europa, sondern auch Gastspielreisen in die UdSSR, nach Ostasien, Australien, Neuseeland und unzählige andere Länder.
    Fragte man Last nach besonderen Konzerterfahrungen, dann erinnerte er sich gerne an die Chinatour im Jahre 2002:
    "Was wir da erlebt haben, das war so positiv, das war unglaublich. Wir wurden empfangen und mit Blumen überhäuft. Die besten Hotels und alles mögliche - es war wirklich toll."
    Zu den erfolgreichsten Eigenkompositionen von James Last gehören Songs wie "Games That Lovers Play" aber auch Titelmelodien deutscher Fernsehserien wie beispielsweise "Das Traumschiff" sowie die Erkennungsmelodien zur Musiksendungen wie der ZDF-Hitparade.
    Der amerikanische Regisseur Quentin Tarantino verwendet 2003 seine Komposition "Der einsame Hirte" in seinem Erfolgsfilm "Kill Bill" und trug dazu bei, das Last von einer komplett neuen Generation wiederentdeckt wird.
    James Last wurde vom ehemaligen WDR-Intendanten Friedrich Nowottny mal der "Karajan des kleinen Mannes" genannt. Der Arrangeur, der immer ohne große Starallüren auskam, zog 1988 nach Florida, wo er sich auf dem hauseigenen Golfplatz seiner Villa vom Alltag als Bandleader erholte.
    Hören Sie James Last in einem Corso-Gespräch vom 29.09.2006.
    Klassik, Pop et cetera
    Ob Klassik, Rock oder Polka, James Last hatte nie irgendwelche Berührungsängste mit verschiedenen Musikstilen und das war sein Lebenselixier und sein Erfolgsrezept. Zu seinem 75.Geburtstag zog er ein Fazit:
    "Ich habe ein glückliches Leben. Ich kann das aufschreiben, was ich will und was ich möchte, und Millionen von Leuten kaufen dann noch die Schallplatten oder kommen zu Tausenden in die Konzerte. Mit 75 Jahren kann man sagen: Hast du ein Leben gehabt oder hast du noch - hoffentlich ein wenig länger. Ich bin mit meinem Leben total im Reinen und im Klaren. Das geht vielen Menschen ab. Wenn Er sagt, du musst morgen kommen, nach oben, dann gehe ich.
    Mein Leben war immer vollgefüllt mit tollen Sachen, ich konnte immer machen, was ich wollte und das war eben auch ein riesiger Erfolg. Der Erfolg ist eigentlich auch das, was einen befriedigt, und deswegen komme ich darauf zurück, dass, wenn man sein Publikum betrügen würde, dann wäre ich unglücklich, dann könnte ich auch nicht so weggehen.
    Aber so kann ich weggehen. Bei mir braucht keiner traurig sein, singt, macht sonst was, ich habe ein tolles Leben gehabt."