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Banken-Stresstest
Deutsche Aufseher sind zufrieden

Die deutschen und europäischen Bankenaufseher sind mit dem Ergebnis ihres Stresstests zufrieden. Von 130 Banken fielen insgesamt 25 durch. Würde man den Test mit aktuellen Zahlen wiederholen, wären es sogar nur 13. Bundesfinanzminister Schäuble zog eine positive Bilanz.

26.10.2014
    Ein Schiff fährt am 06.08.2014 auf dem Main in Frankfurt am milliardenteuren Neubau der Europäischen Zentralbank vorbei.
    Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main zieht ein positives Fazit des Stresstests. (Boris Roessler, dpa picture-alliance)
    Die deutschen Banken kommen in dem Stresstest der europäischen Aufseher gut weg. Mit der Münchner Hypothekenbank (Münchner Hyp) fiel eines von 24 Instituten durch, hat aber mittlerweile schon nachgebessert. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht bestätigt, "dass deutsche Banken gut vorgesorgt" haben. Selbst die noch zuvor als Wackelkandidat gehandelte HSH Nordbank hat den Test bestanden.
    Aus Schäubles Sicht sind in Deutschland keine weiteren Maßnahmen notwendig, um die Banken auf Krisensituationen vorzubereiten. Auch die deutschen Finanzaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gaben sich in einer ersten Stellungnahme zufrieden mit dem Ergebnis. Präsidentin Elke König sagte aber, dass sich die deutschen Institute nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen dürften.
    Von der Opposition im Bundestag kommt Kritik an den Ergebnissen. Der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick forderte, dass die Banken - gerade auch die deutschen - noch zu wenig Eigenkapital besäßen, um für Krisen gewappnet zu sein. Der Stresstest sei nur ein Zwischenschritt hin zu einer Stabilisierung des europäischen Bankensystems. Der Linken-Politiker Axel Troost sprach von einem "relativ glimpflichen" Ausgang des Stresstests für die Branche. Er machte zudem Deutschland mitverantwortlich für das schlechte Abschneiden von Banken in europäischen Krisenländern. In Italien fielen neun Banken durch - so viele wie in keinem anderen Land. In Griechenland waren es zwei. Per Twitter verbreitete die EZB eine Liste der betroffenen Geldinstitute:
    Insgesamt sind von 130 untersuchten Banken 25 durchgefallen, die Münchner Hyp war die einzige deutsche Bank. Ihnen fehlten nach Berechnung der Experten insgesamt 25 Milliarden Euro, um den getesteten Notfall ohne fremde Hilfe durchzustehen. Der Prüfung lagen die Bilanzen mit Stand 31. Dezember 2013 zugrunde. Heute würde die Münchner Hyp den Test aber bestehen, weil sie in der Zwischenzeit mehr Geld für Notfälle zurückgelegt hat. So geht es auch elf anderen durchgefallenen Kandidaten.
    Bleiben also noch 13 Banken, die die EZB als gefährdet ansieht. Diese müssen nun den Aufsehern innerhalb von zwei Wochen Pläne vorlegen, wie sie die Kapitallücke schließen wollen. Innerhalb von neun Monaten muss die Lücke dann geschlossen sein.
    Neue Aufsicht nimmt Anfang November Arbeit auf
    Trotzdem zog der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Vitor Constancio, eine insgesamt positive Bilanz. "Diese bislang nicht dagewesene tiefgehende Prüfung der Bilanzen der Großbanken wird das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Bankensektor stärken", sagte er nach der Vorstellung der Ergebnisse.
    Hintergrund der Tests ist, dass die EZB am 4. November die zentrale Aufsicht über die führenden Banken im Euroraum übernimmt. Die Aufseher haben sich daher die Bilanzen der wichtigsten europäischen Großbanken des vergangenen Jahres genau angeschaut. In verschiedenen Szenarien wurde dann simuliert, was mit den Banken in bestimmten Krisensituationen passieren würde und ob sie aus eigener Kraft, also mit eigenem Geld, so eine Krise überstehen könnten. Banken müssen deshalb über eine bestimmte Eigenkapitalquote verfügen, um für solche Notlagen gerüstet zu sein.
    (pr/lob)