Freitag, 19. April 2024

Archiv

Basketball-EM
"Diamant des europäischen Basketballs"

Der Slowene Luka Doncic ist einer der besten Spieler der Basketball-Europameisterschaft. Dabei ist er gerade einmal 18 Jahre alt. Nun könnte der Teenager Slowenien zum ersten Titel der Landesgeschichte führen – schon jetzt wird er mit Legenden seines Sports verglichen.

Von Thilo Neumann | 16.09.2017
    Der Slowene Luka Doncic beim Wurf im Halbfinale der Basketball-EM zwischen Slowenien und Spanien in Istanbul
    Der gefragteste Teenager der Basketball-EM: Luka Doncic steht mit Slowenien im Finale. (imago sportfotodienst)
    Istanbul, Donnerstagabend, Halbfinale bei der Basketball-Europameisterschaft. Slowenien führt Mitte der ersten Halbzeit überraschend gegen Spanien. Dann bekommt Luka Doncic den Ball, knapp acht Meter vom Korb entfernt, weit hinter der Dreipunktelinie. Doch der Slowene schaut nur kurz, wirft – und trifft. Die Zuschauer jubeln.
    Aus den Lautsprechern hören sie den Stadionsprecher: "Luka Doncic for three". Es bleibt nicht der einzige Glanzpunkt von Luka Doncic an diesem Abend. Am Ende verbucht er die meisten Rebounds und Korbvorlagen seines Teams – und feiert mit Slowenien den ersten EM-Finaleinzug der Landesgeschichte.
    Ausnahmetalent Doncic
    "Es ist unglaublich, ein historischer Tag für unser Land. Ich bin stolz auf unser Team", sagt Doncic wenig später, während ihm Dutzende Reporter ihre Mikrofone hinhalten. Doncic ist der gefragteste Mann an diesem Abend. Oder genauer: der gefragteste Teenager. Der 2,01 Meter große Guard ist gerade einmal 18 Jahre alt, aber schon jetzt einer der besten Spieler Europas. Mit großer Spielintelligenz und einer Nervenstärke, wie sie nur wenige Spieler haben. Sloweniens Teamkapitän und NBA-Star Goran Dragic:
    "Er ist der Beste in seinem Jahrgang. Beziehungsweise wahrscheinlich ist er der beste Spieler unter 25 Jahren. Er spielt mit so viel Selbstvertrauen, mit so viel Sicherheit. Luka ist ein Diamant für den europäischen Basketball. Die Leute in Slowenien sind sehr glücklich, ihn zu haben."
    Doncic ist ein Ausnahmetalent, vielleicht ein kommender Jahrhundertspieler. Bereits mit 13 wechselte der Junge aus seiner Heimat zu Real Madrid, durchlief dort im Eiltempo den Jugendbereich: mit 15 debütierte er für die U18-Auswahl, ein Jahr später bei den Profis – als jüngster Real-Spieler aller Zeiten. Seit zwei Jahren gehört er nun zur Stammrotation in einem der besten Teams Europas – ohne, dass seine Jugend auffallen würde. Zum Vergleich: Im selben Alter spielte ein Dirk Nowitzki noch mit Würzburg in der 2. Bundesliga Süd, gegen Mannschaften wie den TSV Speyer oder den TV Langen.
    Auch im Nationalteam überzeugt Doncic auf Anhieb. Obwohl seine Rolle dort sogar noch größer ist als im Verein, er mehr als 30 Minuten pro Partie spielt. Nationaltrainer Igor Kokoskov: "Das Niveau ist höher, er spielt hier gegen NBA-Spieler. Luka ist das nicht gewohnt, aber er wächst jeden Tag als Spieler – und wir als Team wachsen mit ihm."
    NBA frühestens 2018
    In die NBA geht es für den Ausnahmekönner frühestens 2018, die Liga hat eine Altersgrenze von 19 Jahren. Dennoch vergleichen ihn Experten schon jetzt mit Drazen Petrovic, dem besten Spieler des ehemaligen Jugoslawien. Für Sasa Doncic, den Vater von Luka und selbst ehemaliger Nationalspieler, eine durchaus treffende Einschätzung:
    "Drazen Petrovic und Toni Kukoc, das sind großartige Spieler gewesen, Legenden in unserer Heimat. Luka hat das Potenzial, auch eine zu werden, aber er ist noch jung. Vom Top-Nachwuchsspieler zum Top-Spieler ist es ein weiter Weg. Aber für Luka gibt es keine Grenzen."
    Einzig Nationalmannschaftskollege Goran Dragic versucht dieser Tage, den Hype um seinen jungen Landsmann etwas runterzufahren. Nach dem Viertelfinalsieg über Lettland sagte er: "Er ist noch ein Kind. Glaubt mir, ich bin sein Zimmerkollege. Er schaut den ganzen Tag Zeichentrickfilme oder die Serie "Friends". Aber wenn du ihn dann auf den Platz stellst, ist er unglaublich."
    Am Sonntag könnte das Kind Luka Doncic nun mit Slowenien Europameister werden – und so vielleicht den Auftakt zu einer Karriere feiern, wie sie die Basketballwelt noch nicht gesehen hat.