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Basketball
Rassismus-Skandal erschüttert die NBA

Donald Sterling, Besitzer der Los Angeles Clippers, soll sich rassistisch geäußert haben - obwohl in seinem Team überwiegend Schwarze spielen. Nicht nur Sportler und Kollegen kritisieren Sterlings Äußerungen, auch US-Präsident Barack Obama.

Von Heiko OIdörp | 27.04.2014
    Es ist einer der größten Skandale im nordamerikanischen Profisport. Das Internetportal "TMZ" veröffentlichte den Mitschnitt eines Streitgespächs zwischen Donald Sterling, dem Besitzer der Los Angeles Clippers und dessen Freundin. Diese ist eine farbige Mexikanerin und hatte im sozialen Netzwerk Instagram ein Foto von sich und dem ehemaligen NBA-Star Magic Johnson veröffentlicht - und Sterling damit offenbar erzürnt:
    "Es ärgert mich ungemein, dass du dich so öffentlich mit Schwarzen assoziierst", so Donald Sterling in dem veröffentlichten Audio-Mitschnitt, "ich denke, es ist nicht verkehrt, Magic zu bewundern, ich kenne ihn gut und er sollte bewundert werden. Doch es ist schade, dass du das nicht privat machen kannst. Poste das Bild nicht bei Instagram, so dass Leute mich anrufen - und bringe ihn nicht zu meinen Spielen."
    Die Clippers erklärten in einer Mitteilung, man sei nicht sicher, ob der Mitschnitt echt oder gefälscht sei. Der Club verwies darauf, dass die Frau von Donald Sterling gedroht habe, sich zu rächen, nachdem sie von seiner Familie wegen Unterschlagung von 1,8 Millionen Dollar verklagt wurde. Sterling, so heißt es weiter, mache nachdrücklich klar, dass die Aussagen nicht seine Ansichten, Meinungen und Empfindungen widerspiegeln würden und er höchsten Respekt vor Magic Johnson habe.
    Magic Johnson reagiert geschockt
    Johnson wiederum erklärte umgehend, dass seine Frau und er nie wieder ein Clippers-Spiel besuchen werden, solange Donald Sterling der Teambesitzer ist. Die Aussagen des Clippers-Eigners über Afro-Amerikaner, so Johnson, seien ein blaues Auge für die NBA.
    Fast 80 Prozent der NBA-Profis sind Farbige - so auch der größte Star der Liga, LeBron James. Er spielt bei Meister Miami Heat und war geschockt, als er von den Aussagen erfuhr.
    "Für sowas gibt es bei uns keinen Platz. Kommentare wie diese - ob von einem Spieler, Fan oder Besitzer - tun unserem Sport weh. Und es ist egal, ob du schwarz, weiß oder lateinamerikanisch bist. Es sind bislang unglaubliche Playoffs gewesen und wir wollen nicht, dass Donald Sterlings Aussagen dies überschatten."
    Der Aufschrei ist nicht nur in der Liga groß, sondern im ganzen Land. Musikstars wie Snoop Dogg oder Menschenrechtler Jesse Jackson äußerten ihre Empörung, Jackson machte sich für einen Boykott der Clippers-Spiele stark. Sogar US-Präsident Barack Obama meldete sich von seiner Dienstreise in Malaysia zu Wort, bezeichnete die Aussagen als "unglaublich rassistisch beleidigend."
    Liga kündigt Untersuchung an
    Liga-Commissioner Adam Silver betonte in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz, dass die Aufzeichnung höchst beleidigend und beunruhigend sei und man sich der Sache umgehend annehmen werde:
    "The audio recording is truly offensive and disturbing. And we intent to get to the bottom of it as quickly as possible."
    Es gäbe eine weite Spanne von Sanktionen, so Silver, und alle würden je nach Ausgang der Untersuchungen in Betracht gezogen werden. Noch ist unklar, wie weit die NBA gehen kann. In der Major League Baseball gab es Mitte der neunziger Jahre einen ähnlichen Fall. Als die Besitzerin der Cincinnati Reds, Marge Schott, sich beleidigend gegenüber Juden und Farbigen geäußert hatte, wurde sie zunächst von der Liga gesperrt und anschließend dazu gedrängt, den Club zu verkaufen.
    Viele halten diesen Schritt in der Causa Sterling für unausweichlich. Der Multi-Milliardär, dem die Clippers seit 1981 gehören, ist bereits in der Vergangenheit mehrfach wegen rassistischer Beleidigungen aufgefallen. Los Angeles tritt heute zur vierten Partie der Playoff-Serie bei den Golden State Warriors an. Am Dienstag (29.04.2014) findet Spiel fünf in der heimischen Arena statt. Eine Bürgerrechts-Bewegung hat bereits eine Demonstration vor dem Staples Center angekündigt.