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Bayer-Glyphosat-Vergleich?
Gerüchte und Dementi

Der Leverkusener Bayer-Konzern steht juristisch stark unter Druck: Mehr als 18.000 Klagen sind mittlerweile in den USA anhänglich, weil Kunden einen Unkrautvernichter von Monsanto für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Will Bayer diese Verfahren mit einem Vergleich beenden?

Von Ute Schyns | 09.08.2019
Der Unkrautvernichter Roundup von Monsanto steht im Regal eines Geschäfts in San Rafael (Kalifornien).
Der Unkrautvernichter Roundup von Monsanto ist Ursprung der Klagen gegen Bayer. (AFP/EDELSON)
Hat Bayer vor, den vielen tausend Klägern in den USA ein Vergleichs-Angebot von bis zu acht Milliarden Dollar zu machen? Zu dieser Frage gibt es heute unterschiedliche Antworten. Ein Bayer-Sprecher wollte keine der Versionen kommentieren.
Am Morgen meldete zunächst die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Bayer vorschlage, für einen Vergleich bis zu acht Milliarden Dollar zu zahlen. Um sich mit den Klägern zu einigen, die Glyphosat für ihre Krebs-Erkrankung verantwortlich machen.
Reine Fiktion, sagt der Chefvermittler
Am Nachmittag meldeten verschiedene Agenturen, dass der Bayer-Konzern dem Chef-Vermittler zufolge keinen solchen Vergleich vorgeschlagen habe. Das sei eine reine Fiktion, soll der im Glyphosat-Streit eingesetzte Mediator Ken Feinberg am Freitag in einer E-Mail mitgeteilt haben.
Fakt ist jedoch, dass sich Bayer-Chef Werner Baumann selber bereits auf einer Telefonkonferenz mit Analysten Ende Juli gegenüber einem Vergleich unter Bedingungen offen gezeigt hatte. Einen Vergleich werde das Unternehmen aber nur in Erwägung ziehen, wenn dieser finanziell angemessen sei und der gesamte Rechtsstreit damit endgültig beigelegt werden könnte, hatte Werner Baumann sinngemäß gesagt.
Offiziell heißt es von Bayer weiterhin, dass man sich in den Mediationsprozess, den ein Gericht zuvor angeordnet hatte, konstruktiv einbringen werde. Man sei aber weiterhin davon überzeugt, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung ein sichereres Produkt sei. Bayer verweist auf Hunderte Studien, die das beweisen sollen. Deshalb werde sich das Unternehmen auch weiterhin gegen die Anschuldigungen verteidigen.
Drei Prozesse hat Bayer schon verloren
Wegen eines glyphosathaltigen Unkrautvernichters von Monsanto ist Bayer in den USA mit über 18.400 Klagen konfrontiert. Die Kläger werfen dem Unternehmen vor, dass das Mittel bei ihnen Krebs ausgelöst habe.
Doch drei große Glyphosatprozesse hat Bayer in erster Instanz bereits verloren und ist in Berufung gegangen. Ein kleiner Lichtblick für den Konzern ist, dass die Richter von den Jurys geforderten Strafzahlungen zuletzt drastisch reduziert hatten.
Vergleich würde Anlegern Sicherheit geben
Dennoch ist der Druck auf Bayer gestiegen, sich mit den Klägern außergerichtlich zu einigen. Einige Analysten hatten jedoch mit einem höheren Betrag gerechnet, als die acht Milliarden, von denen in den Agenturberichten die Rede ist.
Die Aktionäre sehen einen möglichen Vergleich offensichtlich positiv. Nachdem erste Spekulationen dazu öffentlich wurden, war der Wert der Aktie im Tagesverlauf zwischenzeitlich deutlich gestiegen.