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Bayer-Monsanto Deal
Auf einen Schlag die Nummer Eins

Der US-Agrarchemiekonzern Monsanto hat in Europa keinen guten Ruf. Bayer-Chef Werner Baumann ist aber überzeugt: Eine Fusion würde nicht nur dem Dax-Schwergewicht nutzen, sondern auch die Ernährung der Weltbevölkerung verbessern.

Von Brigitte Scholtes | 23.05.2016
    Schiffe fahren auf dem Rhein am Chemie- und Pharmakonzern Bayer in Leverkusen vorbei.
    Bayer will Monsanto übernehmen. Das könnte die größte Investition in der 150 Jahre alten Firmengeschichte der Leverkusener werden. (picture alliance / dpa / Martin Athenstädt)
    Bayer und Monsanto – ein gutes Paar. Der amerikanische Agrochemiekonzern sei ein überzeugendes Gegenstück zu Bayer in jeder Hinsicht, ergänze das Geschäft ausgezeichnet und bringe Bayer voran. Davon versucht Werner Baumann, Chef des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns auf einer Telefonkonferenz am Nachmittag auch die amerikanischen Medien zu überzeugen:
    "Monsanto is a strong match in every respect and highly complimentary to our business. It is an extraordinary fit and major advance for us both at business and group level.”
    Baumann ist gerade einmal drei Wochen im Amt und plant mit der Übernahme des amerikanischen Agrarchemie-Konzerns die größte Investition der 150 Jahre alten Firmengeschichte der Leverkusener. Der Kauf wäre strategisch interessant, meint auch Oliver Roth, Börsenstratege der Oddo Seydler Bank:
    "Monsanto ist extrem stark im Bereich des Saatguts. Da wiederum ist Bayer extrem dünn aufgestellt. Da sind sie eigentlich kein "global player", da sind sie eher bei den "global players" ganz hinten angesetzt. Ich glaube, darum geht es Bayer, sich in diesem Bereich auszutoben, zu erweitern, zu expandieren."
    Monsanto sperrt sich
    Mit einem Schlag wäre Bayer weltweit die Nummer Eins auf den Märkten für Saatgut und Pflanzenschutz. Wäre – denn bisher sperrt sich Monsanto: Die Amerikaner, die vor einigen Monaten noch vergeblich um den Schweizer Konkurrenten Syngenta geworben hatten, sind nicht gerade wohlgesonnen. Dabei will Bayer mit etwa 62 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 55 Milliarden Euro, 20 Prozent Aufschlag auf den Schlusskurs der Monsanto-Aktie von Freitag zahlen. Zu viel, meinen viele Bayer-Investoren in Deutschland. Christoph Schalast, Experte für Übernahmen an der Frankfurt School of Finance and Management meint, die Bewertung sei sehr hoch, räumt aber ein:
    "Auf der anderen Seite ist das vielleicht gerade auch ein Momentum, eine solche Transaktion durchzuführen. Und wir hatten ja auch schon sehr hohe Preise gesehen eben am Beispiel Syngenta oder jetzt den Preis, der für Syngenta gezahlt wird. So ist der Markt zurzeit: Er bewertet eben Unternehmen, die vergleichbar sind, mit entsprechenden Multiples."
    Die aktuelle Konsolidierung der Branche lässt diese "Multiples", also die marktorientierten Bewertungsverfahren, steigen – und sie erklärt auch die Eile.
    Kauf über Schulden und Kapitalerhöhung
    Nicht nur der Preis ist in der Kritik. Auch die Art, den Kauf über Schulden und eine Kapitalerhöhung zu finanzieren, kommt nicht gut an. Denn die Verschuldung würde zumindest kurzfristig von 16 auf 40 Milliarden Euro steigen. Christoph Schalast kann sich sogar noch mehr vorstellen:
    "Das ist vielleicht etwas, was einen daran etwas verwundert. Das ist fast schon die Herangehensweise eines Finanzinvestors, und das kennen wir eigentlich nicht von deutschen strategischen Unternehmen, das muss man sich genauer anschauen. Insbesondere auch, ob die freien Cash Flows, also die freien Geldflüsse, ausreichen, die Zinsen zu bedienen und noch genügend Puffer zu haben für weitere Innovationen. Eigentlich soll ja Innovation den Deal treiben."
    Und nicht zuletzt ist da der schlechte Ruf des amerikanischen Konzerns: Sei es wegen der gentechnisch veränderten Produkte oder aktuell wegen der Diskussion um das als krebserregend geltende Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat.