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Bedrohte schöne Welt

In deutschen Kinos läuft der Film "Unsere Erde" an. Mit großem Aufwand gedreht, soll er ein Bild eines schönen, aber auch zerbrechlichen Planeten vermitteln. Manche der Aufnahmen wären in 10 oder 20 Jahren gar nicht mehr möglich, befürchtet der Regisseur, der Brite Alastair Fothergill.

Von Dieter Nürnberger | 06.02.2008
    Ästhetisch schön: Anders kann dieser Film über unseren Planeten, über die Tierwelt und die Natur nicht beschrieben werden. "Unsere Erde" zeigt die wunderschönen Facetten einer weitgehend noch intakten Umwelt. Ruhige Bilder, die beeindrucken - "Unsere Erde" ist ein klassischer Natur- oder auch Tierfilm, und wahrscheinlich wurde noch nie so aufwendig und so perfektionistisch das Leben eingefangen. Und deshalb fiel bei der Deutschland-Premiere gestern Abend in Berlin auch schnell das Wort von der Superlative. Es wird in Filmkreisen gern und oft auch zu schnell verwendet, sagt Großbritanniens Botschafter Michael Arthur. In diesem Fall treffe es aber ohne Zweifel zu:

    "Unvergleichlich beeindruckt der Film allein schon durch die Zahlen: Unter der begnadeten Regie von Alastaire Fothergill haben 40 Filmteams fünf Jahre daran gearbeitet. Gedreht wurde an 200 Orten in 26 Ländern. Dagegen kommt nicht einmal der aktionsreichste James-Bond-Film an."

    Der Film startet mit Aufnahmen südlich des Nordpols. Ein Eisbär und zwei Junge werden gezeigt, spielerisch und doch mahnend, denn hier schmilzt das Eis den Bären sozusagen unter den Tatzen weg. Ein erster Hinweis auf die Zusammenhänge, auf die Folgen des Klimawandels, der im Übrigen gar nicht so oft benannt wird, wie man vermuten könnte. Der Film zeigt die Welt, wie sie ist: in aller Schönheit. Noch, möchte man anfügen.

    Zu den Zuschauern gehörte auch Olaf Tschimpke, der Präsident des Deutschen Naturschutzbundes NABU:

    "Die Ästhetik von anderen Lebewesen, die man so gar nicht sieht! Weil man dies gewöhnlich ja so auch nie erlebt: Wie sich solche Tiere bewegen, welche Ansprüche sie haben. Und natürlich diese besonderen Landschaften, an die man ja ohne dieses technische Know-how auch nicht herankommt. Mit Hubschraubern fliegen zu können, dadurch besondere Kameraeinstellungen haben zu können und so weiter. Der Mensch ist ja sonst gar nicht in der Lage, dies so zu erleben. Es sind trotzdem Welten, die existieren, und das macht der Film sehr deutlich."

    Die Tierwelt in Nahaufnahme oder aus der Vogelperspektive: Und wie immer bei guten Naturfilmen fragt sich der Betrachter, wie lange ein Kameramann wohl warten musste, bis diese oder jene Szene im Kasten war. "Unsere Erde" zeigt beispielsweise einen weißen Hai, der eine Robbe fängt - atemberaubende Szenen. Hollywood wird so was wohl nie so darstellen können. Die Botschaft des Films ist klar, auch wenn sie nur angedeutet wird. Dieser Planet und das Leben darauf sind bedroht, man muss was tun. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zeigte sich bei der Premiere zuversichtlich:

    "Ich glaube, dass wir das hinkriegen können. Erstens, weil wir die Chance haben, von der Natur zu lernen. Wir werden Rohstoffe immer stärker durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen können - auch durch einen vernünftigen und nachhaltigen Anbau. Wir werden auch effizienter mit Rohstoffen umgehen können. Wir müssen Platz schaffen für all die, die die Rohstoffe auch nutzen wollen. Und wir müssen in einer Art und Weise produzieren, dass wir dies alles nicht nur bei uns verbrauchen, dass unsere Kinder und Enkel sie auch noch nutzen können."

    Erst am Schluss bezieht der Film sozusagen präzise Stellung und macht explizit auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam:

    "Endlich beginnen wir zu verstehen, wie prekär die Lage unseres einst gesegneten Planeten ist. Wenn wir ihn weiterhin mit solch einer Vielfalt an Lebewesen bewohnen und sein empfindliches Gleichgewicht aufrechterhalten wollen, dann liegt es nun mehr denn je in unseren Händen."

    Unsere Erde soll auch an den Schulen gezeigt werden. Dafür hat das Bundesumweltministerium bereits über 7000 Kopien gekauft und unter die Lehrer gebracht. Ein Erfolg von "Unsere Erde" auch in Deutschland ist demnach vorprogrammiert.