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Beendigung der Rassentrennung

Seit der Ankunft der Weißen in Südafrika vor über 350 Jahren wurden immer wieder Rassentrennungsgesetze eingeführt, mit denen sich die Weißen Privilegien sicherten. Am 1. Februar 1991 verkündete der damalige Präsident Frederik Willem de Klerk die Aufhebung der letzten Apartheidgesetze.

Von Frank Räther | 01.02.2011
    "Wir konnten das Meer nur von der Straße aus sehen, denn die Strände waren nur für Weiße. Das schmerzt. In vielen Läden gab es eine Extraabteilung für Schwarze und eine große Abteilung für Weiße. Das schmerzt. Die Busse für die Schwarzen waren alt und brachen dauernd zusammen, während die Weißen in klimatisierten Luxusbussen fahren durften",

    schilderte John Kani, der wohl namhafteste schwarze Schauspieler Südafrikas, das alltägliche Leben der Schwarzen unter der wahnwitzigen Apartheid. Auch der langjährige weiße Oppositionsführer im Parlament, Frederik van Zyl Slabbert, beklagte die Diskriminierungen:

    "Es gab eine Rassentrennung, die alle Bereiche des Lebens betraf. Und das belastete alle. Für Weiße galt es als ungehörig, Schwarze zu sich einzuladen."

    Die Apartheid ist tot, verkündete am 1. Februar 1991 Südafrikas Präsident Frederik Willem de Klerk vor dem Parlament in Kapstadt. Die letzten und wichtigsten der einst rund hundert Gesetze strikter Rassentrennung, von denen einige schon Ende der Achtziger Jahre gelockert wurden, sollten abgeschafft werden.

    Willem de Klerk: "Die Regierung wird ein Gesetz vorlegen, mit dem der Land Act von 1913 und 1936 aufgehoben wird."

    Diese Ankündigung wurde von den konservativen Abgeordneten des ausschließlich weißen Parlaments mit Unmut aufgenommen. De Klerk ließ sich jedoch nicht beirren und fuhr fort:

    "Der Group Areas Act von 1966 und das Gesetz über die schwarzen Wohngebiete sind ebenfalls für ungültig zu erklären, ebenso alle anderen Verordnungen hinsichtlich getrennter Regelungen für die verschiedenen Rassengruppen."

    Der Land Act hatte seit der britischen Herrschaft in Südafrika den Weißen 87 Prozent des Landes vorbehalten, die anderen Gesetze trennten strikt die Wohngebiete der Rassen. Danach war es Schwarzen nicht gestattet, sich außer zum Arbeiten in den weißen Gebieten aufzuhalten, geschweige denn dort Grund und Boden zu besitzen. De Klerk machte deutlich, dass die Apartheid beendet werden soll.

    "Das südafrikanische Gesetzbuch wird innerhalb weniger Monate von allen rassisch begründeten Verordnungen befreit, die als Grundpfeiler der Apartheid bekannt sind."

    Der Präsident agierte unter Druck. Die Aufhebung der letzten Apartheidgesetze war dringend notwendig geworden – innenpolitisch für Verhandlungen mit dem erstarkenden Afrikanischen Nationalkongress Nelson Mandelas. Und außenpolitisch musste Südafrika endlich die von der Rassentrennung bedingten wirtschaftlichen und diplomatischen Sanktionen der internationalen Gemeinschaft loswerden.

    Die größte Fraktion im weißen Parlament Südafrikas, die Nationale Partei de Klerks, spendete dem Präsidenten zustimmenden Beifall.
    Die Abgeordneten der Konservativen Partei hingegen verließen demonstrativ den Parlamentssaal. Sie machten Front gegen die Gleichberechtigung der Schwarzen und zwangen de Klerk ein Jahr später zu einem Referendum über seine auf das Ende der Apartheid zielende Politik. Die Mehrheit der Weißen, 68,7 Prozent, stellte sich hinter de Klerk.

    Am 1. Februar 1991 herrschte auf der Straße vor dem Parlamentsgebäude bei den 20.000 schwarzen Demonstranten sowohl Jubel, weil endlich das Ende der diskriminierenden, das tägliche Leben belastenden Rassentrennung eingeläutet war – als auch Unzufriedenheit:

    Denn noch immer hatten Schwarze in Südafrika kein Wahlrecht:

    "Die Diskriminierungen werden jetzt beseitigt. Aber das heißt noch nicht, dass wir das Wahlrecht haben. Das aber wollen wir: ein Mann – eine Stimme."

    Am 17. Juni 1991 verabschiedete das Parlament die Gesetze zur Abschaffung der Apartheid.

    Im Dezember 1991 begannen Mehrparteiengespräche über das Wahlrecht. Auch die regierende Nationale Partei von de Klerk und der Afrikanische Nationalkongress ANC von Nelson Mandela waren beteiligt an der "Codesa", der "Konvention für ein Demokratisches Südafrika". Deren Ziel war es, eine gemischtrassige Übergangsregierung zu bilden und eine neue Verfassung auf den Weg zu bringen. Mehrfach drohten diese Verhandlungen zu scheitern, weil de Klerk anfangs nur eine Beteiligung Schwarzer an der Regierung und ein Vetorecht der Weißen wollte. Schritt für Schritt aber musste er nachgeben. Im April 1994 fanden dann die ersten wirklich freien Wahlen in Südafrika statt, die den ANC und Mandela an die Macht brachten. Damit war dann die Ära der Apartheid endgültig zu Ende.