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Beginn der Gravitationswellenastronomie
Zwei Neutronensterne und hundert Teleskope

Am 17. August dieses Jahres schlugen innerhalb von 1,7 Sekunden die Gravitationswellenanlagen auf der Erde und der Gammastrahlendetektor des Fermi-Satelliten im All an. Es war der Beginn einer neuen Ära der Himmelsforschung.

Von Dirk Lorenzen | 04.12.2017
    Optische Darstellung einer Simulationsrechnung, wie zwei verschmelzende Neutronensterne Gravitationswellen abgeben Bildrechte: Numerisch-relativistische Simulation: T. Dietrich (Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik) und BAM-Kollaboration Wissenschaftliche Visualisierung: T. Dietrich, S. Ossokine, H. Pfeiffer, A. Buonanno (Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik)
    Optische Darstellung einer Simulationsrechnung, wie zwei verschmelzende Neutronensterne Gravitationswellen abgeben (T. Dietrich, S. Ossokine, H. Pfeiffer, A. Buonanno (Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik), BAM-Kollaboration)
    Zum ersten Mal haben die Astronomen ein Objekt sowohl mit klassischen Teleskopen als auch mit Gravitationswellendetektoren beobachtet.
    Schnell war klar, dass in einer Galaxie in 130 Millionen Lichtjahren Entfernung zwei Neutronensterne verschmolzen sind. Dieses Ereignis erschütterte den Raum für rund hundert Sekunden, klar sichtbar in den Gravitationswellendetektoren.
    Neutronensterne sind Sternleichen, die etwa so viel Masse wie die Sonne haben, aber nur zwanzig Kilometer groß sind. Beim Verschmelzen kam es zu einer gewaltigen Explosion, die auch im Gammastrahlen- und Röntgenbereich und im normalen Licht zu sehen war.
    Inzwischen haben mehr als hundert Teleskope die auseinanderdriftende Trümmerwolke untersucht. Wie sich zeigt, enthält sie große Mengen an Gold, Platin und Uran.
    Bisher hatten die Astronomen nur vermutet, dass diese Elemente beim Verschmelzen von Neutronensternen entstehen - dank der Gravitationswellendaten gibt es nun Gewissheit.
    Für die Theoretiker ist interessant, dass die Gravitationswellen knapp zwei Sekunden vor den Gammastrahlen frei wurden, was künftige Modelle erklären müssen.
    Die Astronomen sind vom neuen Fenster ins All ganz begeistert: Denn die Gravitationswellendetektoren sind jetzt keine physikalischen Experimente mehr - sondern Teleskope.