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Beitrittsgespräche
EU verhandelt mit Serbien

Die Europäische Union und Serbien nehmen heute offiziell Beitrittsgespräche auf. Der Balkanstaat hofft darauf, bis 2020 in den Staatenbund aufgenommen zu werden. Wichtige Bedingung dafür bleibt die Normalisierung der Beziehungen mit dem Kosovo.

21.01.2014
    Mehrere Fußgänger flanieren über die geschmückte Haupteinkaufsmeile der serbischen Hauptstadt Belgrad.
    Hoffnungsvolle Serben: Der Balkanstaat will bis 2020 in die EU aufgenommen werden. (dpa picture alliance / Koca Sulejmanovic)
    Serbien wird beim Auftakt der Beitrittsgespräche mit der EU in Brüssel von Regierungschef Ivica Dacic vertreten. Allerdings ist der Balkanstaat nach Ansicht der EU-Kommission noch weit davon entfernt, die Standards im Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und Bekämpfung von Korruption und organisiertem Verbrechen zu erfüllen. Nicht zuletzt deswegen wird der eigentliche Beitrittsprozess wohl Jahre dauern.
    Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok rechnet mit einer Dauer von bis zu acht Jahren. Serbien sei noch nicht reif für die Europäische Union, sagte Brok im Deutschlandradio Kultur, bescheinigte dem Land aber zugleich Fortschritte im Umgang mit dem Kosovo. Der Vorsitzende des Auswärtigen Aussschusses im EU-Parlament schloss sich der Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an, wonach die EU bei der Osterweiterung eine längere Pause brauche. Die Gemeinschaft von mittlerweile 28 EU-Mitgliedern müsse "zum Funktionieren gebracht" werden, so Brok.
    Beziehung zum Kosovo spielt wichtige Rolle
    Serbien hatte den Weg zu Beitrittsverhandlungen geebnet, indem es seine Beziehungen zu seiner früheren Provinz, dem heute unabhängigen Kosovo, verbesserte. Die EU-Kommission betonte, dass es in diesem Punkt "enorme Fortschritte" gegeben habe, nachdem Belgrad im Frühjahr des vergangenen Jahres unter Vermittlung der EU ein Abkommen mit Pristina geschlossen hatte.
    Serbien sieht den Kosovo allerdings nach wie vor als Teil des eigenen Staates. Die Lage dort ist angespannt: Während der jüngsten Kommunalwahlen im überwiegend von Serben bewohnten Norden des Kosovo gab es Unruhen, die eine teilweise Wiederholung der Abstimmung notwendig machten.
    Schnelles Wirtschaftswachstum trotz Sparzwang
    Serbien hat 7,3 Millionen Einwohner. Mit zwei Prozent wuchs die Wirtschaft im abgelaufenen Jahr so schnell wie kaum in einem anderen europäischen Land. Allerdings rechnet die Regierung damit, dass sich der Wert in diesem Jahr halbieren wird. Ein Grund dafür ist der Sparzwang des Staates. Aufgrund der hohen Inflation dürfte die Kaufkraft zurückgehen. Transparency International listet das Land in seinem Korruptionsindex auf Platz 72 und damit hinter Staaten wie Lesotho oder Namibia.
    Wichtigster Handelspartner des Balkan-Staates ist Deutschland. Im Jahr 2012 wurden Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro geliefert, die Importe lagen bei knapp einer Milliarde Euro. Deutschland bezieht vor allem Elektrotechnik, Maschinen und Nahrungsmittel aus Serbien. Geliefert werden vor allem Fahrzeuge, Maschinen und Chemieprodukte. Erst am 1. Juli war Serbiens Nachbarland Kroatien als 28. Mitgliedsstaat in die EU aufgenommen worden.