Donnerstag, 25. April 2024

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Belastung im Tennis
"Der DTB ist nicht gewichtig genug"

Das Spiel wird immer schneller, die Belastungen immer höher – nicht nur vom spanischen Weltranglisten-Fünften Rafael Nadal gibt es Kritik an der Entwicklung im Tennis. "Das ist eine Entwicklung, die man über den nationalen Verband kaum beeinflussen kann, nur über den internationalen Verband", sagte DTB-Präsident Ulrich Klaus im Deutschlandfunk.

Ulrich Klaus im Gespräch mit Marina Schweizer | 29.10.2016
    Angelique Kerber präsentiert die Trophäe der US Open
    2016 war auch wegen Angelique Kerber ein erfolgreiches deutsches Tennisjahr (picture alliance / dpa Justin Lane)
    Der Rückblick auf das Jahr 2016 fällt Ulrich Klaus leicht: "Wir haben ein hervorragendes Jahr gehabt – nicht nur wegen unserer Nummer eins, Angelique Kerber", resümiert der Präsident des Deutschen Tennis Bundes im DLF. "Wir haben auch eine hervorragende Turnierszene in diesem Jahr gehabt. Alle großen Turniere waren hervorragend besucht. Wir haben mit unseren Nationalmannschaften insoweit erfolgreich gespielt, als dass wir die Weltgruppe erhalten haben. Hier hätte ich mir natürlich das eine oder andere bessere Ergebnis erhofft."
    Mit Sorgen blickt Klaus allerdings in die Zukunft. Die Belastungen für einen Sportler werden immer höher, die Athleten haben mit immer mehr Verletzungen zu kämpfen. "Wir denken natürlich an die Gesundheit unserer Athleten und versuchen sie durch unsere Ärzte und Physiotherapeuten zu unterstützen", sagt Klaus, der jedoch beklagt, dass weder Landesverbände noch nationale Verbände Einfluss auf diese Entwicklung hätten. "Letztendlich kann man das nicht aufhalten. Man müsste da Regelwerk im Bereich des Tennisweltverbandes ITF ändern. Man müsste Schläger, Bespannung, Fußbodenbeläge oder die Bälle verändern. Der Deutsche Tennis Bund ist nicht gewichtig genug."
    "Muss man wirklich fünf Sätze spielen?"
    Der DTB, der größte Tennisverband der Welt, habe in der ITF zwar einen großen Stellenwert, "denselben Stellenwert wie die Grand-Slam-Nationen. Aber bei 400 Stimmen – und wir haben zwölf Stimmen – ist es schwierig, Änderungen herbeizuführen." Und selbst wenn die ITF etwas ändere, sei nicht gesagt, dass ATP und WTA das mit übernehmen. Im Männertennis könnte man zum Beispiel in Härtefällen die Spieldauer reduzieren. "Muss man wirklich fünf Sätze spielen und den Spieler über drei oder vier Stunden bei 30 Grad in einem Glutofen auf einem knallharten Belag traktieren oder reicht da nicht ein Best-of-Three?"
    Auch Angelique Kerber hat angekündigt, weniger Turniere zu spielen, Klaus zeigt dafür Verständnis: "Das ist sicherlich die richtige Entscheidung, diesen Schluss zu ziehen aus der Belastung, die diese Spieler haben."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.