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Belastungsprobe in Lateinamerika
Das Flüchtlingsdrama an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze

Inflation, Korruption und Missmanagement in staatlichen Betrieben haben das erdölreichste Land der Erde in eine tiefe Krise gestürzt. Die Folge: Zigtausende Venezolaner fliehen über die Grenze nach Kolumbien - und stellen damit das Nachbarland vor eine kaum zu bewältigende Herausforderung.

Von Burkhard Birke | 15.06.2018
    200.000 Menschen überqueren monatlich die Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela
    Offiziell sind mittlerweile eine Million Venezolaner nach Kolumbien geflohen. Schätzungen zufolge könnten es aber bis zu vier Millionen sein. (Deutschlandradio/B. Birke)
    So wie die Inflation steigt der Flüchtlingsstrom: Fast täglich verlassen Tausende Venezolaner ihre Heimat.
    "Für Kolumbien ist das ein großes Problem, weil mittlerweile mehr als eine Million Venezolaner nach Kolumbien gekommen sind. Wir stehen hier moralisch in der Pflicht und wir wollen den Venezolanern helfen. Die Venezolaner sind unsere Brüder. Sie waren sehr großzügig als viele Kolumbianer aus verschiedenen Gründen nach Venezuela ausgewandert sind",
    sagte Kolumbiens amtierender Präsident Juan Manuel Santos im Deutschlandfunk-Interview kurz vor der Wiederwahl seines Amtskollegen Nicolas Maduro in Venezuela.
    Kolumbien ist Hauptleidtragender einer tief greifenden politischen und wirtschaftlichen Krise in Venezuela, die Millionen Menschen in die Flucht treibt.
    Schon ist die Rede von der größten grenzüberschreitenden Migrationskrise in der Geschichte Südamerikas. Kolumbien – so wie viele andere Staaten – darunter auch Deutschland – erkennen die Wahl in Venezuela vom 20. Mai nicht an. Weite Teile der Opposition hatten sie boykottiert. Führende Oppositionspolitiker waren von einer Kandidatur ausgeschlossen worden. Aus Sicht der Opposition war die Wahl unrechtmäßig, da sie von der illegitimen verfassungsgebenden Versammlung einberufen worden war.
    Venezuela soll jetzt international isoliert und womöglich aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgeschlossen werden. Die USA haben die Liste der mit Sanktionen belegten Führungskräfte Venezuelas kürzlich erweitert.
    Nicolas Maduro scheint all das wenig zu beeindrucken. Dass sein Land im Chaos versinkt ist aus seiner Sicht das Resultat eines Wirtschaftskrieges, den die Imperialisten, die USA und andere Staaten, internationale Firmen und die Unternehmer im Land gegen ihn und den Sozialismus des 21. Jahrhunderts führen.
    "Wir haben die Wahl inmitten eines kontinuierlichen und immer schlimmer werdenden Wirtschaftskrieges gewonnen. Seit Dezember haben die räuberische Oligarchie und der wilde neoliberale Kapitalismus der Schwarzhändler das Volk angegriffen, nie zuvor haben wir einen solchen Preiskrieg, einen derartigen Krieg mit dem Dollar erlebt."
    In der Tat ist der Schwarzmarktkurs der amerikanischen Währung in weniger als einem Jahr um das 255-Fache von 9.000 auf mittlerweile 2,3 Millionen Bolivar angestiegen. Der Internationale Währungsfonds IWF rechnet mit einer Inflation von 14.000 Prozent für 2018. Das Wachstum ist dramatisch eingebrochen, sagt der Soziologe und Ökonom Trino Marquez von der Universidad Central in Caracas:
    "Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Rückgang von 13 Prozent. Für fünf Jahre zusammen genommen ergibt sich ein Einbruch von 42 bis 43 Prozent! Das ist der größte Einbruch des Bruttosozialproduktes, den Lateinamerika in seiner gesamten Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat."
    Aber ist das Folge eines Wirtschaftskrieges wie Präsident Maduro und seine Regierung behaupten oder die Konsequenz einer fehlgeleiteten Politik unter anderem der Verstaatlichungen und grassierender Korruption wie Ökonomen und Oppositionelle glauben?
    Fakt ist: Inflation, Korruption und Missmanagement in staatlichen Betrieben wie der Erdölgesellschaft PDVSA haben das erdölreichste Land der Erde in eine tiefe Krise gestürzt.
    Große Not, große Versprechen
    Der unpopuläre Maduro will jetzt das Ruder herumreißen.
    "Ich werde mich jetzt ganz dem Kampf gegen Wirtschaftsverbrechen, gegen die kriminellen Mafias widmen und ich werde es schaffen, die Wirtschaft des Landes kurz und mittelfristig zu stabilisieren. Sie werden schon sehen. Und ich bitte die Streitkräfte, die Führung bei dieser großen Schlacht um die wirtschaftliche Stabilität des Landes und unseres Volkes um Unterstützung."

    Die Erfolgsaussichten für seine Initiative eines Dialogs mit allen Kräften der Wirtschaft werden eher gering eingeschätzt. Keiner der knapp 4.000 Staatsbetriebe schreibt Gewinn. Die Produktion von Lebensmitteln und Gebrauchsgüter versiegt immer mehr: Bis zu 80 Prozent der Lebensmittel müssen mittlerweile importiert werden. In den Regalen der meisten staatlichen Läden mit subventionierten Preisen herrscht gähnende Leere. Gibt es Waren, bilden sich riesige Schlangen. Die meisten Geschäfte und Händler verkaufen ihre Waren zu Dollarschwarzmarktpreisen. Da kann eine Kiste mit zwölf Eiern schon einmal einen Monatsmindestlohn verschlingen.
    Die meisten Venezolaner sind unter-, bzw. fehlernährt wie der dreifache Familienvater Carlos:
    "Ich habe sieben bis acht Kilo seit letztem Sommer abgenommen. Jetzt habe ich Gott sei Dank wieder etwas zugelegt – dank der Überweisungen meines im Ausland lebenden Bruders und einiger Nebenjobs. Alles was ich bekomme, gebe ich für Essen aus. Ich musste nicht unbedingt hungern, aber viele Grundnahrungsmittel fehlen wie Eier, Milch – die Proteine eben."
    Carlos ist privilegiert – verdient überdurchschnittlich und bekommt hin und wieder eine Kiste mit subventionierten Lebensmitteln – Bolsa Clap genannt.
    Die berühmten Bolsas Clap werden generell jedoch immer seltener geliefert. Interessanterweise erhielten 73 Prozent aller Haushalte vor der Wahl aber eine solche Kiste mit ein paar Kilo Reis, Bohnen, mit Thunfisch und Öl– nach Wochen der Lieferpause. Extrem schwer zu finden sind Medikamente in Venezuela, obwohl es für ihre Einfuhr offiziell einen Präferenzkurs des Dollar gab und gibt.
    "In den Apotheken gibt es keine Medikamente. Deshalb haben wir Venezolaner uns schon daran gewöhnt, zu den Schwarzhändlern zu gehen. Für mein Antibiotikum gegen Bronchitis musste ich umgerechnet 40 Dollar bezahlen. Da muss man schwarz Geld tauschen oder sich irgendwie organisieren, das ist der einzige Weg – normale Leute haben da Schwierigkeiten."
    Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro
    Experten glauben nicht, dass die von Staatspräsident Maduro versprochenen Wirtschaftsreformen erfolgversprechend sind (imago/Xinhua)
    Not macht erfinderisch
    Dieser junge Mann hat Glück, dass er Geschäfte mit dem Import von Ersatzteilen macht und so an Dollar und Geld kommt. Er ist selbst Schwarzhändler – einer, dem der Präsident gerade den Krieg erklärt hat, der aber ohne diese Aktivität nicht für seine Mutter und Schwester sorgen könnte.
    "Inventar‘ – man müsse sich etwas einfallen lassen, um zu überleben, sagt er – Not macht erfinderisch. Denn der Staat versagt – auch weil die Einnahmen aus den Ölexporten versiegen.
    Venezuelas Haushalt speist sich zu 96 Prozent aus den Einnahmen des Erdölexportes. Die Produktion des schwarzen Goldes hat sich jedoch infolge von Experten- und Ersatzteilmangels allein in den letzten zwei, drei Jahren auf nur mehr 1,4 Millionen Fass pro Tag halbiert. Trotz des rasant gestiegenen Ölpreises stabilisiert sich der Staatshaushalt deshalb nicht.
    Venezuela und die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA stehen mit 150 Milliarden Dollar bei internationalen Gläubigern in der Kreide. Die Devisenreserven betragen gerade einmal zehn Milliarden Dollar. Die Auslandschulden werden kaum mehr bedient, sodass sogar den treuesten Gläubigern – China und Russland – allmählich Zweifel kommen und auch sie den Kredithahn zudrehen könnten.
    Die Inflationsspirale dreht sich immer schneller
    Die geringfügige Anpassung des offiziellen Wechselkurses im Februar sowie die Einführung der durch Ölvorkommen abgesicherten Kryptowährung Petro haben nicht die erhoffte Entspannung gebracht.

    Im Gegenteil: Die Inflationsspirale dreht sich immer schneller mit verheerenden Folgen wie German Garcia Vellutini, Präsident des Banco Venezolano de Credito betont:
    "Die Inflation hat vor allem die Kaufkraft unserer Angestellten zunichtegemacht. Wir haben die Gehälter um 600 bis 800 Prozent angehoben in den ersten Monaten, aber die Inflation war viel größer. Die Angestellten können das nicht mehr ertragen und unser Personal verlässt Venezuela. Der zweite Effekt ist, dass die Ersparnisse unserer Kunden vernichtet werden."
    Eine Frau fährt mit einem Einkaufswagen an leeren Regalen in einem Supermarkt in Maracaibo in Venezuela
    Leere Regale in einem Supermarkt in Maracaibo in Venezuela (picture-alliance / dpa / Andrew Alvarez)
    Viele Venezolaner fliehen ins Ausland
    Gerade hat der Chefvolkswirt der Privatbank gekündigt: Mehr als ein Fünftel seiner Mitarbeiter hat Garcia Vellutini schon verloren, ohne entsprechenden Ersatz zu finden. Wer qualifiziert ist, wer eine bessere Zukunft sucht oder die Not nicht mehr erträgt, der verlässt das Land. Der Student Hugo trägt sich mit dem Gedanken:
    "Derzeit studiere ich und arbeite halbtags. Jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich mein Studium unterbrechen und ins Ausland gehen muss, um dort zu arbeiten. Hier reicht mein Geld nicht. Es kommt der Punkt, da stehe ich vor der Wahl entweder zu studieren oder zu essen. Spätestens da wird einem doch deutlich, wie gravierend die Krise in Venezuela ist."
    Hugo wird nicht der Letzte sein, der die Flucht antritt und sein Glück woanders probiert. Wer es nicht schafft, die Bürokratie zu überwinden und das Geld für einen Pass aufzutreiben, der geht eben so über die Grenze.
    2.219 Kilometer Grenze verbinden Venezuela mit Kolumbien. Anders als die Grenze zu Guyana oder Brasilien ist sie nicht hauptsächlich von Urwald gesäumt. Im Norden strömen die Menschen in die Guajira und dann weiter in die Hafenstädte Barranquilla und Cartagena. Knotenpunkt der Grenzübertritte ist jedoch die Grenze in San Antonio – im Bundesstaat Táchira – 1.000 km oder 13 bis 14 Autostunden von der Hauptstadt Caracas entfernt.
    Zigtausende überqueren täglich die Grenze
    Zigtausende überqueren tagtäglich die Brücke Simon Bolivar zu Fuß. Seit Oktober 2015 hat Venezuela den Autoverkehr untersagt – auch um dem Benzinschmuggel einen Riegel vorzuschieben.
    Denn Benzin ist wohl das einzig Billige in Venezuela. Es wird quasi verschenkt: Für den Preis einer kleinen Flasche Mineralwasser im Supermarkt könnte man zehn Tanklaster mit Normalbenzin füllen! Nein Sie haben sich nicht verhört.
    Der Benzinpreis wird mit 25 bis 30 Milliarden Dollar pro Jahr subventioniert, da Benzin auch mangels Raffineriekapazitäten teilweise importiert werden muss. Der Benzinpreis gehört zu den Absurditäten in einem Land, in dem wenig normal ist und dem immer mehr Menschen den Rücken kehren und über die Brücke Simon Bolivar nach Kolumbien strömen.
    "Es macht mich traurig das Spektakel mitanzusehen, das sich bei der Ausreise auf der internationalen Brücke abspielt. Venezuela mit all seinem Öl, mit seinen Bodenschätzen, seinen Wasserkraftwerken wird von Verbrechern regiert, die jetzt versuchen, eine illegale Regierung zu bilden."
    Damit spricht Edgar aus Caracas vielen seiner Landsleute aus dem Herzen.
    45.000 bis 50.000 überqueren im Schnitt pro Tag die drei Brücken über den Fluss Táchira, die Venezuela mit der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta verbinden. An manchen Tagen sind es sogar bis zu 75.000.
    "Zwischen 3.000 und 3.500 reisen mit einem Pass aus und weiter in den Süden des Kontinents nach Ecuador, Peru, Chile und Argentinien – das ist ihr Weg. Die anderen kommen hier nach Cúcuta und gehen wieder zurück."
    Gründliche Kontrollen an der Grenze sind kaum möglich
    Oberst Javier Barrera ist mit seinen 3.500 Polizisten für die Sicherheit Cúcutas und den 143 Kilometer Grenzabschnitt zuständig. Was er nicht erwähnt: Viele der Venezolaner bleiben auch ohne Pass oder Ausweis: Angesichts der Menschenmassen, die alltäglich über die Brücken strömen, sind gründliche Kontrollen kaum möglich. Andere wiederum schmuggeln Fleisch und Benzin, auch über die zahlreichen Schleichwege über die grüne Grenze, und sehr viele kommen einfach, um bei den Padres in La Parada, kurz hinter der Grenze eine warme Mahlzeit einzunehmen.
    Menschen mit viel Gepäck drängeln sich über eine Brücke
    Grenzübergang nur zu Fuß: von Venezuela nach Kolumbien (Burkhard Birke)
    "Ich? Ich komme jeden Tag aus San Antonio. Dort gibt es nichts oder es ist extrem teuer."
    Diese junge Frau ist mit ihren Kindern gekommen, um dem Elend zu entfliehen. Hier im Hinterhof eines alten verkommenen Backsteinhauses verpflegen Pater José und seine freiwilligen Helfer seit einem Jahr täglich 2.000 Venezolaner. Luz Marina ist eine von ihnen.
    "Seit eineinhalb Monaten bin ich hier. Ich komme aus Acarigua. Momentan arbeite ich nicht. Vorher habe ich Obst verkauft, aber sie haben mir alles abgenommen. Deshalb komme ich zum Frühstück und zum Mittagsessen hierher. Das Abendessen muss ich mir selbst organisieren."
    Die Not ist extrem
    Dank internationaler Hilfe auch von Adveniat und Caritas kann die Kirche bedürftigen Venezolanern unter die Arme greifen – ein Gebot der Nächstenliebe für den Bischof von Cúcuta, Victor Manuel Ochoa Cadavid:
    Überfüllte Essenstische unter freiem Himmel
    Kostenlos Reis und Bohnen für die venezolanischen Migranten (Burkhard Birke)
    "Die Lage ist mittlerweile so dramatisch, dass wir gar nicht mehr genügend Essen bereitstellen können. Wir verteilen 8.000 Essen pro Tag. Eigentlich bräuchten wir industrielle Küchen oder Militärküchen zum Kochen.
    Deshalb haben wir das Angebot reduziert. Jetzt gibt es zum Beispiel Nudeln und Thunfisch oder Sardinen, um Essen bereitstellen zu können. Die Not ist extrem. Das ist ein riesiges menschliches Drama: Kinder und Schwangere können wir doch nicht hungern oder gehen lassen, ohne dass sie eine Hand streichelt, sie ein Wort des Trostes und ein Teller heiße Suppe bekommen."
    Bischof Ochoa gibt sich entschlossen, lässt sich die Verzweiflung nicht anmerken. 200.000 Venezolaner kommen derzeit pro Monat nach Kolumbien, um zu bleiben! Etwa die Hälfte von ihnen hat kolumbianische Wurzeln, ist vor Jahrzehnten als Gastarbeiter ins Boomland Venezuela ausgewandert, um jetzt ernüchtert in die einstige Heimat zurückzukehren.
    Sprachlich und kulturell gibt es keine Integrationsprobleme. Es gibt auch noch keine großen Flüchtlingslager – nur einige Notunterkünfte. Viele schlüpfen bei Familie oder Freunden unter, richten sich irgendwie in den Armenvierteln ein. Auch die Parks und Stadtränder waren von venezolanischen Flüchtlingen bevölkert, bis die Polizei diese räumte: Jetzt suchen sich die Menschen irgendwo einen Platz zum Schlafen – nicht selten am Straßenrand.
    Steigende Kriminalität, Prostitution und Gewalt
    Cúcutas Bevölkerung ist durch die Zuwanderung aus Venezuela von 900.000 auf 1,2 Millionen gestiegen und leider auch wie in anderen grenznahen Städten Kolumbiens und der Hauptstadt Bogotá die Kriminalität. Polizeioberst Barrera zur Lage in der Grenzstadt Cúcuta.
    "Bislang haben wir dieses Jahr 357 Venezolaner festgenommen – Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es ungefähr 220. Zu den Delikten gehören Drogenhandel, Raub, Diebstahl, Angriffe auf Personen und Motorräder, Erpressung und in einigen Fällen Mord. Auch die Prostitution hat stark zugenommen."
    Die Venezolanerinnen schaffen für ein Drittel an. Die Venezolaner arbeiten als Tagelöhner für die Hälfte: Das sorgt für sozialen Sprengstoff in einem Land, das gerade mit dem Friedensprozess versucht auch seine soziale Kluft zu schließen.
    Nur Venezolaner, die eine legale Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis besitzen, und das sind die wenigsten, haben vollen Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem. Die anderen werden im Universitätskrankenhaus von Cúcuta notversorgt. Nico arbeitet dort.
    "Die Venezolaner werden gratis auf Kosten des kolumbianischen States behandelt. Viele Venezolaner lassen sich behandeln, leider verfügt das Krankenhaus nur über ein kleines Budget. Mit der Zuwanderung sind auch die Fälle von Infektionskrankheiten gestiegen und das hat dazu geführt, dass viel Geld für die Venezolaner ausgegeben wird.
    Deshalb beschweren sich die Kolumbianer: Es gibt nicht genügend Geld und dann sind auch noch 50 Prozent aller Patienten Venezolaner."
    Tickt da eine Zeitbombe? Offiziell spricht die Regierung von gut einer Million Zuwanderern aus Venezuela. Pro Monat kommen 200.000 hinzu. Der Gouverneur des Departamentos Norte de Santander William Villamizar macht ohnehin eine andere Rechnung auf.
    "Seit dem 15. September 2015 als die Grenze für Autos gesperrt wurde, sind mehr als 20 Millionen Venezolaner eingereist. 17 Millionen sind zurückgekehrt. Das bedeutet drei Millionen sind geblieben, bzw. Richtung Peru, Ecuador, Brasilien und andere Länder weitergereist auf der Suche nach einem neuen Leben. Das heißt, im Endeffekt könnten sich zwischen drei und vier Millionen Venezolaner in Kolumbien aufhalten."
    Hilferuf an die Internationale Gemeinschaft
    Erst Anfang dieses Jahres hat der scheidende Präsident Juan Manuel Santos einen Hilferuf an die Internationale Gemeinschaft gerichtet. Die Situation spitzt sich jedoch dramatisch zu und betrifft vor allem aber nicht nur Kolumbien, wie auf einem internationalen Parlamentariertreffen unlängst in Cúcuta deutlich wurde.
    Abgeordnete aus Venezuela, Kolumbien, Uruguay und Peru richteten sich in einem gemeinsamen Appell an die Internationale Gemeinschaft zur Lösung der Krise in Venezuela und zur Linderung der Not der Flüchtlinge beizutragen.
    Die Staatengemeinschaft ist zwar präsent mit Organisationen wie dem UN- Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Das muss sich jedoch auch immer noch um die restlichen und neuen unter den 7 Millionen Binnenflüchtlingen des Bürgerkrieges in Kolumbien kümmern und ist für den Flüchtlingsansturm aus Venezuela kaum gerüstet.