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Belgien
Fahndung nach weiterem Terrorverdächtigen

In Brüssel hat die Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit bei der Suche nach einem weiteren Terrorverdächtigen um Hilfe gebeten. Es geht um einen 24-Jährigen, der die Attentäter von Paris unterstützt haben soll. Er wird schon seit 2014 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht und ist wohl zwischenzeitlich auch durch Deutschland gereist.

21.03.2016
    Die Polizei bei einem Einsatz am 18. März 2016 im Brüsseler Vorort Molenbeek gegen Terrorverdächtige im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen.
    Die Polizei bei einem Einsatz am 18. März 2016 im Brüsseler Vorort Molenbeek gegen Terrorverdächtige im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen. (picture alliance / dpa / Dirk Waem)
    Die belgischen Ermittler fahnden nach einen Mann mit dem Namen Najim Laachraoui. Der 24-Jährige soll sich in der Vergangenheit unter dem falschen Namen Soufiane Kayal ausgegeben und einen gefälschten belgischen Personalausweis besessen haben. Mit den gefälschten Papieren soll Laachraoui mit Abdeslam und einem weiteren Komplizen durch Deutschland und Österreich nach Ungarn gereist sein.
    Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft hat er die Attentäter von Paris bei ihren Vorbereitungen unterstützt. So habe Laachraoui unter anderem ein Haus im Süden Belgiens angemietet, dass von den Terroristen benutzt wurde. Ermittler hätten dort dessen Fingerabdrücke gefunden - genauso wie in einer Wohnung in Brüssel. Der Terrorverdächtige ist nach Angaben der Behörden Elektromechaniker und soll die Sprengstoffgürtel der Attentäter präpariert haben - an den Tatorten in Paris wurden DNA-Spuren Laachraouis gefunden. Es wird außerdem vermutet, dass er am Abend der Anschläge Kontakt zu den Attentätern in Paris gehabt hat.
    Die Ermittler in Belgien waren über die Aussagen des festgenommenen Terrorverdächtigen Salah Abdeslam auf die Spur Lachraouis gekommen. Der Anwalt des Festgenommenen erklärte, sein Mandat würde mit den Ermittlern kooperieren und aussagen. "Er beharrt nicht auf seinem Recht zu schweigen", sagte Sven Mary.
    Weitere Details erwartet
    In den bisherigen Vernehmungen hatte der 26-Jährige ausgesagt, er habe vorgehabt, sich ebenfalls beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich am 13. November in Paris in die Luft zu sprengen, sich es dann aber anders überlegt. In Brüssel soll Abdeslam weitere Anschläge geplant haben. Insgesamt gebe es ein Netzwerk von 30 Personen, die mit Abdeslam in Verbindung gestanden hätten. Der belgische Außenminister Didier Reynders sagte am Wochenende, er halte für plausibel, dass die Gruppe weitere Anschläge vorbereitet habe - auch weil bei Durchsuchungen viele Waffen sichergestellt worden seien.
    Trotz der Ermittlungserfolge sei die Polizei aber "noch weit" vom Abschluss der Ermittlungen entfernt, sagte Generalstaatsanwalt Frédéric van Leeuw. Belgische und französische Beamte haben inzwischen ein gemeinsames Ermittlungsteam gebildet. Der Pariser Staatsanwalt François Molins äußerte sich auch zu der Ankündigung von Abdeslams Anwalt Sven Mary, ihn wegen Bruchs des Ermittlungsgeheimnisses zu verklagen. "Ich bin in dieser Frage sehr gelassen", sagte Molins. Am Samstag hatte er über die ersten Befragungen Abdeslams durch belgische Ermittler berichtet.
    (pr/tzi)