Asmik Grigorians grandioses Rollendebüt in Salzburg

"Ideale Rahmenbedingungen und Glück"

Asmik Grigorian
Warum sind alle verrückt nach Asmik Grigorian? © Rytis Seskaitis / Salzburger Festspiele
Jörn Florian Fuchs im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 04.08.2018
Seit dem überragenden Rollendebüt der litauischen Sopranistin Asmik Grigorian bei den Salzburger Festspielen kommt das Feuilleton nicht zur Ruhe. Theaterkritiker Jörn Florian Fuchs hat die Strauss-Oper "Salome" mit Grigorian gesehen und bewertet das Phänomen.
Unser Theaterkritiker vergleicht Asmik Grigorians Auftritt in "Salome" mit dem von Anna Netrebko in Mozarts "Don Giovanni" vor 16 Jahren und sagt, dass auch diesmal alle Feuilletons voll und sie - wie Netrebko damals - das Gespräch an jedem Abend sei. Zuschauer schwärmten über sie - auch an Tagen, an denen sie nicht auftrete. Sie sei ein "Gesamtpaket vokal und szenisch bzw. darstellerisch", so Fuchs weiter.

Ideale Rahmenbedingungen und Glück

Dass man Grigorians stimmliche Einzigartigkeit diesmal wahrgenommen habe, liege seiner Ansicht nach an zwei Aspekten. Einmal an den idealen Rahmenbedingungen, also am Regisseur und am Dirigenten. Um brillieren zu können, brauche man nämlich die Möglichkeit zur Entfaltung und die Installation von Castellucci sei eine gute Basis dafür. Weil aber Regisseur Castellucci weniger Wert auf die Personenführung lege und lieber installativ arbeite, habe Grigorian sich diese Partie selbst erarbeitet. Zum anderen gehöre aber natürlich auch eine gehörige Portion Glück dazu, erklärt Fuchs.

Wieder Entdeckungen bei den Salzburger Festspielen

Grigorians Verkörperung der Salome sei zudem nicht zu vergleichen mit ihrer Verkörperung der Marie in Alban Bergs Oper "Wozzeck", in der sie im vergangenen Jahr aufgetreten ist, weil Salome viel komplexer sei: kindlich, zart, aber auch lüstern und tragisch. Fuchs erklärt, dass die Salzburger Festspiele wieder mehr als Casting-Bühne für Solisten dienten - was sie einige Zeit nicht mehr waren.
Asmik Grigorian als Salome in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss auf den Salzburger Festspielen (2018) - in der Inszenierung von Franz Welser-Möst und Romeo Castellucci.
Asmik Grigorian als Salome in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss auf den Salzburger Festspielen.© Salzburger Festspiele / Ruth Walz
Im letzten Jahr habe z. B. Marianne Crebassa in Mozarts "Titus" mit der berühmten Parto-Arie absolut reüssieren können und heute morgen Sabine Devieilhe im Rahmen einer Mozart-Matinee.

Die Salzburger Festspiele dauern noch bis Ende des Monats.

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