Donnerstag, 25. April 2024

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Benko für Berggruen
Zu den Details der Karstadt-Übernahme

Der Österreicher René Benko wird das Unternehmen Karstadt übernehmen. "Benko ist ein Selfmade-Mann", sagte der Journalist Stephan Ozsváth. "Er ist wirtschaftlich und politisch extrem gut vernetzt". Jedoch liege auch ein Schatten über seinem Erfolg.

Stephan Ozsváth im Gespräch mit Benjamin Hammer | 15.08.2014
    Blick auf die Karstadt-Filiale im Zentrum von Leipzig
    Verdi fordert ein tragfähiges Konzept für den Übergang von Karstadt. (picture alliance / ZB - Hendrik Schmidt)
    Seit Jahren gilt Karstadt als Krisenfall. Ebenso lange warten die 17.000 Mitarbeiter auf Investitionen und machen sogar Zugeständnisse beim Lohn.
    Nicolas Berggruen wird fortan nicht mehr versuchen, das Unternehmen aus der Krise zu führen. Karstadt wird von dem Österreicher René Benko übernommen - und zwar zu 100 Prozent, wie der Journalist Stephan Ozsváth im Deutschlandfunk erläuterte.
    Das restliche Viertel des Premium- und Sportsegments Karstadts übernimmt Benko nun auch. "Drei Viertel dieses Segments gehörten ihm ja schon", erläuterte Ozsváth - darunter Nobelkaufhäuser wie das KdW in Berlin oder das Oberpollinger in München.
    Die 83 "sozusagen normalen Karstadt-Warenhäuser" werde Benko ebenfalls übernehmen. Ozsváth: "Berggruen zieht sich damit also komplett raus aus Karstadt."
    Ein geordneter Übergang wird angestrebt
    Beide Seiten hätten betont, auf einen "geordneten Übergang" Wert zu legen. Benko wolle zudem "Ruhe in den Konzern bringen", teilte der Geschäftsmann mit.
    Geld sei bei dem Deal übrigens nicht geflossen, sagte Ozsváth. Jedoch hätte Benkos Unternehmen SIGNA in der Vergangenheit bereits etwa 1,5 Milliarden Euro investiert.
    "Benko ist ein Selfmade-Mann", sagte Stephan Ozsváth über den 37-jährigen, millionenschweren Österreicher. "Mit 17 schmiss er die Schule, wurde dann Unternehmer, hat zunächst Dachböden in seiner Heimatstadt Innsbruck ausgebaut und dann verkauft."
    Wirtschaftlich und politisch sei er extrem gut vernetzt, allerdings liege ein Schatten auf seinem Erfolg: "Es gab einen Korruptionsprozess. Und in diesen Tagen ist ein Urteil von Ende 2012 bestätigt worden: ein Jahr Haft auf Bewährung. Benko ist vorbestraft."
    Die Arbeitnehmervertretung Verdi fordert nun ein tragfähiges Konzept für den Übergang. SIGNA habe bereits angekündigt, dieses vorzulegen.
    Stephan Ozsváth: "Es gibt allerdings auch Branchen-Insider, die spekulieren, dass Benko möglicherweise nur Interesse an den Immobilien hat. Das sind ja gute Immobilen in guten Innenstadtlagen."