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Beobachtung eines speienden Schwarzen Lochs
Ein Radioteleskop bis zum Mond

Auf der Erde schalten Astronomen ihre Radioteleskope über Kontinente hinweg zusammen – etwa die Schüsseln in Effelsberg in der Eifel mit denen in China oder den USA. Gemeinsam sehen die Instrumente dann viel schärfer hinaus ins All als einzeln.

Von Dirk Lorenzen | 04.06.2018
    RadioAstron hat gemeinsam mit Teleskopen auf der Erde die Umgebung des Schwarzen Lochs Perseus A beobachtet (schematische Darstellung)
    RadioAstron hat gemeinsam mit Teleskopen auf der Erde die Umgebung des Schwarzen Lochs Perseus A beobachtet (schematische Darstellung) (MPIfR)
    Dank des russischen Satelliten RadioAstron, der mit einem Radioteleskop von zehn Metern Durchmesser um die Erde läuft, geht das auch im All. Der Satellit entfernt sich auf bis zu 350.000 Kilometer, also fast auf den Abstand des Mondes.
    Schalten die Astronomen dann den RadioAstron-Satelliten mit den Instrumenten auf der Erde zusammen, so lässt sich rein theoretisch damit von Deutschland aus eine Cent-Münze in Hongkong erkennen.
    Jetzt hat ein internationales Team mit diesem Teleskopverbund das zentrale Schwarze Loch einer Galaxie im Perseus untersucht, die mehr als 200 Millionen Lichtjahre entfernt ist.
    Das gigantische Schwarze Loch schießt Materie entlang enger Kegel fast mit Lichtgeschwindigkeit in seine Umgebung. Solche Materiejets gibt es auch bei einigen anderen Objekten – aber bis heute ist unklar, wie sie entstehen und was sie antreibt.
    Im Perseus haben die Astronomen mit den scharfsichtig zusammengeschalteten Radioteleskopen erstmals die inneren Bereiche der Materiejets in der Umgebung des Schwarzen Lochs beobachtet.
    Der Jet scheint breiter zu sein und näher am Objekt zu entstehen als nach bisherigen Modellen erwartet. Die Theoretiker arbeiten nun daran, besser zu verstehen, wie ein Schwarzes Loch so viel Materie in den Kosmos schießt.