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Beratung für Geflüchtete
Der lange Weg in Studium und Ausbildung

Welches Formular gibt es bei welcher Behörde und welche Unterlagen brauche ich dafür? Bürokratie ist selbst ohne Sprachbarriere schwer. Junge Geflüchtete in Krefeld nutzen darum die Beratung der Caritas. Und selbst mit Hilfe braucht es Geduld.

Stephanie Kowalewski | 26.03.2018
    Studierende in einem Seminar an der Universität Potsdam
    Trotz der vielen Schwierigkeiten überwiegt bei den meisten Geflüchteten ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit (picture alliance / dpa / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Wie immer ist die Migrationsberatung der Caritas Krefeld gut besucht. Der persönliche Kontakt ist den Meisten hier besonders wichtig. Denn bei vielen Fragen helfen die speziellen Gruppen in den sozialen Medien oft nicht weiter, sagt Karim Al Hussein:
    "Bürokratie ist für Deutsche schwer und auch für Ausländer: Wo muss man hingehen, welche Unterlagen musst du da abgeben, welche Straße, wer macht das, was macht das. Hätten die uns das von Anfang an gesagt, dann hätte das richtig viel Zeit gespart."
    Aber das Schwierigste war und ist die Sprache. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse nützten auch die besten Informationen nichts, betont der 26-jährige Syrer Ahmad Hussein.
    "In Deutschland ist es anders als in Syrien: Man kann hier in Deutschland alle Informationen im Internet finden. Aber man kann sie leider nicht verstehen. Deswegen finde ich es gut, dass es hier in Krefeld viele Organisationen gibt wie Caritas und Diakonie. Man geht einfach hin und fragt."
    Verschiedene Antworten auf dieselbe Frage
    Für Maarouf Altaghlibi ist es aber ein Problem, dass er oft nicht die richtigen Antworten bekommt. Der 23-Jährige hat in Syrien Übersetzung studiert und möchte jetzt in Deutschland ein Linguistikstudium beginnen. Doch der Weg an die Uni ist kompliziert, erzählt er:
    "Ich habe fast alles versucht: persönlich an die Uni zu gehen oder eine Institution zu fragen, am Telefon, auch im Internet. Aber das Problem ist, dass man immer eine andere Antwort bekommt für dieselbe Frage. Das ist sehr schwer in Deutschland."
    Migrationsberaterin Fatima Aladag nickt. Es wäre leichter für alle Beteiligten, sagt sie, wenn das Wissen rund um Fragen zur Bildung gebündelt wäre.
    "Es müsste eine Stelle geben, die sagt, ok, wir gucken, wo passen sie hin, wo können sie Praktikum machen, diese Zeugnisanerkennung, Ausbildung, Studium – es wäre besser, wenn das eine Stelle macht, spezialisiert für Bildung."
    Das sieht auch Ahmad Hussein so. Er hat in Syrien drei Jahre Wirtschaft studiert und möchte jetzt eine Ausbildung im IT-Bereich machen. Da wünscht er sich schon mehr Unterstützung, denn allein kommt er bislang nicht weiter.
    "Ja, ich kann im Internet suchen und dann kann ich mich bewerben, aber bekomme ich keine. Es gibt keine spezielle Behörde, die Ausländern Ausbildungsstellen anbieten."
    Vieles läuft auch gut in Deutschland
    Trotz der vielen Schwierigkeiten überwiegt bei den meisten Geflüchteten ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit. Das gehört unbedingt ins Radio, sagen sie.
    "Also ehrlich gesagt, wenn wir das vergleichen hier in Deutschland mit unserer Heimat, hier in Deutschland ist alles einfacher und leichter. Die deutsche Regierung bietet uns viel. Und viele gute Dinge."
    Aber einen Herzenswunsch, sagt Maarouf Altaghlibi, können weder spezielle Informations-Apps noch die Beratungsstellen oder Behörden erfüllen:
    "Wissen Sie, ich brauche Freunde, die mich verstehen. Besonders deutsche Leute, die jung sind wie ich und einen Traum haben, die studieren wollen oder das gleiche Hobby haben. Das findet man nicht so leicht."