Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Beratungsprojekt für Neubürger
Klimaschutz zum Selbermachen

"Neustart für das Klima" heißt ein Projekt, das Bürgern zu klimafreundlichen Entscheidungen verhelfen soll. Ein Verbund von Verbraucherzentralen und Öko-Institut hilft, sich nicht nur in der neuen Stadt, sondern auch in Klimaschutzfragen zu orientieren.

Von Georg Ehring | 30.01.2015
    Blick auf Mülltonnen.
    Carsharing, Mülltrennung, weniger Fleisch: Klimaschutz fängt im Kleinen an. (imago/Levine-Roberts)
    Einer der ersten Wege nach einem Umzug führt zum Bürgeramt. Wer neu nach Bonn gezogen ist, bekommt dort nicht nur seine Meldebescheinigung, sondern auch Ideen für einen klimafreundlichen Neustart. Anna Guth von der Leitstelle Klimaschutz der Stadt.
    "Wo also jeder Neubürger hinkommt, wenn er die Dinge erledigen muss, die man bei der Kommune machen muss. Und da wurden die dann direkt abgeholt, angesprochen mit einem Gutscheinheft, das Angebot vorgestellt und auch so ein bisschen der Start hier in Bonn erleichtert."
    Viele zu treffende Entscheidungen
    Neubürger müssen viele Entscheidungen treffen für einen mehr oder weniger klimafreundlichen Alltag in den nächsten Jahren oder vielleicht Jahrzehnten. Hier setzt das Projekt "Neustart für das Klima" an, sagt Petra Niesbach, Leiterin der Umweltgruppe bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
    "Sie kommen in eine Stadt und müssen sich überlegen: Wie komme ich denn jetzt zu meinem Arbeitsplatz, oder: Wo kaufe ich denn jetzt ein, wo ist die nächste Einkaufsstelle, oder Sie brauchen einen neuen Stromanbieter, Sie schaffen sich neue Energie, also Stromgeräte an, Küchengeräte, Elektrogeräte, die Sie jetzt unter dem Aspekt Klimaschutz natürlich vielleicht anders aussuchen."
    Nachhaltige Stadtführungen
    Auf großes Interesse bei Zuzüglern stoßen Stadtführungen. Es gibt sie unter anderem in Bonn, aber auch in Hamburg. Nathalie Gohl von der dortigen Verbraucherzentrale gibt Neubürgern Anregungen für einen klimafreundlichen Alltag mit auf den Weg.
    "Altona ist ein schöner Stadtteil, ein bunter Stadtteil mit vielen Unternehmen und Läden, die nachhaltigen Konsum möglich machen. Es gibt in dem Stadtteil mehrere Läden, in denen es Bekleidung gibt, die nachhaltig produziert wurde, auch das ist noch nicht gang und gäbe, dass es das gibt. Es gibt sieben Carsharing-Unternehmen mittlerweile in Hamburg."
    Klimaschutz beginnt im Kleinen
    Viele Menschen nehmen den Klimaschutz mittlerweile wichtig, für das eigene Handeln hat das allerdings oft keine Konsequenzen. Passanten in der Innenstadt von Bonn antworten auf die Frage nach ihrem Engagement in diesem Bereich.
    "Für den Klimaschutz – ich glaube, ich geh ein wenig mehr zu Fuß, aber mehr auch nicht." - "Nein, mache ich nicht, also ich mach gar nichts dafür. Ich wüsste jetzt auch nicht, was, was man da machen könnte."
    Wer die Beratungsangebote für Neubürger annimmt, erfährt worauf es beim Klimaschutz zum Selbermachen ankommt. Petra Niesbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hält drei Bereiche für besonders wichtig:
    "Im Bereich Wohnen ist das das Thema Wärmedämmen und Heizen und Strom sparen. Im Bereich Ernährung ist es die Nutzung von Bio und regionalen Lebensmitteln und auch vielleicht ein kritischer Blick auf den eigenen Fleischkonsum. Und im Bereich Mobilität ist es natürlich die Überlegung: Wie komme ich in meinen Urlaub? Muss ich unbedingt das Flugzeug nehmen und auch: Wie bewege ich mich im Alltag voran?"
    Öffentiche Hand als Vorbild
    Klimaschutz zum Selbermachen braucht Unterstützung, meint Martina Schäfer, Soziologieprofessorin an der Technischen Universität Berlin. Sie hat erforscht, was Bürger zum Klimaschutz motivieren könnte und sie findet es wichtig, dass die Städte und Gemeinden zeigen, wie ernst sie das Thema nehmen – etwa dadurch, dass auch städtische Gebäude energetisch saniert werden.
    "Also hier hat die öffentliche Hand natürlich eine Vorbildfunktion, durch die die Bürger dann den Eindruck bekommen: Okay, es passiert etwas. Wir sind wirklich auf dem Weg. Und dann beteilige ich mich als Einzelperson natürlich auch lieber, als wenn ich das Gefühl habe: Ich strampel mich ab und sonst macht keiner mit."