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Berggruen-Ausstieg
Benko übernimmt Karstadt komplett

Der Traditionskonzern Karstadt bekommt einen neuen Besitzer. Der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen gibt die angeschlagene Warenhaus-Kette an den Immmobilien-Investor René Benko ab. Das sorgt auch für neue Spekulationen über eine Zusammenführung mit der Metro-Tochter Kaufhof.

15.08.2014
    Ein Porträtfoto zeigt den österreichischen Investor René Benko am 19. Mai 2010 in Wien, Österreich.
    Der österreichische Investor René Benko übernimmt Karstadt vollständig. (picture alliance / dpa / Hans Klaus Techt)
    Benkos Firma Signa-Holding und Berggruen teilten mit, der österreichische Investor werde die Karstadt Warenhaus GmbH mit ihren 83 Filialen bereits Anfang der kommenden Woche vom bisherigen Eigentümer übernehmen. Neben den Premium-Häusern geht nun auch die Tochter Karstadt Sport vollständig an den Österreicher. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.
    Signa-Retail-Geschäftsführer Wolfram Keil betonte: "Wir sind bereits umfangreich bei Karstadt engagiert - somit war die komplette Übernahme der Karstadt Warenhaus GmbH angesichts der aktuellen Lage die logische Konsequenz." Signa übernehme damit auch die operative Verantwortung und verschaffe dem Unternehmen Klarheit über die künftige Eigentümerstruktur.
    Signa übernahm in der Vergangenheit lukrative Karstadt-Anteile
    In der Tat sind Benko und dessen Signa-Gruppe bei Karstadt gut bekannt: Im Dezember 2012 hatte die Finanzgruppe das Berliner KaDeWe und 16 weitere Karstadt-Immobilien für mehr als 1,1 Milliarden Euro erworben. Karstadt blieb zunächst Mieter. Ein dreiviertel Jahr später gingen auch 75,1 Prozent der Anteile an der 28 Läden umfassenden Kette Karstadt Sport und an der Karstadt-Premium-Gruppe an Benko. Dazu zählen das KaDeWe, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Benko zahlte dafür 300 Millionen Euro.
    Wichtigstes Ziel sei nun, dass bei Karstadt Ruhe einkehre und die nächsten Schritte einer tragfähigen Sanierung zügig beraten und umgesetzt würden. Der vorherige Eigentümer Berggruen ließ mitteilen: "Wir machen den Weg frei für einen Neuanfang." Die Gewerkschaft Verdi forderte den neuen Eigentümer auf, ein tragfähiges Zukunftskonzept auf den Tisch zu legen. Stefanie Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstandsmitglied und zuständig für den Handel, betonte, Benko müsse zeigen, "dass er gewillt ist, in Karstadt umgehend und ausreichend zu investieren".
    Berggruen gelang Kurswechsel nicht
    Berggruen hatte die Warenhauskette 2010 für den symbolischen Preis von einem Euro aus der Insolvenz übernommen. Im Sommer 2012 kündigte Karstadt den Abbau von rund 2.000 Stellen an. Im Frühjahr 2013 stieg das Unternehmen mit etwa 20.000 Mitarbeitern aus den regionalen Tarifverträgen für den Einzelhandel aus. Arbeitnehmervertreter kritisierten mehrfach, Berggruen investiere zu wenig in die Modernisierung seines Unternehmens. Anfang Juli dieses Jahres hatte die neue Chefin Eva-Lotta Sjöstedt, die als große Hoffnungsträgerin galt, nach weniger als fünf Monaten ihren Platz geräumt.
    Bei einem Streik bläst eine Karstadt-Beschäftigte vor einem Warenhaus in Berlin in eine Trillerpfeife. 
    Karstadt-Mitarbeiter haben immer wieder gegen den unklaren Sanierungskurs der Warenhauskette demonstriert. (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    Die Karstadt-Übernahme durch Benko lässt auch Spekulationen um eine Zusammenführung mit der Metro-Tochter Kaufhof wieder aufleben. Benko hatte sich in der Vergangenheit erfolglos auch um eine Übernahme dieser Warenhauskette bemüht. Im September vergangenen Jahres hatte Metro-Chef Olaf Koch mitgeteilt, man sehe aktuell „keine Veranlassung", sich mit einer Fusion der beiden Rivalen zu beschäftigen.
    (tj/bor)