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Bericht zum Fachkräftemangel
"Wichtig, mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung zu bekommen"

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat sich verschärft. So steht es im neuen Fortschrittsbericht zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung. Bis 2030 könnten der Wirtschaft rund 700.000 Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen. Verbessern müsse sich die Lage insbesondere bei Älteren und Frauen.

Von Stefan Maas | 30.08.2017
    Eine junge Frau arbeitet an einer Bandsäge.
    Dass mehr Frauen zukünftig in Vollzeit arbeiten, hält Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK) für äußerst bedeutsam. (imago / Blickwinkel )
    Der Bericht zeigt: Freie Stellen seien im Mai 2016 im Schnitt 90 Tage unbesetzt geblieben, im April 2017 waren es 100 Tage. "Vor dem Hintergrund des demografischen und digitalen Wandels sind es weiterhin hauptsächlich Gesundheits- und Pflegeberufe sowie technische Berufe, in denen akademische und nichtakademische Fachkräfte knapp sind", heißt es in dem Papier. Das Problem könne sich noch verschlimmern. Bis 2030 könnten der deutschen Wirtschaft demnach rund 700.000 Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen.
    Ältere Menschen müssten länger im Berufsleben bleiben
    Die neuesten Berechnungen des Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos kommen gar zu dem Schluss, bis zum Jahr 2030 könnte sich die Zahl fehlender Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen, bis 2040 auf 3,3 Millionen. Als Hauptgrund für den drohenden Mangel sieht das Institut die Überalterung der Gesellschaft.
    Die bereitet auch der Wirtschaft Sorge. Eric Schweitzer, der Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertages, DIHK, sagte dem SWR:
    "Wir müssen versuchen, ältere Menschen zu überzeugen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie länger im Berufsleben bleiben. Wir müssen zweitens, was ganz, ganz wichtig ist, mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bekommen."
    Eine zentrale Herausforderung, die auch im Arbeitsministerium gesehen wird. Auch wenn der Bericht der Bundesregierung Fortschritte bei der Beschäftigung von Müttern mit Kindern sieht. Es sei gelungen, deren Erwerbstätigkeit zu steigern, heißt es in dem Bericht.
    Chancenkonto für Erwerbstätige?
    DIHK-Präsident Eric Schweitzer sieht aber noch mehr Korrekturbedarf:
    "Wir müssen schauen, dass weniger Schüler ihre Schule abbrechen, dass weniger Studenten ihr Studium abbrechen."
    Mehr in Bildung und Weiterbildung zu investieren, sieht auch Arbeitsministerin Andrea Nahles als wichtige Maßnahme. Die SPD-Politikerin schlug im Gespräch mit der Nordwestzeitung ein Chancenkonto für Erwerbstätige vor. Mit dem könnten alle Erwerbstätigen unabhängig vom Geldbeutel ein Guthaben bekommen, das sie "in sich selbst" investieren könnten, sagte Nahles der Zeitung.
    Auch die starke Zuwanderung aus EU-Mitgliedsstaaten lindere derzeit die Probleme, heißt es im Bericht der Bundesregierung.