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Berichte aus der Bildungswelt: Digitales Klassenzimmer

An der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln ist das digitale Zeitalter angebrochen. Mit einem speziellen Medienkonzept wird an dem Gymnasium das Web 2.0 aktiv in den Unterricht integriert.

Von Nina Treude | 05.03.2011
    "Das alles ist auf dem Reli-Blog. Ihr kriegt jetzt eine E-Mail und da steht alles weitere eigentlich drin. Die Aufzeichnung, die ihr letzte Stunde gemacht habt könnt ihr dann auch noch einmal zurate ziehen."

    Unterricht im Zeitalter von Web 2.0. Per E-Mail hat Religions- und Musiklehrer André Spang seine Unterrichtsmaterialien am Tag zuvor an die iPads verschickt, mit denen die Schüler im Unterricht arbeiten. iPads sind Tablet-PCs, also tragbare Computer, die per Touchscreen bedient werden. Seit gut einem Monat arbeitet das Gymnasium, als eines der ersten, mit den mobilen Computern, die vom Förderverein der Schule gestiftet wurden. André Spang beschreibt, wie der Einsatz dieser modernen Medien den Schulalltag verändert:

    "In Klasse 5 habe ich zum Beispiel mit den Kindern Tonleitern und Töne durchgenommen und sie konnten das dann auch wirklich darauf spielen. Jeder hat sein eigenes Instrument, kann die Töne ausprobieren. Vor einem Jahr noch haben sie das auf Pappkarton gebastelt, da konnten sie die Töne zwar drücken, aber nichts hören."

    Bisher sind nur wenige Schulen so gut ausgestattet. Ein wesentliches Problem ist die Finanzierung. Sowohl die Anschaffung der Computer und schulgerechter Software als auch die entsprechende Fachschulung für Lehrer müssen bezahlt werden. Eine aktuelle Bildungsstudie der Initiative D21, die unter anderem durch den Cornelsen Verlag und Texas Instruments unterstützt wurde, bestätigt die schlechte mediale Ausstattung an deutschen Schulen. Damit sich das ändere, fordert die Studie, müssten neben den Bundesländern auch die Eltern den Kauf von mobilen Computern unterstützen. Dazu sind aber nicht alle Eltern bereit oder können es sich nicht leisten.

    "Die denken, dass das unnötig ist, man könnte das Geld ja auch für was anderes ausgeben."

    "Meine Eltern waren total begeistert davon, die wollen auch demnächst einen Tablet-PC kaufen. Klar sind da auch Ängste bei unseren Eltern, dass wir uns nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren, aber Seiten wie SchülerVZ sind ja auch gesperrt. Eigentlich finden unsere Eltern das gut, dass wir lernen mit der neuen Technik umzugehen."

    Der Verein "Schulen ans Netz" setzt sich daher seit vielen Jahren für eine bessere Medienkompetenz an Schulen ein. Auch der Branchenverband Bitkom fordert, dass innerhalb der kommenden drei Jahre alle Klassenzimmer mit Smartboard und Internetzugang ausgestattet werden sollen. Denn wer Fachkräftemangel beklage, müsse den Nachwuchs auch dementsprechend fördern, am besten schon in der Schule. Peter Löwen, der Direktor der Kaiserin-Augusta-Schule, kann da nur zustimmen.

    "Ich halte nichts davon, die Medienfrage zu verabsolutieren. Sie ist ein Teil einer Lernkultur. Wer die Chancen und die Vorteile, die in den Medien drinstecken nicht nutzt, hat das Problem, dass er den Schülern etwas nimmt, was unsere gesellschaftliche Kultur doch sehr stark prägt. Insofern können wir darauf nicht verzichten."