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Berlin
Angestellte Lehrer streiken in Berlin

Das Land Berlin verbeamtet seit einigen Jahren keine Lehrer mehr. Inzwischen ist die Hälfte von ihnen angestellt. Für diesen Dienstag hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die angestellten Pädagogen zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert eine Gleichstellung von Beamten und Angestellten, außerdem will sie, dass Grundschullehrer genauso gut bezahlt werden wie Gymnasiallehrer.

Von Claudia van Laak | 26.01.2016
    Lehrkräfte nehmen am 26.01.2016 in Berlin an einer Kundgebung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teil, die Lehrkräfte zu Warnstreiks aufruft.
    Die GEW hatte Lehrkräfte zu Warnstreiks aufgerufen. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    Heute Morgen kurz vor 9 vor der Senatsverwaltung für Finanzen.
    Die Samba-Gruppe der GEW Berlin sorgt für Stimmung. Mit einem Becher Punsch in der Hand stehen die streikenden Lehrerinnen und Lehrer aus insgesamt 63 Berliner Schulen vor der Senatsverwaltung für Finanzen.
    "Weil ich als Sonderpädagogin im speziellen lange studiert habe und ausgebildet bin und viele Fächer studiert habe und viele Prüfungen gemacht habe. Und ich möchte dementsprechend professionell behandelt werden und bezahlt werden. Und nicht irgendwann gesagt bekommen, jetzt ist es ein bisschen unpraktisch, jetzt sind sie an der Grundschule und deshalb bezahlen wir sie auch so. Dann muss ich weggehen und das wäre schade für Berlin, weil ich einen richtig guten Job mache, muss ich sagen."
    "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"
    Franziska Heine streikt heute, weil sie es ungerecht findet, dass Grundschul- und Gymnasiallehrer unterschiedlich verdienen. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ist auf vielen Transparenten zu lesen. Die 13.000 angestellten Lehrer in Berlin fühlen sich gegenüber der etwa gleich großen Gruppe von Beamten benachteiligt.
    "Wenn im Lehrerzimmer neben mir ein Beamter sitzt und der mehrere hundert Euro mehr verdient, dann ist das ungerecht. Ich gehe nicht auf die Straße für mehr Geld, sondern für Fairness und Gerechtigkeit."
    "Wenn wir davon reden, Angleichung an die Beamtenbesoldung, dann geht es nicht um die jetzige Situation, sondern um die Gesamtlebenszeit, dann ist es schon ein großer Unterschied, der sich da auftut."
    "Das ist halt gleiche Arbeit, aber unterschiedliche Bezahlung, und das ist demotivierend. Wenn man weiß, die machen das Gleiche, kriegen aber ein anderes Gehalt, das ist demotivierend."
    "Gleiches Geld für gleiche Arbeit, und das ist schon ein erheblicher Unterschied."
    Eine Gleichstellung mit den Beamten, das ist eine Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW. Eine andere: gleiche Bezahlung für alle Lehrerinnen und Lehrer - unabhängig vom Schultyp. Unterstützung kommt aus Nordrhein-Westfalen: Erst am Freitag hatte ein Rechtsgutachten im Auftrag der dortigen GEW festgestellt, dass die unterschiedliche Besoldung gleichwertiger Lehrämter verfassungswidrig ist.
    Jetzt wendet sich die GEW an das Land Berlin
    Die Forderungen sind nicht neu, die angestellten Berliner Lehrer haben dafür in den letzten Jahren schon oft gestreikt. Allerdings immer vergeblich. GEW-Landesvorsitzende Doreen Siebernik:
    "Wir wollen das hier für uns noch einmal versuchen. Und ganz klar: Wir sind im Wahljahr. Und was den angestellten Lehrerinnen und Lehrern vorenthalten wird: Es ist ein einmaliger Akt im Tarifsystem des Öffentlichen Dienstes."
    Der Knackpunkt: Nachdem sich die GEW bei den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst der Länder im vergangenen Jahr mit ihren Forderungen nicht durchgesetzt hat, wendet sie sich jetzt an das Land Berlin. Doch: Das Land Berlin könne gar keine Tarifverhandlungen mit der GEW führen, sagt SPD-Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen, verantwortlich sei die Tarifgemeinschaft der Länder TdL.
    "Wir haben, als die GEW uns gefragt hat, ob wir das auf der Berliner Ebene verhandeln können, haben wir das der TdL, der Tarifgemeinschaft der Länder vorgelegt. Und die Tarifgemeinschaft der Länder hat, was nicht sehr überraschend ist, nein gesagt, das muss auf Bundesebene verhandelt werden, denn das ist das Wesen von Tarifgemeinschaften."
    Gespräche ja, Tarifverhandlungen nein
    Der SPD-Politiker weist daraufhin, dass es die Gewerkschaften waren, die das Land Berlin jahrelang gedrängt hätten, nach einigen Jahren Abwesenheit wieder in die Tarifgemeinschaft der Länder TdL zurückzukehren.
    "Also ich habe der GEW in Berlin gesagt, dass ich für Diskussionen jederzeit zur Verfügung stehe. Und das weiß die GEW auch. Was aber klar ist, dass wir nichts machen werden, was uns aus der TdL herauskatapultiert."
    Berlins Finanzsenator Kollatz-Ahnen ist freundlich, aber bestimmt: Gespräche ja, Tarifverhandlungen nein.