Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Pilotanlage für E-Mobilität
VW startet Batteriezellenfertigung

Volkswagen hat in Salzgitter eine Pilotanlage für die Produktion von Batteriezellen eröffnet - also für die Bauteile, die als das Herzstück jeder E-Auto-Batterie gelten. Bisher muss der Konzern Batteriezellen aus Asien zukaufen. In Zukunft will er sie selbst bauen.

Von Dietrich Mohaupt | 23.09.2019
Eine Lithium-Ionen-Batterie aus 35-Zell-Modulen. In Bitterfeld will ein amerikanisches Unternehmen künftig Batterien für Elektroautos produzieren.
Eine Lithium-Ionen-Batterie aus 35 Zellmodulen (imago images / Sebastian Geisler)
Applaus für den Start in eine neue Welt: VW geht als erster deutscher Autohersteller den Schritt, eigene Batteriezellen zu entwickeln und auch zu produzieren. Zunächst in Kleinserie mit rund 300 Mitarbeitern, aber durchaus schon mit Blick auf die Serienproduktion, betont der Leiter des Centers of Excellence in Salzgitter, Frank Blome.
"Wir können jetzt hier Zellen, die wir selber entwickeln, auch herstellen und das in einem industriellen Maßstab. Das heißt, die Prozesse sind sehr vergleichbar zur Großserie, und insofern sind die Produkte dann am Ende auch repräsentativ für Tests auf unseren Prüfständen oder in unseren Autos."
Man wolle und müsse noch viel lernen über die Produktionsprozesse. Nur so könne man absehbar den aktuellen Marktführern aus Asien in Sachen Leistungsfähigkeit, Kosten und Qualität Paroli bieten. VW möchte sich so auch einen gewissen Einfluss auf die Arbeit von Zulieferern sichern. Schließlich gehe es bei der Batterie um das Herz für die künftigen Fahrzeuge des Konzerns.
"Wir wollen natürlich alles das, was wir hier machen, dann auch zu unseren Lieferanten bringen und empfehlen unseren Lieferanten dann auch gewisse Technologien, sowohl im Fertigungsprozess als auch im Design der Zelle und haben dadurch auch Chancen, unsere Autos zu verbessern, indem wir die Innovationen zuerst bringen."
Joint Venture mit schwedischem Batteriehersteller
Die Erfahrungen aus der heute gestarteten Pilotlinie zur Batteriezellfertigung sollen natürlich auch in die geplante Gigafabrik einfließen. Diese Fabrik mit einer Kapazität von 16 Gigawattstunden soll als Joint Venture mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt ebenfalls in Salzgitter entstehen. VW will dafür rund 900 Millionen Euro investieren, zusätzlich zu den etwa 100 Millionen Euro, die bereits für die Pilotlinie ausgegeben wurden. Rund 700 weitere Arbeitsplätze sollen bis 2023/24 in dieser Fabrik entstehen. Ein Teil davon soll mit speziell qualifizierten Mitarbeitern aus der bisherigen Produktion von Verbrennungsmotoren im Werk Salzgitter besetzt werden. VW baue beim Wandel zur E-Mobilität auch auf die vor Ort in Salzgitter vorhandenen Kompetenzen, erklärt Beschaffungsvorstand Stefan Sommer.
"Wir fangen heute an, Qualifikationsprogramme zu vereinbaren. Wir sitzen mit den Arbeitnehmervertretern zusammen, entwickeln die Beschäftigungskurven hier und sorgen dafür, dass im Hochlauf der Batteriefabriken eine ausreichende Anzahl von Menschen mit der richtigen Qualifikation zur Verfügung stehen."
Forschungsprojekt zum Batterierecycling
Man wolle die gesamte Wertschöpfungskette von Lithium-Ionen-Batterien vollständig beherrschen, so beschreibt Frank Blome den Anspruch des Konzerns. Und dazu gehöre langfristig auch das Recycling der Batterien. Eine entsprechende Pilotanlage dafür befindet sich ebenfalls in Salzgitter im Aufbau.
"Ja, das ist schon recht langfristig, wobei das Recycling schon heute funktioniert. Der Markt gibt aber die Mengen an alten Batterien noch nicht her. Aber die Verfahren wird es wahrscheinlich früher geben, als tatsächlich die Batterien dann auch anfallen."
Die Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien soll bereits 2020 in Betrieb gehen. Ziel ist es, mittelfristig vollständig auf den Einsatz neuer Rohstoffe für die Batteriezellenproduktion zu verzichten und nur noch recyceltes Material einzusetzen.