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Jerusalem
Eine Stadt im Alarmzustand

Anschläge, Straßenschlachten, Proteste: Für Jerusalem und seine Einwohner war das zurückliegende Jahr erneut kein einfaches. Die Lage in der Stadt hat sich zuletzt durch die Ankündigung Donald Trumps massiv verschärft. Seine Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, wird wohl auch 2018 für Unruhe sorgen.

Von Tim Aßmann | 23.12.2017
    Ein Polizeibeamter während Protesten in Jerusalem
    Die Lage in Jerusalem bleibt angespannt - und so könnte 2018 für die Jerusalemer ein noch viel bewegteres Jahr werden, als es 2017 war (picture alliance / dpa / Valeriy Melnikov)
    Am 24. Mai feierten nach jüdischem Kalender knapp 60.000 Israelis, viele davon aus dem national-gesinnten Lager, den Jerusalem-Tag, also die Eroberung der Altstadt und des arabischen Ostteils durch israelische Truppen im Sechs-Tage-Krieg vor fünfzig Jahren.
    Grölend zogen die Feiernden durch das muslimische Viertel der Altstadt – begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot. Bei der offiziellen Feier bekräftigte Regierungschef Netanjahu dann Israels Anspruch auf die ganze Stadt:
    "In unseren schwersten Momenten haben wir geschworen zurückzukehren und nun stehen wir hier voller Dankbarkeit – in Jerusalem, unserem Stolz und unserer Freude – unserer ewigen, vereinigten Hauptstadt für immer."
    Wenige Wochen später, besuchte Donald Trump die Klagemauer in der Altstadt – eine Visite mit hoher Symbolkraft. Die Altstadt von Jerusalem mit ihren jüdischen, muslimischen und christlichen Heiligtümern ist religiös aufgeladen. Das zeigte sich, einmal mehr im Juli.
    Juli: Schüsse am Tempelberg lösen Krise aus
    Schüsse halten über den Tempelberg. Drei arabische Israelis erschossen zwei Polizisten, bevor sie in einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften getötet wurden. Israel verschärfte daraufhin die Sicherheitsmaßnahmen an dem Hügelplateau auf dem die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom stehen. Metalldetektoren, Gitter und Kameras wurden installiert.
    Zehntausende Muslime protestierten gegen die Maßnahmen. Es gab Straßenschlachten, Anschläge und Tote und Verletzte auf beiden Seiten.
    Israel gab schließlich nach und baute die Sicherheitsschleusen am Tempelberg ab. Die Lage beruhigte sich – bis zum 6. Dezember.
    Dezember: Ausschreitungen nach Trumps Ankündigung
    "Es ist Zeit Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Vorherige Präsidenten haben das in Wahlkämpfen versprochen, aber nicht geliefert. Ich liefere nun."
    Erwartbare Folge dieser Lieferung von Donald Trump: Empörung weltweit. Tiefe Enttäuschung und große Wut bei den Palästinenser, besonders bei den 320.000 arabischen Einwohnern von Ostjerusalem. Dieser Mann spricht für viele von Ihnen.
    "Ich möchte sie etwas fragen. Darf ich ihr Haus meinem Freund geben oder meinem Schwager? Jerusalem gehört nicht Trump und er kann es niemandem schenken. Ich wurde hier geboren und meine ganze Familie auch. Meine Familie lebt seit 500 Jahren hier und wir lebten hier mit Juden zusammen. In Frieden."
    Bringt 2018 neue Unruhen?
    Seit der Ankündigung des US-Präsidenten Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, kommt es in der Stadt immer wieder zu Ausschreitungen. Die Lage bleibt angespannt und so steht zu befürchten, dass 2018 für die Jerusalemer ein noch viel bewegteres Jahr werden könnte, als es 2017 war.
    Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil der Stadt weiter für sich und Israel fühlt sich durch die US-Unterstützung in seinem Anspruch auf die ganze Stadt gestärkt. Daran ändert auch die UN-Resolution nichts, in der das Vorgehen von Donald Trump für null und nichtig erklärt wurde. Lächerlich sei die Resolution, sagte Premier Netanjahu. Jerusalem bleibe die Hauptstadt Israels.
    "Israel lehnt diese lächerliche Reaktion komplett ab. Jerusalem ist unsere Hauptstadt und wird es immer sein."