"March For Our Lives"

Der mächtigen Waffenlobby den Kampf angesagt

Protestmarsch "March For Our Lives" in Washington am 24. März 2018
"March For Our Lives" in Washington: In wütenden Reden machten die Jugendlichen klar, dass sie nicht locker lassen würden. © imago/Pacific Press Agency
Von Marc Hoffmann · 25.03.2018
Hunderttausende kamen am Samstag nach Washington, um für eine stärkere Regulierung der Waffengesetze zu protestieren. In den USA und auch im Ausland fanden hunderte weitere Märsche statt. Die Botschaften der Jugendlichen an die Waffenlobby waren deutlich.
Es ist ein prägender Moment unter vielen, beim "March For Our Lives" in Washington, als die Schülerin Emma González auf Bühne steht und an die ihre getöteten Mitschüler von Parkland erinnert und jeden einzeln beim Namen nennt. Mit den Schüssen an der "Marjory Stoneman Douglas High School" hatte diese ungewöhnliche Protestwelle gegen Waffengewalt begonnen. 14 Jugendliche starben.
Emma González blickt wütend und mit starrem Blick in die Menschenmenge und schweigt nur noch. Mehr als vier lange Minuten. Tränen laufen über ihre Wangen.
Sechs Minuten, zwanzig Sekunden - so lange hat das Blutbad von Parkland gedauert. Und genau so lange dauert ihr Auftritt.

Im November dürfen viele der Schüler erstmals wählen

Kämpft um euer Leben, bevor es ein anderer für euch tun muss, ruft González. Hunderttausende, vor allem junge Menschen, protestierten in die US-Hauptstadt zwischen dem Weißen Haus und dem Kapitol, dem Sitz des Kongresses. Viele halten selbst gemalte Schilder hoch, mit kreativen Sprüchen, die später im Internet die Runde machen. Ihr Protest richtet sich gegen Politiker, die trotz regelmäßig wiederkehrender Schießereien nichts dagegen unternehmen würden. Genug sei genug!
Eine Frage, ruft die 17-jährige Edna Chavez. Wie viele Menschen müssen denn noch sterben, bis das Problem endlich mal erkannt ist?
Emma Gonzalez, Schülerin an der Stoneman Douglas High School, bei ihrer Rede auf dem "March For Our Lives" in Washington am 24. März 2018
Schweigen unter Tränen: Emma Gonzalez © imago/UPI Photo
Es war der Marsch der jungen Generation, die mit der ständigen Angst vor Schusswaffengewalt groß geworden ist. In wütenden Reden machten die Jugendlichen klar, dass sie nicht locker lassen würden. Sie fordern unter anderem ein striktes Verbot von Sturmgewehren und bessere Kontrollen von Waffenkäufern. Der mächtigen Waffenlobby NRA haben die Schüler den Kampf angesagt.
Wenn Politiker, die von der NRA beherrscht werden, behaupten, unser Stimme bedeute nichts, dann sagen wir: Schluss damit!, ruft einer von ihnen.
Im November stehen Kongresswahlen an. Die Stunde der Wahrheit, warnen sie, wenn viele der betroffenen Schüler das erste Mal wählen dürfen.

Protest mit Popmusik

Noch so ein prägender Moment: Yolanda Renee King, 9 Jahre, steht plötzlich auf der Bühne, die kleine Enkeltochter des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King.
Sie sagt: Sie habe einen Traum. Eine waffenfreie Welt. Punkt.
Überall in den USA sind vor allem junge Leute auf die Straße gegangen. Weltweit sollen es über 800 Solidaritätskundgebungen gewesen sein. Unter die Demonstranten haben sich vielerorts auch Politiker und Prominente gemischt. In New York marschierte der Ex-Beatle Paul McCartney mit. Einer seiner besten Freunde starb durch eine Schusswaffe, sagt er. Es sei wichtig, Flagge zu zeigen.
Andere Stars hatten Geld gespendet, um die Märsche möglich zu machen. Popmusikerinnen wie Ariana Grande und Miley Cirus traten in Washington auf. US-amerikanische Zeitungen sprechen von einem historischen Moment, den die USA gestern erlebt hätten. Nicht nur Schüler, sondern auch Eltern, Großeltern und Lehrer, wie Sharon aus New Jersy, hatten sich dem Protest angeschlossen.
Der Marsch mache große Hoffnung. Die Parkland-Kinder hätten eine neue Bewegung in Gang gesetzt, die hoffentlich nicht einschläft, und am Ende etwas bewirke, sagt eine der Protestierenden.
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