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Russische Athleten bei der Leichtathletik-EM
Unzureichende Prüfung?

Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin sind auch 29 Athleten aus Russland mit dabei. Sie starten unter neutraler Flagge, als „Autorisierte Neutrale Athleten“ (ANA). Denn der russische Leichtathletik-Verband ist nach dem Dopingskandal weiterhin suspendiert. Ein Athlet hat offenbar zu Unrecht eine Zulassung bekommen.

Von Hajo Seppelt und Andrea Schültke | 06.08.2018
    24. Leichtathletik-EM 2018 in Berlin, 14055 Berlin, Deutschland Fotograf: 7aktuell.de/ Friedrichs 7aID:14 24. Leichtathletik-EM in Berlin - Auftakt am Montag Copyright: 7aktuellx/xwww.7aktuell.de/AndreasxFriedric *** 24 European Athletics Championships 2018 in Berlin 14055 Berlin Germany Photographer 7aktuell de Friedrichs 7aID 14 24 European Athletics Championships in Berlin Launch on Monday Copyright 7aktuellx xwww 7 de novo AndreasxFriedric
    In Berlin findet die Leichtathletik-EM statt. Mit dabei sind auch Athleten aus Russland. (Imago)
    Russische Leichtathleten müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Erst dann bekommen sie die Zulassung vom Weltverband IAAF für internationale Wettkämpfe.
    Artem Denmukhanetov hat diese Zulassung bekommen. Offenbar zu Unrecht. Denn bis vor nicht allzu langer Zeit wurde der 400-Meter Läufer nach ARD-Informationen von Vladimir Kazarin betreut, einem berüchtigten Dopingtrainer. Ein klarer Verstoß gegen die Auflagen. Hält sich der Weltverband also nicht an seine eigenen Kriterien?
    Prüfer verteidigen sich
    Die Antwort der IAAF-Prüfer auf Anfrage der ARD-Dopingredaktion: "Artem Denmukhanetov erfüllte die Kriterien in den Richtlinien, basierend auf den Informationen, die zum Zeitpunkt der Überprüfung zur Verfügung standen."
    Wider erwarten hat Russland den Läufer nicht für die EM nominiert. Offizielle Erklärung: Er wäre nur in der Staffel gestartet und die sei nicht gemeldet worden. "Die Leute, die wissen doch schon, dass sie voll im Fokus sind. Sind die einfach in dem Moment - na ja - doof, oder steckt da mehr dahinter?", sagt Arthur Abele, einer der besten deutschen Zehnkämpfer, zur aktuellen Situation in der russischen Leichtathletik vier Jahre nach dem Dopingskandal.
    Hochspringer war für Kontrolleure nicht erreichbar
    Weiteres Negativ-Beispiel: der Fall Danil Lyssenko. Der WM-Zweite im Hochsprung war für Dopingkontrolleure nicht erreichbar. Die Folge: der Leichtathletik-Weltverband hat ihm die Starterlaubnis für die EM wieder entzogen.
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    Danil Lyssenko, WM-Zweiter im Hochsprung, war für Dopingkontrolleure nicht erreichbar. (Imago)
    Svein Arne Hansen, Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes EAA spricht nicht nur anhand dieses Falles von Enttäuschung: "Sicherlich hätten sie es besser machen können, ganz sicher. Sie hätten die Kriterien befolgen müssen, die wir festgelegt haben. Es ist eine traurige Angelegenheit."
    Und deshalb stehen die sogenannten "Autorisierten Neutralen Athleten" auch bei der EM in Berlin unter besonderer Beobachtung.