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Berlin
Mehrheit gegen Bebauung von Tempelhofer Feld

Soll der ehemalige Flughafen Tempelhof zum Teil mit Wohnungen bebaut werden? Die Berliner sagen Nein. Nachdem vorläufigen Endergebnis hat die Bürgerinitiative einen Erfolg gegen die rot-schwarz geführte Landesregierung errungen.

25.05.2014
    Das Tempelhofer Feld am alten Flughafen
    Das Tempelhofer Feld am alten Flughafen (dpa / picture-alliance / Bernd von Jutrczenka)
    Die geplante Randbebauung des ehemaligen Flughafens Tempelhof in Berlin ist vom Tisch. Bei einem Volksentscheid sprachen sich am Sonntag mehr als 64 Prozent der Wähler dafür aus, das Gelände unbebaut zu lassen, wie die Landeswahlleitung mitteilte. Das notwendige Quorum für die Annahme des von den Gegnern vorgelegten Gesetzentwurfes - ein Viertel der Wahlberechtigten - wurde erreicht.
    Zur Wahl standen der Gesetzentwurf der Initiative "100% Tempelhofer Feld", der sich gegen jegliche Bebauung ausspricht, und der Entwurf der rot-schwarzen Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie möchte an drei Rändern der 300 Hektar großen Freifläche 4700 Wohnungen errichten. 230 Hektar sollen unbebaut bleiben.
    Initiative "100% Tempelhofer Feld": Eigentümer des Tempelhofer Feldes bleibt das Land Berlin. Die Fläche soll in ihrer Gesamtheit erhalten und aktiv geschützt werden- Das Feld darf nicht verkauft, bebaut oder teilprivatisiert werden- Berliner und Besucher dürfen es uneingeschränkt, kostenlos nutzen- Das Feld dient Freizeit und Erholung. Es ist ein innerstädtisches Kaltluftentstehungsgebiet und Lebensraum für Pflanzen und Tiere- Verkauf von Speisen und Getränken ist mit Genehmigung zulässig- Große Veranstaltungen sind nur im äußeren Wiesenring erlaubt- Nur hier dürfen auch Bänke und sanitäre Anlagen aufgestellt, Sportflächen eingerichtet und Obstbäume gepflanzt werden- Verboten sind Erweiterungen der Gebäude, Camping, dauerhafte Einzäunung und Autos.
    Initiative Abgeordnetenhaus: Eine Freifläche von mindestens 230 Hektar bleibt Eigentum des Landes und dauerhaft als Grünfläche erhalten- Sie wird Erholungsraum für alle Bevölkerungsgruppen und dient dem Natur- und Artenschutz- Sportliche Nutzungen und Gemeinschaftsgartenanlagen sind möglich- Veranstaltungen und Gastronomie können zugelassen werden, wenn sie andere Nutzer nicht wesentlich einschränken- Am äußeren Rand des Feldes ist eine «behutsame Entwicklung» für Wohnen, Wirtschaft, Erholung, Freizeit und Sport erlaubt- Konkrete Angaben über eine Bebauung gibt es nicht. Als Orientierung gilt der vom rot-schwarzen Senat erarbeitete Masterplan
    2008 gab es schon einmal einen Volksentscheid
    Über das Tempelhofer Feld durften die Bürger schon einmal 2008 abstimmen - damals ging es darum, ob der ehemalige Flughafen geschlossen werden sollte oder nicht. Die Bürgerinitiative, die die Schließung verhindern wollte, scheiterte am Quorum, es hatten also nicht genügend Berliner ihre Stimme abgegeben. Bis zuletzt warb die Initiative für den Erhalt der Freifläche:
    Ein magischer letzter Abend auf dem Tempelhofer Feld vor dem Volksentscheid http://t.co/eR4Ge9Bqxo— 100%TempelhoferFeld (@thf100) 24. Mai 2014
    Rund zweieinhalb Millionen Berliner waren neben der Abstimmungen über das Europaparlament aufgerufen, über die Zukunft des Tempelhofer Felds zu entscheiden. Viele ließen sich trotz des guten Wetters nicht von einem Gang zum Wahllokal abhalten. Bereits zum Mittag hatten sich mehr Menschen an beiden Wahlen beteiligt als 2009, wo nur die Entscheidung über das Europaparlament anstand. Bis 12.00 Uhr gaben 17,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie die Landeswahlleiterin Petra Michaelis-Merzbach mitteilte. Vor fünf Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 10,2 Prozent.