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Beruf: Kuhfotograf

Ob im Hessenbauern, im Bauernblatt oder in der Landpost - in allen Zeitschriften der Landwirtschaftskammern und -verbände sind sie zu finden: Fotos der Tiere vom Bauernhof: Schweine, Pferde oder Kühe. So manches Tier hat dabei einen beträchtlichen Wert. Da reicht es nicht, wenn der Bauer zum Fotoapparat greift und drauflos knipst. Da muss schon der Profi ran, damit das Tier sich auch von seiner besten Seite zeigt. Umwelt und Landwirtschaft hat einen Fotographen bei seiner Arbeit begleitet, einen Niederländer, der darauf spezialisiert ist, die schönen Seiten der Kühe herauszustellen.

Von Isa-Maria Kuhn | 06.01.2005
    Reges Treiben herrscht in der Stallgasse in Wanderup im Norden Schleswig-Holsteins. Fünf Personen machen sich an einer Schwarzbunten zu schaffen. Bevor der Profi sie fotografiert, wird Elona herausgeputzt. Gewaschen, geschoren und geölt. Hauke Andresen von der hiesigen Rinderzuchtorganisation hält eine Dose mit Rinderhaaren in der Hand:

    Für die Oberlinie, das ist der Rücken. Normale Kühe haben immer eine krumme Oberlinie. Und damit das auf dem Foto besser wird, kleben wir eine gerade Linie drauf.

    Auf der frisch gemähten Weide wartet schon Aleks Arking auf sein Model. Er hat gute Laune. Kuhfotograf ist sein Traumberuf, sagt er, und das nach inzwischen 20 Jahren Berufsalltag:

    Das ist ein guter Beruf. Jede Kuh ist anders. Man fährt überall hin, man
    sieht viel, man hört viel, ist draußen. Das ist schön.


    Manchmal dauert die Aufnahme drei Minuten, bei Elona dagegen fast eine halbe Stunde. Tanja Erdmann von der Rinderzucht Schleswig-Holstein schwenkt einen Spiegel und hilft mit Geräuschen nach, damit die Kuh aufmerksam steht.

    Sie hat gerade in dem Moment, wo der Fotograf abgedrückt hat, ein Hinterbein nach hinten gesetzt und stand nicht mehr ordentlich auf allen vier Beinen.

    Mittlerweile wird digital fotografiert und Kuhbesitzer Ingwer Carstensen kann das Resultat des Fotoshootings noch vor Ort bewundern:

    Das ist eine ziemlich dunkle Kuh mit einem schönen Euter. Das ist sehr gut rüber gekommen. Ich bin sehr zufrieden.

    Für rund 100 Euro lassen die Bauern ihre Besten im Stall fotografieren. Die erscheinen dann in der Fachpresse. Altbauer Ketel August Carstensen:

    Sie können bei uns Fotos sehen, die sind 30 Jahre alt. Die sind alle aufgeklebt auf einem großen Bild. Die zeigen wir dann, wenn Besuch kommt. Die Leute mögen das gerne sehen.

    Die Bauern sehen immer neugierig zu und helfen dem Niederländer bei seiner Arbeit. Er versteht, warum sie oft sehr stolz sind:

    Ich habe selber Kühe und wenn Leute kommen und die Kuh angucken, bin ich auch stolz. Dann will ich auch, dass die Leute kommen und ein Bild machen.

    Vorgestern in Frankreich, gestern in Norddeutschland und morgen in Dänemark. Aleks Arking kommt herum in der Welt. Der 43-jährige verrät, was einen guten Tierfotografen, außer der Fähigkeit immer auf gepackten Koffern zu sitzen, ausmacht.

    Geduld ist sehr wichtig. Das Beste der Kuh muss rauskommen. Man muss gut mit Leuten umgehen können.

    Und ab und an, so wie jetzt in Schleswig-Holstein, hat es Kuhfotograf Aleks Arking mit sogar regelrecht mit Prominenz auf vier Beinen zu tun. Denn Kuh Elona ist die Tochter von Deutschlands zur Zeit schönstem Milchvieh mit einer hohen Milchleistung, das bei nationalen Tierschauen Preise eingeheimst hat. Andere Artgenossen sind einfach nur schön und zieren bald in einem edlen Rahmen die Bauernstube.