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Berufsbildungsbericht
Zehn Prozent weniger Auszubildende

41.000 Lehrstellen blieben 2015 unbesetzt. Dem gegenüber standen 165.000 junge Menschen, die eine Lehrstelle suchen. Die Gründe, warum Suchende und Ausbilder immer seltener zusammenfinden, sind vielfältig, wie der aktuelle Berufsbildungsbericht belegt.

Von Christiane Habermalz | 26.04.2016
    Ein Auszubildender im Bäckerhandwerk holt Brot aus dem Backofen
    Ein Auszubildender im Bäckerhandwerk holt Brot aus dem Backofen (imago / Olaf Döring)
    Der neue Berufsbildungsbericht, der morgen von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka offiziell vorgestellt wird, offenbart den größten Mangel an Auszubildenden seit 1996. Danach konnten 2015 41.000 Lehrstellen in Betrieben nicht besetzt werden – zehn Prozent mehr als im Vorjahr, heißt es in dem Bericht, der unserem Hauptstadtstudio vorliegt. Danach haben 8.200 Betriebe in Deutschland ihre Ausbildungsangebote zurückgezogen, weil sie keine geeigneten Bewerber fanden.
    "Der Rückgang der Zahl ausbildender Betriebe ist insbesondere auf Kleinstbetriebe zurückzuführen, deren Ausbildungsbeteiligung kontinuierlich sinkt", heißt es in dem Bericht.
    Wenn Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen
    Demgegenüber stehen zwar 165.000 junge Menschen, die eine Lehrstelle suchen. Sie kamen aber nicht zum Zuge, weil sie entweder nicht ausreichend qualifiziert waren, sich für andere Berufe als die gesuchten interessierten oder, weil sie keine Lehrstelle gefunden haben, sich zur Überbrückung in einer Übergangsmaßnahme befinden.
    Dieses "Matching"-Problem, dass Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt offenbar nicht zusammenpassen, ist bereits in den letzten Jahren aufgetreten. Mit den aktuellen Zahlen hat sich dieser Trend aber noch einmal verschärft. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist laut Statistischem Bundesamt auf einem historischen Tiefstand angekommen.
    Nur 516.000 junge Menschen begannen im Jahr 2015 eine Lehre – damit ist der Vorsprung der Auszubildenden gegenüber den Studienanfängern nur noch sehr gering.
    Durchlässigkeit zwischen Hochschule und dualen Studium erhöhen
    Um mehr Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen, hat Bundesbildungsministerin Wanka ein rund eine Milliarde teures Berufseinstiegsprogramm aufgelegt, mit dem verstärkt auch an Gymnasien für Lehrberufe geworben werden soll.
    Außerdem will sie die Durchlässigkeit zwischen Hochschule und dualem System erhöhen. Vor allem Studienabbrechern solle der Übergang erleichtert werden. Denn deren Zahl ist weiterhin hoch: An Hochschulen scheitert jeder dritte, an Fachhochschulen jeder vierte Studierende. Aber auch im Ausbildungsbetrieb sind die Abbrecherquoten hoch: Hier löst jeder vierte seinen Ausbildungsvertrag vorzeitig auf.