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Berufseinstieg
Eine Ausbildung für Akademiker: Das Traineeship

Ähnlich wie bei einem Praktikum durchlaufen Trainees verschiedene Arbeitsbereiche eines Unternehmens. Ein Traineeship kann der Start einer steilen Karriere sein - ist aber nicht für jeden das Richtige.

Von Afanasia Zwick | 01.05.2014
    Die Hochhauskulisse der Bankenmetropole Frankfurt am Main ragt hinter dem Stadtteil Sachsenhausen hervor.
    Viele Trainees arbeiten in Banken - zum Beispiel in Frankfurt am Main - oder großen Konzernen. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Im 14. Stockwerk der Hauptzentrale der Deutschen Bank hat Anne-Kathrin Brehm ihren Arbeitsplatz. Wenn sie morgens kommt, fällt ...
    "... der erste Blick natürlich immer auf den Postkorb, ob irgendeine neue Mail vom Kunden beispielsweise rein gekommen ist."
    Die 24-Jährige hat vor allem zwei Aufgabenbereiche: Organisieren und recherchieren. Das heißt, sie telefoniert mit Kunden, nimmt an den von ihr vorbereiteten Meetings teil, und arbeitet ihren Vorgesetzten zu, zum Beispiel ...
    "... dass man sich über den Kunden informiert, Internetrecherchen betreibt, wie der Kunde derzeit tätig ist, in welchen Ländern er beispielsweise einen Hauptfokus auf das Geschäft hat und diese Informationen trägt man dann zusammen."
    Trotz der vielen Büroarbeit empfindet sie das Traineeprogramm als sehr vielfältig und lehrreich - also nur rumsitzen? Fehlanzeige! Innerhalb der vergangenen zehn Monate habe sie sich kein einziges Mal gelangweilt, sagt sie. Der Grund: die häufigen Wechsel zwischen den einzelnen Abteilungen. Dafür dürfe man jedoch kein schüchterner Typ sein:
    "Weil dadurch, dass man ja viele verschiedene Rotationen durchläuft, in verschiedene Teams kommt, ist es hilfreich, wenn man gut auf Leute zugehen kann. Weil bei sehr kurzen Rotationen von manchmal nur zwei Wochen hilft es schon sehr, wenn man auf der kommunikativen Ebene eine Stärke hat."
    Offen und selbstbewusst ist auch Marcel Göldner. Er sitzt nur wenige Banktürme weiter in der Zentrale der Landesbank Hessen Thüringen, kurz Helaba. Auf dem Weg in die Kantine erzählt er, was er nachmittags noch alles zu erledigen hat:
    "Ich habe aktuell eine Vorlage, die ich für meinen Chef schreiben muss. Und da gibt es noch verschiedene Dinge, nachdem wir heute Morgen Rücksprache gehalten haben. Und nach dem Mittagessen werde ich einfach diese noch bereinigen, und dann die Vorlage wieder mit meinem Chef besprechen."
    Traineeship oder Direkteinstieg?
    Zu dem hat er ein recht gutes Verhältnis. Bei allen Fragen könne er sich vertrauensvoll an ihn wenden, sagt er. Schon im Vorstellungsgespräch lernten sie sich kennen. Zunächst hatte der 28-Jährige als Werkstudent in der Helaba gearbeitet. Ähnlich wie Anne-Kathrin Brehm, die in der Deutschen Bank zuvor vier Mal Praktikantin war und auch dort ihre Bachelorarbeit geschrieben hat, war auch Marcel Göldner recht schnell klar: Auch das Traineeprogramm will er in der Helaba absolvieren:
    "Dadurch, dass damals die Stellenausschreibung hierfür für den Trainee im Corporate Finance schon rausgekommen ist, habe ich die Chance damals einfach genutzt und den Personalverantwortlichen angerufen. Ich hab den dann später noch mal persönlich getroffen auf einer Jobmesse. Und nach der Jobmesse hab ich mich dann beworben und wurde dann relativ zügig eingeladen zum ersten Gespräch."
    Als Trainee arbeitet er nun Verträge aus, bearbeitet Anfragen, wenn Kunden Neugeschäfte tätigen wollen, oder beaufsichtigt bereits bestehende Geschäftskontakte. Das alles hätte er zwar auch direkt nach seinem Studium gekonnt, der große Unterschied zum Direkteinstieg seien aber die Karrierechancen durch das Traineeship:
    "Wenn jemand wirklich darauf aus ist, später mal Führungsaufgaben zu übernehmen und sich auch nach der Uni weiterentwickeln will, dann würde ich auf jeden Fall Traineeprogramm empfehlen. Wenn jemand sagt, er will eine Spezialkraft-Stelle, in der er später auch fachlich top sein will, aber keine Führungsverantwortung, im Sinne von Personalverantwortung, übernehmen will, dann ist vielleicht ein Direkteinstieg auf eine spezialisierte Stelle das Bessere."
    Eine Führungsposition schwebt auch Anne-Kathrin Brehm vor. In welchem Bereich genau, weiß sie noch nicht. Durch die verschiedenen Trainings aber, die auch meistens im reellen Arbeitsalltag durchgeführt wurden - zum Beispiel "Wie überzeuge ich einen Kunden von einem Produkt?"- konnte sie sich noch einmal orientieren. Ob sie nun in zwei Monaten, nach Abschluss des Programms, im persönlichen Kundenkontakt oder im analytischen Produkt-Bereich "platziert" wird - wie es im Fachjargon heißt- , ist noch unklar.
    Fest steht nur: Der Einblick in die verschiedenen Abteilungen hat ihr gefallen. Und noch ein anderer Vorteil:
    "Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Networking-Faktor. Weil man hier im Vergleich zum Direkteinstieg vielmehr die Möglichkeit besitzt, sich zu vernetzen. Sei es mit den Kollegen, mit den anderen Trainees. Da gibt es sehr viel mehr Möglichkeiten als während eines Direkteinstiegs, wo man sich doch mehr auf die eigentliche Arbeit, die einem zugewiesen wird, fokussiert."
    Insofern wird sie wohl in den 38 Stockwerken, die die Hauptzentrale der Deutsche Bank zählt, wohl künftig ein paar Etagen höher sitzen.