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Beschädigungen, Gewalt und Mobbing an Schulen

Einige Fälle von Gewalt an Schulen gehen derzeit durch die Presse. In ganz Deutschland gibt es Fälle. In Köln ist nach einer Schlägerei auf dem Schulhof ein Schüler sogar an den Verletzungen verstorben. Ein Überblick.

von Susanne Schrammar | 18.06.2011
    Garbsen bei Hannover. Der Schulleiter der Nikolaus-Kopernikus-Hauptschule wendet sich vor einigen Woche in einem Brandbrief an die Schulbehörde, die Stadt und die Polizei. Die Schule liegt in einem sogenannten Brennpunkt, 95 verschiedene Nationen leben hier, die Arbeitslosenquote ist hoch. Der Rektor fordert mehr Polizeipräsenz und Videoüberwachung an der Schule und schildert dramatische Zustände. In den vergangenen Monaten gab es gleich mehrere gravierende Gewaltdelikte. Polizeisprecher Stefan Wittke:

    "Die Beschädigungen mehrerer Lehrerautos, wo Scheiben zerstört worden sind. Dann gab es im November vergangenen Jahres außerhalb der Schulzeiten eine sich anbahnende Massenschlägerei hier auf dem Schulgelände und dann gab es durch einen jetzt suspendierten Schüler den sehr unschönen Vorfall, dass er eine in den Klassenraum hineinkommende junge Lehrerin mit einem Stuhl beworfen hat. Er hat sie nicht getroffen, aber der Vorfall als solcher war sicher besorgniserregend genug."

    Der Hilferuf der Schule sorgt für bundesweite Schlagzeilen. Der Garbsener Bürgermeister sorgt sich um eine Stigmatisierung der Schüler, lehnt eine Kameraüberwachung ab. Die Polizeibehörden und das niedersächsische Kultusministerium beraten derzeit über ein Sicherheitskonzept an der Hauptschule. Nach einem Besuch vor Ort kündigt Kultusminister Bernd Althusmann Präventionsmaßnahmen unter anderem in Form von Rugby- oder Boxkursen an der Schule an und stellt in Aussicht, in das junge überwiegend weibliche Kollegium mehr männliche Lehrer einsetzen zu wollen:

    "Gewalt hat an einer niedersächsischen Schule überhaupt nichts zu suchen und dafür werden wir auch alles Notwendige tun."

    Sottrum in Niedersachsen. Ein 14jähriger Realschüler wird über Monate hinweg von Mitschülern gehänselt und geärgert. Mitte Mai eskaliert die Situation. Einer der Mobber greift den 14jährigen körperlich an. Der zieht ein Taschenmesser, das er seit Wochen mit in die Schule gebracht hat. Zu seiner Verteidigung, wie er sagt. Der 14jährige verletzt einen Gleichaltrigen leicht am Rücken.
    Berlin. In einem Internetforum wird eine 17jährige von ihren Mitschülern wiederholt auf Übelste beschimpft und verleumdet. Die Sprache ist drastisch, die Gemeinheiten explizit. Jemand droht ihr sogar Schläge an. Ein 17jähriger Freund, der sie vor der Hetzjagd im Netz friedlich verteidigen will, wird im März dieses Jahres auf einem Parkplatz von etwa 20 Jugendlichen krankenhausreif geschlagen. Sei Angreifer schlagen und treten so lange auf den Jungen ein, bis er bewusstlos am Boden liegt.

    Oldenburg. Zum Auftakt des Deutschen Präventionstages Mitte Mai veranstalten 3000 Schüler einen Protestmarsch gegen das sogenannte Cyber-Mobbing. Kurz zuvor hatte die Leitung der Waldschule Sandkrug bei Oldenburg Alarm geschlagen. Das sogenannte Cyber-Mobbing habe inzwischen erschreckende Ausmaße angenommen. Fälle von Beleidigungen und Bedrohungen gegen Schüler im Internet häuften sich. Der Schulleiter und das Kollegium wussten sich nicht mehr anders zu helfen, als das Problem öffentlich zu machen.

    Köln, Ende Mai. Während der großen Pause in der Gustav-Heinemann-Hauptschule rempelt ein Neuntklässler versehentlich einen Mitschüler an. Der Neuntklässler ist ausgebildeter Streitschlichter und entschuldigt sich sofort. Der Angerempelte findet sich mit der Entschuldigung des 14jährigen jedoch nicht ab. Einige Stunden später geht er unvermittelt und von hinten auf ihn los. Mehrfach schlägt er den Jungen auf den Kopf, Zeugen berichten, der Jugendliche habe dem Gleichaltrigen sein Knie gegen den Schädel gerammt. Polizeisprecherin Nadine Perske:

    "Nach unseren Erkenntnissen ist die ganze Sache gegen 13.15 Uhr nach Schulende auf dem Schulhof passiert. Als die Polizei eintraf, lag einer der Schüler auf dem Boden, der 14jährige wurde massiv angegangen. Er musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Nach Angaben der Ärzte besteht akute Lebensgefahr."

    Vergangene Woche erlag der 14jährige seinen schweren Verletzungen.