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Bestrahlen, Verformen, Bewerfen, Einhüllen
Wenn Sterne sich zu nah kommen

Die meisten Sterne sind nicht allein: Häufig kreisen zwei oder mehr Sterne umeinander. Sind die Sterne dabei sehr weit voneinander entfernt, entwickeln sie sich so, als wären sie Einzelsterne wie unsere Sonne. Sind sich die Sterne allerdings recht nah, dann machen sie sich gegenseitig das Leben schwer.

Von Dirk Lorenzen | 21.02.2018
    Künstlerische Darstellung, wie Materie von einem aufgeblähten Stern zu einem kompakten Begleiter strömt
    Künstlerische Darstellung, wie Materie von einem aufgeblähten Stern zu einem kompakten Begleiter strömt (Saxton/NRAO/AUI/NSF)
    Am harmlosesten ist noch, wenn eine oder beide Komponenten in einem Doppelsystem viel Gas und Strahlung in den Weltraum abgeben. Denn nur ganz selten verdampft ein sehr heißer Stern mit seiner Strahlung geradezu den Partner – und auch die Partikelströme haben meist keinen Einfluss, es sei denn, sie stammen von einem Neutronenstern.
    Deutlich dramatischer wird es, wenn sich Sterne auf einen Abstand von einigen Durchmessern nahe kommen. Die unterschiedlich starke Anziehungskraft auf die Vorder- und Rückseite eines Sterns führt dazu, dass dieser sich verformt – dies kann die chemische Durchmischung des Sterns und damit seine Entwicklung hemmen.
    Wenn einer der Sterne sich zum Roten Riesen aufgebläht hat, kann er seine äußeren Schichten oft nicht mehr an sich binden. Das Material fließt zum Partner – dies führt häufig zu explosiven Strahlungsausbrüchen.
    Der Extremfall bei den Doppelsternen ist die gemeinsame Hülle: Ein Stern bläht sich so weit auf, bis der Partner in den dünnen äußeren Schichten seine Bahn zieht. Von außen ist dann kaum mehr zu erkennen, dass es ein Doppelstern ist.
    Ob Verformung, Massentransfer oder gemeinsame Hülle: Für all diese Varianten bei Doppelsternen kennen die Astronomen im All zahlreiche Beispiele.