Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Besucherzahl beschränkt
Die French Open werden zur wirtschaftlichen Zitterpartie

Ursprünglich sollten 11.500 Besucher pro Tag zu den am kommenden Sonntag in Paris beginnenden French Open kommen dürfen. Jetzt dürfen maximal 5.000 Zuschauer pro Tag kommen, wie die Pariser Präfektur vorgab. Dem franzöischen Tennis-Verband drohen nun hohe Einnahmenverluste.

Von Suzanne Krause | 20.09.2020
Tennis French Open Roland Garros Paris 06.09.2020 *** Tennis French Open Roland Garros Paris 06 09 2020
Nicht mehr als 5.000 Besucher pro Tag dürfen bei den French Open auf das Gelände. Das hat die Pariser Präfektur vorgegeben. (imago images / Waldmüller)
Seit Auftakt der neuen Tennis-Saison werden die French Open das weltweit erste Turnier auf der offiziellen ATP- und WTA-Tour vor Publikum in den Zuschauerrängen sein. Ein Privileg, findet der französische Tennis-Verband. Schon Ende Juli hatte dessen Generaldirektor Jean-François Vilotte im französischen Fernsehen den Kurs vorgegeben. "Roland Garros unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen, kam für uns nie in Betracht. Natürlich dürfen wir das Virus nicht unterschätzen. Wir pochen auf die Einhaltung der Sicherheitsregeln, wir setzen auf die Disziplin des Publikums."
Verbandspräsident Bernard Giudicelli hob kürzlich bei einer Pressekonferenz hervor: "Bei den French Open können die Spieler wieder spüren, was die Zuschauer empfinden."
Der Verband setzt auf Zweckoptimismus. Im Frühsommer ging die French Open-Organisation von 20.000 Tagesbesuchern aus. Dann nahm die Corona-Pandemie neu Fahrt auf. Bis Mitte letzter Woche noch war somit die Rede von 11.500 Zuschauern. Um die aktuelle staatliche Vorgabe von maximal 5.000 Teilnehmern bei Großveranstaltungen zu umgehen, war für Roland Garros ein innovatives Konzept entwickelt worden. Das 12-Hektar große Gelände sollte in drei voneinander abgeschottete Zonen mit gesondertem Kartenverkauf unterteilt werden: Eine rund um das Herz der Anlage, das Philippe-Chatrier-Stadion, eine weitere rund um den Tennis-Court Suzanne Lenglen, eine dritte für das Stadion Simonne Mathieu. In den ersten beiden Zonen wären täglich je 5.000 Personen zugelassen worden, in der letzten 1.500.
Zahl der Tagesbesucher auf 5.000 beschränkt
Dass die Pariser Präfektur Donnerstag entschied, die Zahl der Tagesbesucher insgesamt auf 5.000 zu beschränken, ist für die Turnier-Leitung wie auch für viele Anreise willige Fans bitter. Zutritt - natürlich mit Maske - haben nun nur noch jene mit Tickets für das Philippe Chatrier-Stadion, alle anderen erhalten ihr Geld zurück.
"Alle Spielerinnen und Spieler und ihre Teams werden bei der Ankunft in Paris auf Covid-19 getestet, regelmäßig werden weitere Tests durchgeführt", erklärt Turnier-Direktor Guy Forget. "Als Pflichtunterkunft für alle wurden zwei benachbarte Hotels reserviert. Und Zugang zum Roland-Garros-Gelände haben Sportlerinnen und Sportler nur an ihren Spieltagen."
Tennisprofi Laura Siegemund 
"Habe mich sicher gefühlt"
Als erste Deutsche seit 35 Jahren hat Laura Siegemund bei den US Open den Titel im Damendoppel gewonnen. Die Veranstalter lobt die 32-Jährige für ihre Corona-Maßnahmen, äußert aber auch Kritik.
Wenig Änderungen hingegen gebe es beim Programm, versichert Forget. "Trotz der Gesundheits-Krise sollen mehr als 750 Matches bestritten werden. Wir haben beschlossen, das herkömmliche Programm fast komplett anzubieten. Und insbesondere, die Qualifikationen in der gewohnten Form durchzuführen, wie ebenso die Junior und die Wheelchair-Turniere. Es liegt uns sehr am Herzen, dass alle Kategorien von Spielerinnen und Spielern am Turnier teilnehmen können."
Bei der Pressekonferenz verkündeten die Verbands-Verantwortlichen: Bei den French Open würden alle Stars antreten. Doch einen Tag später meldete der TV-Kanal TV5 Monde: "Ein erster harter Schlag für die Organisatoren von Roland Garros: Ashleigh Barty, Nummer Eins auf der Weltrangliste, letztjährige French Open-Siegerin, wirft wegen der Corona-Pandemie das Handtuch."
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen dürfte die diesjährige Ausgabe der French Open als Zitterpartie in die Annalen eingehen. Auch im wirtschaftlichen Bereich. 2019 lockte Roland Garros 520.000 Besucher an, ein absoluter Rekord. Dieses Jahr werden es gerade mal 75.000 sein. Dem französischen Tennis-Verband drohen hohe Einnahmeverluste. Wohl weit über ein Manko von 120 Millionen Euro hinaus, von dem kürzlich noch war die Rede war. Denn bei dieser Kalkulation ging man noch von einer Besucherzahl aus, die mehr als doppelt so hoch war wie nun de facto zugelassen. Bernard Giudicelli, Präsident des französischen Tennis-Verbands, gibt sich gelassen. "Das Wichtigste ist doch, dass auf den Zuschauerrängen wieder Leben einzieht."